Mesmes Sicht:
"Mes!!! Menesme!" schrie Emely von einiger Entfernung, trotzdem tauchte sie schon im nächsten Moment direkt neben mir auf und schrie mir wie ein irre gewordener Elefant ins Ohr: "Er hat mich gefragt!!!!"
Oh my goodness, die hyperventiliert ja voll!
"Wer hat dich was gefragt?" fragte ich irritiert und schob sie ein Stück von mir weg, da ich nicht auch noch taub werden wollte.
"Er hat mich gefragt, ob ich seine Freundin sein will!" schrie sie in einer Tonlage als würde sie gleich abkratzen.
Au, mein Ohr... Moment, was?!
"Nicki?" fragte ich geschockt.
"Jaaaaaa!" schrie sie, packte mich an den Schultern und schüttelte mich recht unsanft.
"Emely beruhig dich!" schnauzte ich sie an, da bekam man ja Kopfschmerzen!
"Tschuldigung" sagte sie schnell und hörte auf mich zu schütteln.
"Emely?" fragte ich ernst.
"Ja?" rief sie völlig überdreht.
"Du bist feil voll peinlich!" War ihr eigentlich klar, dass wir uns immer noch mitten auf einem Jahrmarkt befanden?!
"Das ist mir grad so egal! Ich bin der glücklichste Mensch auf der Welt!"
Jetzt fing sie auch noch an im Kreis zu springen, so hörte es sich jedenfalls an. Und ich konnte es mir bildlich vorstellen.
Hinter mir nahm ich ein "Au weia...." von Josh wahr und ja, in dem Moment hatte ich richtig Mitleid mit ihm, schließlich wohnten die beiden in einem Haus, und mit meinen Ohren.
Also da war ich so richtig froh, dass ich die verwunderten Blicke der ganzen Passanten um uns herum nicht sehen konnte. Allerdings konnte ich sie nahezu überdeutlich spüren.
Und Emely hatte nichts besseres zu tun, als weiterhin quietschend im Kreis zu hopsen.
Ich packte sie an den Armen, so dass sie kurz stehen bleiben musste und sagte eindringlich: "Wie wär's, wenn du jetzt wieder zu deinem Freund hopsen würdest?"
"Okay!" quietschte sie und hopste davon.
Oh man, mein Bruder tut mir leid... Wahrscheinlich bereut er's jetzt schon.
In Gedanken stellte ich mir gerade vor, wie mein Bruder schreiend vor seiner Freundin davon rannte.
Josh legte von hinten einen Arm um meine Taille und zog mich an sich. "Das hat aber gedauert..." murmelte er fast schon tadelnd.
"Du darfst hier eigentlich gar nichts sagen! Du hast viel länger gebraucht, bis du mich gefragt hast! Und ich musste dich erst küssen, sonst wären wir ja in drei Jahren noch nicht zusammen!" schimpfte ich und boxte ihn in die Seite.
"Quatsch! Ich hätte schon irgendwann gefragt... Und zu meiner Verteidigung: als ich mich in dich verliebt habe, waren wir noch voll jung! Das war einfach zu früh!" verteidigte er sich.
"Gib's doch einfach zu: Du hattest Schiss!" neckte ich ihn.
"Natürlich hatte ich Angst..." murmelte er mit einer plötzlichen Sanftheit in der Stimme. "Was wäre, wenn ich damals gefragt und du nein gesagt hättest, vielleicht weil du da einfach noch nichts für mich empfunden hattest... Ich hätte das nicht verkraftet. Und dann saßen wir irgendwann plötzlich da im Park und dann wusste ich es."
"Josh, ich habe schon immer etwas für dich empfunden, es war mir nur nie ganz bewusst... Du warst und bist meine erste große Liebe, ich habe nie zuvor so für jemanden empfunden und damals waren diese Gefühle so unbekannt und verwirrend für mich... Ich hab einfach versucht das alles zu ignorieren, einfach weil ich nicht verstehen konnte, was diese ganzen verrückten Gefühle, die du in mir auslöst, zu bedeuten hatten." Langsam fuhr ich mit dem Finger seine Gesichtskonturen nach. "Und... ich hatte auch Zweifel. Ich habe mich oft gefragt, und frage mich auch heute noch: Was will jemand wie du, von einer Behinderten wie mir?"
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Blind Junk Hood Girl
Teen FictionDie Welt durch Menesmes Augen sehen. Schwarz und dunkel. Aber ist die Welt wirklich nur schwarz und dunkel, wenn man blind ist? Oder entdeckt man vielleicht etwas, das Augen nicht erfassen können? Menesme sieht die Welt mit ganz anderen Augen, si...