~Samstag~
Immer noch Josh's Sicht:
Angespannt hielt ich den Atem an, während mein Herz schmerzhaft gegen meine Rippen hämmerte.
Würde ich heute wirklich die Liebe meines Lebens verlieren? Und würde ich es tatsächlich über's Herz bringen, sie gehen zu lassen, so wie ich es ihr versprochen hatte?
Mein Herz krampfte sich allein bei dem Gedanken daran schmerzhaft zusammen.
Menesme war vollkommen still, ihr Gesicht verbarg sie an meiner Schulter.
Innerhalb weniger Minuten starb ich nun zum zweittausendsten Mal vor Angst und Anspannung, im Warten auf ihre Entscheidung. Mein Puls verlangsamte sich kein einziges Mal.
"Und wie sollen wir sie nennen?" ertönte plötzlich ihre leise Stimme und mir fiel ein unglaublich großer Stein vom Herzen.
"Wie viele willst du denn haben?" fragte ich mit bebender Stimme, während mir vor Erleichterung einige Tränen über die Wangen rannen und ich ein erlöstes Lachen ausstieß. Lächelnd legte ich den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
Sie bleibt bei mir... Sie bleibt bei mir... Gott, ich danke dir! Ich danke dir!
Ich zitterte am ganzen Körper vor Erleichterung.
"So drei?" fragte sie kaum hörbar und ich konnte ein schwaches Lächeln aus ihrer Stimme heraushören. Und dann zeigte sie auch endlich ihr wunderschönes Gesicht wieder und legte eine zarte Hand an meine Wange.
"Dann werden wir drei Kinder haben." sagte ich lächelnd, meine Stimme bebte immer noch. Sanft wischte sie mit ihren schlanken fingern meine feuchten Wangen ab und drückte vorsichtig ihre weichen Lippen auf meine.
"Ich musste einfach wissen, ob du mich gehen lassen würdest. Es tut mir leid..." flüsterte sie und drückte dabei ihre Stirn gegen meine.
"D-das heißt, du wolltest gar nicht springen?" fragte ich leicht verwirrt, erleichtert, wütend, entsetzt, aufgelöst und eben alles auf einmal.
"Doch..." Es war nicht mehr als ein Hauch, doch er sorgte dafür, dass mein Herz sich gleich wieder vor Angst zusammenkrampfte. "I-ich wollte es wirklich, aber... wie könnte ich dir das jemals antun? Oder Nicki? Ich werde für euch beide wahrscheinlich noch durch so viele Höllen gehen..." Der letzte Satz wurde begleitet von einem freudlosen Lachen, das mir einen kleinen Stich versetzte.
Am ganzen Körper zitternd zog ich sie enger an mich.
Ich bin deinetwegen auch schon durch so manche Höllen gegangen... dachte ich, traurig an die vielen Momente, in denen ich um ihr Leben gefürchtet hatte, zurückdenkend.
~Montag~
Mesmes Sicht:
Gestern waren wir schon ziemlich früh morgens in die Stadt gefahren und als wir so rumgebummelt waren, hatte ich plötzlich eine große Menschenmenge singen hören.
Und überrascht hatte ich festgestellt, dass sie deutsche Lieder sangen und die Lieder erzählten von Liebe, von einer Liebe, die mir bis dahin völlig unbekannt gewesen war. Völlig fasziniert hatte ich meinen Freund gepackt und in die Richtung gezerrt, aus der die Stimmen gekommen waren. Vor einem Haus hatte er mich dann angehalten, sonst wäre ich wohl einfach gegen die Wand gelaufen.
"Josh, wir müssen da rein!" hatte ich begeistert gerufen. In genau demselben Moment war ein Mann an uns vorbeigeeilt und anstatt, wie wir erwartet hatten und er es wahrscheinlich auch vorgehabt hatte, im Inneren des Hauses zu verschwinden, war er neben uns stehengeblieben.
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Blind Junk Hood Girl
Teen FictionDie Welt durch Menesmes Augen sehen. Schwarz und dunkel. Aber ist die Welt wirklich nur schwarz und dunkel, wenn man blind ist? Oder entdeckt man vielleicht etwas, das Augen nicht erfassen können? Menesme sieht die Welt mit ganz anderen Augen, si...