37. Kapitel ~Samstag~

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Mesmes Sicht:

Sechs Tage lang war ich nun schon in Frankreich. Und obwohl die Zeit mit Josh wirklich wunderschön war und ich es auch wirklich genoss mit ihm allein sein zu können, senkte sich meine Stimmung. Ich hatte Heimweh und vielleicht lagen meine Stimmungsschwankungen und meine momentan ein wenig depressive Down-Fase, auch daran, dass ich meine Tage hatte, aber auf jeden Fall war ich ziemlich ruhig, nachdenklich und, ja, deprimiert. 

Aber ich versuchte Josh zu liebe weiterhin fröhlich herum zu hopsen. 

Gerade saßen wir neben einander auf dem Sofa und er war in seinen Reiseführer vertieft, ich spielte gedankenverloren mit seinen Haaren.

"Und, was machen wir heute?" fragte ich strahlend, innerlich strahlte ich natürlich nicht und hoffte einfach, er würde das auch nicht bemerken.

"Hmm" machte er, er schien es wirklich nicht bemerkt zu haben. "Da gäbe es einen Fluss, auf dem wir Tretboot fahren könnten oder wir könnten zu einer Klippe am Meer hoch wandern...." murmelte er nachdenklich.

"Also ich bin für die Klippe." sagte ich grinsend und diesmal war das Grinsen auch echt.

"War ja klar, warum frage ich überhaupt noch? Aber von der werden wir nicht springen, die ist fast 25 Meter hoch." erwiderte er lachend. 

Und dann packten wir zwei Rucksäcke mit Getränken und Knabberzeugs voll. Ich wollte noch ein paar Apfelschnitzen machen und natürlich musste ich mir dabei in den Finger schneiden. 

War ja klar... 

Mit einem erschrockenen Aufschrei ließ ich das Messer auf den Tisch fallen und schüttelte vor Schmerzen wild meine Hand, während ich "Au, au, au" rufend im Kreis sprang und mir dann auch noch den Zeh an einem dieser blöden Stühle anschlagen musste. 

Also sprang ich auf einem Bein "Au, au, au" rufend weiter im Kreis, bis Josh mich lachend festhielt und meinte: "Hör auf im Kreis zu hopsen, du kleiner Hase und zeig mal her." Ich hielt ihm meinen inzwischen nassen Daumen vor die Nase und im nächsten Moment tupfte er mit irgendetwas die Wunde ab und drückte dann sanft einen Kuss auf den Schnitt. Ich lächelte mit Tränen in den Augen. 

Das tat echt weh! 

Also die Wunde, nicht der Kuss, der war ja voll süß. 

Dann klebte er mir noch schnell ein Pflaster auf meinen Daumen und drückte mir mit einem "So, das hätten wir" einen Kuss auf die Lippen. Ich selbst ärgerte mich jetzt darüber, dass ich es nicht einmal schaffte, einen dämlichen Apfel zu schneiden. 

Ich bekam ja auch wirklich gar nichts auf die Reihe... 

Dieser Vorfall sorgte natürlich nicht gerade dafür, dass sich meine eh schon recht angeschlagene Stimmung hob. 

Und mein Zeh tat weh...

Ich zog noch schnell die Fahrradhandschuhe, die ich von Heiko zum Geburtstag bekommen hatte, an und rief dann Pacha, der irgendwo rumflackte und sofort angetrottet kam. Dann stiegen wir wieder mal ins Auto.

Die Wanderung an sich war zwar ganz schön, so mit Josh einfach 'nen bescheuerten Berg zu einer Klippe hoch wandern, aber es war auch voll anstrengend. 

Vor allem weil Josh ein ziemliches Tempo vorlegte und mich ständig auslachte, wenn ich wieder langsamer wurde. Ich war zwar nicht gerade unsportlich, aber wandern war, wie ich ziemlich schnell herausfand, einfach nicht meins. Außerdem merkte ich mal wieder, dass meine Lunge nicht mehr das war, was sie vor meiner traumatisierenden Begegnung mit Black D gewesen war. 

Josh hatte es wahrscheinlich ganz vergessen und ahnte nicht, wie sehr mir meine Lunge bei dem Tempo zu schaffen machte und ich nahm es ihm auch nicht übel. Ich beschwerte mich so gut wie nie, wegen meiner Lunge, da war es nicht verwunderlich, wenn man es mal vergaß, ich vergaß es ja selbst oft. Und ich würde ihn jetzt auch nicht, wie so eine Memme, darauf aufmerksam machen.

Blind Junk Hood GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt