Immer noch Nickis Sicht:
Mitten in der Nacht, in tiefer Finsternis, wachte ich auf, weil meine Schwester sich in meinen Armen verkrampfte und dann schreiend zusammen krümmte.
Oh nein, nicht schon wieder...
Schnell zog ich sie enger an mich und fuhr ihr beruhigend über die Haare.
"Sssscccchhhh... Alles gut, es ist nur ein Traum." versuchte ich sie weiter zu beruhigen.
Pacha schreckte ebenfalls aus seinem Schlaf hoch und blickte sich verwirrt in dem, vom durch's Fenster fallenden Mondlicht, erhellten Zimmer um. Mesme schrie noch einmal ohrenbetäubend laut auf und schreckte dann aus dem Albtraum hoch. Dabei setzte sie sich so ruckartig auf, dass sie mir beinahe eine Kopfnuss verpasst hätte, direkt im Anschluss stöhnte sie gequält auf und hielt sich, mit inzwischen tränenüberströmten Gesicht, den Brustkorb. Ich setzte mich ebenfalls auf und zog meine Schwester, die mit bebenden Lippen anfing zu wimmern, in meine Arme. Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht an meiner Schulter und ich hielt sie schweigend fest.
Auch im Krankenhaus hatte sie öfters Albträume von meiner Erzrivalin und ihren grausamen Foltermethoden gehabt.
Pacha schien immer noch recht verstört zu sein und legte winselnd seinen großen Kopf auf Mesmes Schoß ab.
Und es dauerte sehr lange, bis sie aufhörte zu weinen und wieder einschlief. Jeder einzelne Schluchzer erinnerte mich schmerzhaft an das, was Black D ihr angetan hatte.
Dafür wirst du noch bitter büßen!
Mesmes Sicht:
Ich saß auf unserer Matratze im Schneidersitz, Pacha hatte seine Schnauze auf meinem Oberschenkel abgelegt und ich streichelte ihm gedankenverloren durch das weiche Fell. Ich konnte immer noch nicht so ganz glauben, dass ich jetzt einen Wolfshund, oder was auch immer er genau war, hatte. Er wich mir kein einziges Mal von der Seite und blieb immer in meiner Nähe.
Jetzt gerade plagten mich aber schreckliche Schmerzen am Rücken und im Brustkorb, ich war so intelligent gewesen und hatte mich selbst aufgesetzt und nicht darauf warten wollen, dass Nicki mir half.
Ja und dann waren da noch die quälenden Erinnerungen an meinen Albtraum, es war ein Traum ohne Farben, ein Traum voller Schmerzen. Ich hasste diese Art von Träumen, meistens waren es Erinnerungen, Erinnerungen an scheußliche Dinge. Sie waren wie in der Realität stockfinster und ich spürte alles überdeutlich, den Schmerz, die Angst.
Ich saß mit dem Rücken zu meinem Bruder, während er meine Creme und Tabletten herauskramte. Er kniete sich hinter mich und ich zog schweigend mein T-Shirt über den Kopf. Seine Finger verteilten vorsichtig die kühle Creme auf den langen Schnitten, die sich quer über meinen Rücken zogen und die Schmerzen ließen langsam nach.
Als er fertig war, zog ich mir nicht sofort wieder mein Shirt über, sondern fragte leise und mit brüchiger Stimme: "Sieht es schlimm aus?"
Natürlich sah es schlimm aus! Wieso hoffte ich auch noch auf das Gegenteil?!
"Mesme, das verheilt doch, es bleibt ja nicht ewig..." flüsterte er sanft.
Ich schüttelte traurig den Kopf.
"Doch, die Narben werden für immer bleiben..." hauchte ich und konnte nicht verhindern, dass mir eine Träne die Wangen hinunter floss.
Es tat so furchtbar weh! Zu wissen, dass ich auf ewig so entstellt bleiben würde, dass man mich nie wieder als schön würde bezeichnen können. Dass Black D sich für immer in meinem Rücken verewigt hatte. Diese Narben waren ihr Werk und sie würden jeden an genau das erinnern.
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Blind Junk Hood Girl
Teen FictionDie Welt durch Menesmes Augen sehen. Schwarz und dunkel. Aber ist die Welt wirklich nur schwarz und dunkel, wenn man blind ist? Oder entdeckt man vielleicht etwas, das Augen nicht erfassen können? Menesme sieht die Welt mit ganz anderen Augen, si...