10. Kapitel

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Immer noch Nickis Sicht:

Unbändige Wut schoss in mir hoch, ich rannte ohne zu zögern los und stieß mit voller Wucht den Kerl von ihr runter. Wir rollten ein gutes Stück über die Wiese und ich stürzte mich bei der ersten Gelegenheit auf ihn, klemmte ihn unter mir ein, wie er eben noch meine Schwester, und schlug mit aller Kraft auf ihn ein. 

Ich sah rot vor Wut, blendete alles aus und hörte nur noch das Rauschen des Blutes in meinen Ohren und das Aufprallen meiner Faust auf seinem Gesicht. 

Ich vernahm ein ekliges, knackendes Geräusch, das mir verriet, dass ich diesem widerlichen Hund die Nase gebrochen hatte. Ohne inne zu halten schlug ich weiter auf ihn ein, während er vollkommen wehrlos unter mir lag. 

Ich weiß nicht ob ich je aufgehört hätte auf ihn einzuschlagen, wenn mich nicht jemand von der Seite umgerannt hätte. Wutentbrannt wirbelte ich herum und sah einen weiteren Kerl, von dem ebenfalls eine mächtige Alkoholfahne ausging, ohne zu zögern holte ich aus und verpasste ihm einen Kinnhaken, völlig überrascht torkelte er nach hinten und ich verpasste ihm sofort einen weiteren Schlag gegen den Kopf und in die Magengrube. Ich drängte ihn mit meinen Schlägen immer weiter nach hinten, bis er schließlich stolperte und fiel. Blut strömte aus seiner Nase und aus dem Augenwinkel nahm ich auch den anderen Kerl wahr, der winselnd und mit einem Blut überströmten Gesicht auf dem Boden lag. Doch das ließ mich vollkommen kalt, ich stürzte mich wieder auf den Kerl und schlug seinen Kopf hart gegen den Asphalt. 

Ich weiß nicht, wie lange ich auf die Beiden eingeschlagen hatte, irgendwann machte Josh mich wieder auf meine Schwester aufmerksam, die weinend in seinen Armen lag. Ich bemerkte sofort das Blut, das aus einer Wunde über ihrem linken Auge und aus der Nase tropfte, erneut stieg Wut in mir auf und es kostete mich Unmengen an Selbstbeherrschung, mich nicht umzudrehen und die Beiden ins Koma zu prügeln. 

Weit entfernt waren sie davon nicht...

Ich kniete mich zu meiner Schwester hin und zog sie in meine Arme, dabei bemerkte ich auch das viele Blut, das meine Hände bedeckte. Zitternd und schluchzend klammerte sie sich an mich und ich drückte sie automatisch fester an meine Brust. 

"Alles wird gut. Ich bin hier... Ich lass dich nicht los..." flüsterte ich beruhigend auf sie ein, irgendwann zitterte sie nicht mehr so stark und ich nahm sie vorsichtig hoch. Ich brauchte überhaupt nichts zu sagen, ein Blick genügte und mein bester Freund verstand sofort. Er rief bei Hunter an und dieser holte uns mit seinem Jeep ab, wir übernachteten in dieser Nacht im Hauptquartier von Mesnick. 

Die Motorräder holten zwei Freunde von Hunter ab, wofür ich ihnen sehr dankbar war. Mesme hatte aufgehört zu schluchzen und klammerte sich nur noch an mir fest, wie eine Ertrinkende. 

Es gab, genau wie bei uns, ein Nebenzimmer in dem sich zwei Matratzen befanden, ich legte mich mit Mesme, ohne sie loszulassen, auf die eine und Josh sich auf die andere. Dort zog ich sie näher an mich, so dass ihr Kopf auf meiner Brust ruhte, wo sie dann auch irgendwann erschöpft einschlief.

Mesmes Sicht:

Die schrecklichen Kerle verfolgten mich bis in meine Träume und ich krallte mich an Nickis Shirt fest. 

Es war ein dunkler Traum, ein Traum ohne Farben, ein Traum in dem ich, wie im echten Leben auch, blind war. Es war ein Traum von schrecklichen Gefühlen, Händen auf meiner Haut, Schlägen in meinem Gesicht und nackter Angst. 

Ich wand mich unruhig und wollte schreien, ich spürte wieder den Druck dieses schweren Körpers auf meiner Hüfte und dann eine vertraute Hand die mich hielt. Irgendwie nahm ich im Traum wahr, dass es Nickis Hand war, doch der Traum war noch nicht zu Ende. 

Blind Junk Hood GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt