Entkommen
Nickis Sicht:
Grün und blau geschlagen stolperte ich durch die offene Zellentür und flog über eine kleine Vertiefung im steinigen Boden. Mit einem Stöhnen ging ich zu Boden und versuchte mich mit einer Hand abzufangen, doch diese gab bei dem, durch den harten Aufprall aufflammenden Schmerz in meiner verwundeten Schulter, sofort nach und ich stürzte mit dem Gesicht voran auf den Boden. Eine Welle des Schmerzes explodierte in meinem Kopf und ich krümmte mich stöhnend zusammen.
Doch außer des Schmerzes, der sich in meinem gesamten Körper auszubreiten schien vernahm ich noch etwas anderes.
Ein ängstliches Wimmern. Definitiv von einem Mädchen stammend.
Ich öffnete die Augen und richtete mich ein wenig auf, um die dunkle Zelle besser absuchen zu können. Einige Meter von mir entfernt, kauerte eine verängstigte kleine Gestalt in einer Ecke und versuchte sich verzweifelt noch kleiner und unscheinbarer zu machen.
Ächzend zog ich mich über den schmutzigen kalten Boden, zur hinteren Wand hin und lehnte mich dann erschöpft gegen diese. Wieder ertönte dieses verängstigte Wimmern. Ich richtete meinen Blick auf die kleine, kaum zu erkennende Gestalt in der Ecke und sah wie sie sich noch tiefer in die Ecke zu zwängen versuchte. Ich wusste, dass das was ihre Angst betraf vollkommen kontraproduktiv war, doch es musste sein. Stöhnend brachte ich mich in eine aufrechtere Position und zog mir umständlich das Blutverklebte Shirt über den Kopf, knüllte es zusammen und drückte es auf meine Wunde, dann öffnete ich den Gürtel und entfernte ihn von meiner Hose. Aus der Ecke ertönte ein angsterfülltes Fiepen, doch ich machte unbeirrt weiter, legte mir den Gürtel um die Hüften und zog ihn zu einem behelfsmäßigen Druckverband fest. Dann atmete ich auf und lehnte mich wieder zurück.
"Entspann dich. Ich werde dir nichts tun." murmelte ich erschöpft und versuchte es mit einem kleinen aufmunternden Lächeln in ihre Richtung, das aber ziemlich schrecklich aussehen musste, in meinem vor Schmerzen verkrampften Gesicht und mit der aufgeplatzten Lippe. "Ich brauch nur ein bisschen Ruhe. Ein paar Minuten nur..." Und damit schloss ich die Augen und versuchte mich ein klein wenig zu entspannen, so gut das eben ging, wenn man zusammengeschlagen, in einer kalten Zelle auf dem Boden hockte. Mit geschlossenen Augen saß ich also da an diese kalte Wand gelehnt und lauschte. Ich hörte wie sie sich immer wieder kurz bewegte und nach einer gefühlten Ewigkeit, hörte ich sie endlich etwas entspannter ausatmen. Mein gesamter Körper schrie mich an, ich solle gefälligst sitzen bleiben und mich ausruhen, doch dafür war keine Zeit. Vielleicht würde Tajo uns tatsächlich gehen lassen, doch ich wollte mir gar nicht ausmalen, was er davor mit uns anstellen würde. Langsam öffnete ich die Augen und richtete mich mühselig wieder auf. Sofort regte sie sich. Ächzend kam ich auf die Beine und schritt schwerfällig in ihre Richtung, bei jedem Schritt mich an der rauen Wand abstützend. Wieder begann sie zu wimmern und unruhig hin und her zu rutschen, doch ich lief weiter, bis ich etwa einen halben Meter vor ihr stand, und ließ mich dann wieder auf den Boden sinken.
"Du bist Elane richtig?" fragte ich leise und versuchte möglichst sanft und wenig furchteinflößend zu klingen.
"Woher kennst du...?" setzte sie an.
"Don schickt mich." erklärte ich schnell um zu verhindern, dass sie in Panik geriet. Augenblicklich flammte ein kleiner Hoffnungsschimmer in ihren Augen auf.
"Er hat mich doch nicht vergessen..." murmelte sie mehr zu sich selbst als zu mir.
"Nein hat er nicht." Versicherte ich ihr. "Er hat jeden Tag an dich gedacht und an einem Plan gearbeitet, wie er dich hier rausholen kann. Er konnte nicht selbst herkommen, denn dann hätten sie dich getötet."
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Blind Junk Hood Girl
Novela JuvenilDie Welt durch Menesmes Augen sehen. Schwarz und dunkel. Aber ist die Welt wirklich nur schwarz und dunkel, wenn man blind ist? Oder entdeckt man vielleicht etwas, das Augen nicht erfassen können? Menesme sieht die Welt mit ganz anderen Augen, si...