Immer noch Josh's Sicht:
Schweißgebadet schreckte ich aus meinem Traum hoch und fand mich in Menesmes Krankenzimmer wieder. Leicht panisch sah ich zu ihrem Bett, sie lag immer noch friedlich da und schlief, das Gerät hinter ihr zeichnete einen gleichmäßigen Puls auf.
Nur ein Traum... Es war nur ein Traum... dachte ich erleichtert.
Ich war wohl auf dem Stuhl neben ihrem Bett eingeschlafen, Nick saß unverändert auf der anderen Seite ihres Bettes und hielt immer noch ihre Hand. Als der Arzt uns vor wenigen Stunden rausschicken wollte, hatte Menesme seine Hand nicht mehr losgelassen, selbst als sie schon eingeschlafen war.
Außer uns beiden war niemand mehr im Zimmer, es klopfte leise und ich rappelte mich gähnend auf. Hinter der Tür wartete kein anderer als Joe.
Mist, die hab ich ja total vergessen!
Der Arzt hatte ihnen mit Sicherheit gesagt, was passiert war, wie es ihr ging und dass sie Ruhe brauchte und sowas, aber Nick und ich hatten das Zimmer nicht mehr verlassen. Mich wunderte, dass sie noch immer hier waren und warteten, es war bereits früher morgen.
"Hey Mann" begrüßte er mich und schlug ein. "Wie geht's ihr?" fragte er dann weiter, er klang ziemlich müde.
"Soweit ganz gut, denke ich. Sie hat 'ne Menge Schmerzmittel bekommen." antwortete ich ebenfalls müde.
"Dürfen wir heute noch zu ihr?" fragte er hoffnungsvoll weiter. Ich überlegte kurz, suchte den Gang nach irgendwelchen Ärzten und Schwestern ab und antwortete dann: "Drei von euch, für fünf Minuten. Macht das unter euch aus, wer rein darf. Und seid leise, sie schläft." Joe machte ein Gesicht, wie wenn man einem kleinen Kind einen Riesenlolli schenkte, und drehte sich "Ich geh auf jeden Fall rein!" rufend zu den anderen rum. Ich hörte noch wie Proteste laut wurden, schloss dann aber wieder die Tür.
Schon lustig, wie viel dieses eine Mädchen uns allen bedeutete. Diese Jungs saßen stundenlang in diesem Gang, allein in der Hoffnung, irgendwann doch zu ihr zu dürfen.
Nach zehn Minuten steckte Joe seinen Kopf durch die Tür, er hatte also doch seinen Willen bekommen. Sein Blick huschte sofort zu Menesme und bedacht darauf, leise zu sein, trat er ein, gefolgt von Kyle und Ben.
Er und Nick hatten sich schon lange wieder vertragen, es war eigentlich alles so wie früher, nur dass Nick ihm wohl nie wieder seine Schwester anvertrauen würde.
Übertrieben vorsichtig schlich Joe zu ihrem Bett und musterte sie, dann huschte sein Blick zu dem Gerät meines Albtraums neben ihrem Bett. Plötzlich ertönte Menesmes leise Stimme und wir rissen alle überrascht die Augen auf.
"Nicki, wo bin ich?"
"Im Krankenhaus." sagte er sanft und streichelte ihren Handrücken.
"Schon wieder?" Daraufhin lachte ich leise, wenigstens ihren schrägen Humor hatte sie noch.
Diesmal antwortete ich. "Ja schon wieder, Cara mia." Und drückte ihre andere Hand.
"Ist das der Arzt?" fragte sie und ich wusste, dass sie die Jungs meinte, deren Anwesenheit sie wahrscheinlich gespürt hatte. In sowas war sie gut, vor ihr konnte man sich einfach nicht verstecken.
"Nein, wir sinds." antwortete Joe grinsend.
Menesme lachte leise, zuckte dann aber zusammen. "Ich weiß ja nicht... auf welchem Stand dein Gehirn inzwischen ist... aber ich bin immer noch blind, Joe. Ich hab also... keine Ahnung... wer da noch ist." sagte sie schwer atmend.
"Ouh ähm ja, also ich, Kyle und Ben." antwortete Joe schnell.
Ich schenkte ihm aber keine Beachtung mehr, ich machte mir Sorgen um meine Freundin, der es gerade offenbar nicht so prickelnd ging. "Hey Cara mia, alles okay? Hast du Schmerzen? Soll ich den Arzt rufen?" fragte ich besorgt.
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Blind Junk Hood Girl
Teen FictionDie Welt durch Menesmes Augen sehen. Schwarz und dunkel. Aber ist die Welt wirklich nur schwarz und dunkel, wenn man blind ist? Oder entdeckt man vielleicht etwas, das Augen nicht erfassen können? Menesme sieht die Welt mit ganz anderen Augen, si...