Blind Junk Hood Girl

20. Kapitel

Mesmes Sicht:

Ich wachte mit einem Stöhnen auf und versuchte mich zu erinnern, was geschehen war.

Josh und ich im Park... fiel mir wieder ein.

Ich bin erstickt.

Bin ich tot?! Nein, nein ich will nicht tot sein! Ich muss doch bei Nicki und Josh sein!

Josh...

Ging es ihm gut? Was hatten sie ihm angetan? Und war ich wirklich tot? Ich öffnete die Augen.

Schwarz.

Wie immer, also war ich doch nicht tot. Plötzlich hörte ich eine tiefe Stimme, die klang, als wäre das der mieseste Tag seines Lebens.

"Sie ist wach."

Schlagartig wurde mir bewusst, wo ich mich befand oder eher gesagt, in welcher Position ich mich befand. Ich hing in der Luft, ein raues Seil rieb unangenehm an meinen Handgelenken. Meine Arme schmerzten von der Last meines Körpers und meine Handgelenke brannten höllisch.

Moment mal, warum hing ich in der Luft?!

Meine Gedanken wurden von einer weiteren Stimme unterbrochen, diese war weiblich. "Das Prinzesschen ist also aufgewacht. Na wie geht's unserem kleinen Gast?" sprach die Stimme höhnisch. "Ist es dir zu dunkel?" Ein grauenhaftes Lachen erklang, bei dem sich mir die Nackenhaare aufstellten.

Ohne auf ihre Stichelei einzugehen fragte ich: "Wo bin ich und wer bist du? Und was habt ihr mit Josh gemacht? Geht es ihm gut?" Bei der Erwähnung seines Namens konnte ich nicht verhindern, dass ich ziemlich panisch klang.

"Dem Jungen geht's gut, seine Freunde müssten ihn inzwischen aufgegabelt haben. Er hat wahrscheinlich Kopfschmerzen, aber er wird's überleben, er ist ja auch nicht unser Ziel." Ich legte die Stirn in Falten. "Du weißt wirklich nicht wer ich bin oder?" fragte sie und klang dabei irgendwie belustigt.

Hatte die irgendwie 'nen leichten Schaden oder so? Dachte sie, ihre "böse" Lache würde irgendwie eine beängstigende Wirkung haben? Das klang einfach nur krank und total gestört. Das was mir Angst machte, war die Tatsache, offensichtlich eine Irre vor mir zu haben und so nebenbei auch meine ziemlich unangenehme Position. Man hing schließlich nicht einfach, weil jemand dachte, das könnte einem Spaß machen, von der Decke.

"Ich bin Black D, Midnight. Und du befindest dich in meinem  Territorium." Black D war die Anführerin der Dragons, sie und mein Bruder konnten sich nicht ausstehen.

Na klasse. Das kann ja nur gut ausgehen...

Midnight war mein Gang-Name, unter "Fremden", also Personen die einem nicht gerade nahe standen oder Mitglied einer anderen Gang waren, wurden nur diese Namen benutzt. Ich hing also in einem Raum, irgendwo im Territorium der Erzfeindin meines Bruders, von der Decke herab. Das waren doch schon mal tolle Aussichten...

Da ich dieser leicht kranken Anführerin anscheinend alles aus der Nase ziehen musste, seufzte ich und stellte die nächste Frage. "Was willst du?"

Ein höhnisches Lachen erklang und ließ mich erschaudern. Krank... 

"Das, was dein aufgeblasener Bruder mir einst weg genommen hat. Ich will mein Territorium zurück!" schrie sie und klang dabei ganz dezent irre.

Ich seufzte, als müsste ich einem kleinen bockigen Kind erklären, dass es seinen Lolli jetzt nicht bekommen würde, und fuhr dann auch in genau so einem Ton fort.

"Das westliche Viertel hat nie dir gehört, sieh's endlich ein. Du hast dich im östlichen Viertel breit gemacht und dann kamen eben wir und wir sind nunmal viel schneller gewachsen, als die Dragons. Wir haben das westliche Territorium eingenommen, bevor du überhaupt wusstest, dass es größer war als deins und noch dazu unbesetzt. Du bist selbst schuld, du warst wohl zu langsam." Kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, wurde mir bewusst, dass ich damit den Bogen ein klein wenig überspannt hatte. Ich spürte einen knappen Windhauch an meiner Wange und wollte den Kopf wegdrehen, bereits ahnend was diesen kleinen Luftstoß ausgelöst hatte, was sich aber als recht schwierig herausstellte, wenn man an einem Seil von der Decke hing. Ihre Faust krachte also erbarmungslos in mein Gesicht. Durch den Stoß schaukelte ich kurz hin und her und machte dann interessante Gesichtsverrenkungen, um die Schmerzen, die von meiner Nase ausgingen, zu vertreiben.