Blind Junk Hood Girl

26. Kapitel

Immer noch Josh's Sicht:

"Also, Black D hatte lange Zeit einen Geliebten. Die zwei haben einfach perfekt zusammen gepasst, die waren einfach für einander bestimmt. Der eine konnte nicht ohne den anderen und dann... dann hatte er einen Unfall, ist mit dem Motorrad in einen Fluss gecrasht. Außerhalb der Stadt. Sie hat seinen Tod nie so ganz verkraftet und dann ist sie irgendwann total wahnsinnig geworden. Wollte allem und jedem weh tun, sie dachte, sie könnte ihren Schmerz ausblenden, wenn sie anderen Schmerzen zufügte. Ich glaube, dass sie sich in ihrem Schmerz allein gefühlt hat und nicht mehr ertragen konnte, dass alle anderen ein so schönes Leben ohne Leid führten." 

Alle schwiegen betreten.

Wir leiden alle irgendwann... dachte ich traurig mit einem Blick auf Menesme.

"Wenn ihr Geliebter tot ist, wer war dann der Kerl auf dem Blutplatz?" schaltete ich mich ein.

Ja, Nick hatte den Ort nun offiziell "Blutplatz" getauft. Und der Name passte erschreckend gut.

"A-also das war Shadow. Ihr Stellvertreter, er hat sie geliebt, aber sie hat diese Gefühle nie erwidert, wie gesagt, sie ist über den Tod ihres Geliebten nie ganz hinweg gekommen."

"Du musst ihr ja sehr nahe gestanden haben, wenn du so viel über sie weißt..." meldete Menesme sich, zur Überraschung aller, leise zu Wort. Bis jetzt hatte sie sich vollkommen ruhig verhalten und kein Wort gesagt und ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie die Eidechse direkt ansprechen würde oder sich überhaupt irgendwie am Gespräch beteiligen würde. Auf ihren Kommentar hin senkte er seinen Blick und weckte somit sofort Misstrauen in mir.

"I-ich... also ich bin... ich bin ihr Cousin." gab er mit einem ängstlichen Blick zu mir zu. Mit großer Mühe schluckte ich den aufkommenden Zorn herunter und holte tief Luft, um mich zu beruhigen. Menesme legte daraufhin eine Hand auf mein Knie und half mir somit, mich ein wenig zu entspannen.

Wieder war ich derjenige der die Stille durchbrach. "Also, wenn die Anführerin tot und ihr Stellvertreter wahrscheinlich in Depressionen versunken ist, wer wird dann die Führung der Dragons übernehmen?" In meiner Stimme schwang mehr Hass mit als gewollt, und die Eidechse zuckte bei jedem meiner Worte zusammen.

In dem Moment bemerkte ich, dass sein Blick die ganze Zeit ängstlich von Menesme zu mir und von ihr zu Nick huschte.

Er wusste es.

Er wusste, was sie ihr angetan hatten. Wut kochte in mir hoch und allein Menesmes Hand, die weiterhin auf meinem Knie ruhte, hielt mich davon ab, aufzuspringen und ihn tot zu prügeln. 

Als er mir das nächste Mal in die Augen sah, zuckte er beim Anblick der Wut, die mir ins Gesicht geschrieben zu stehen schien, zusammen und wandte schnell den Blick ab.

Nick schien über meine Worte nachzudenken. "Vorausgesetzt Shadow fängt sich wieder, wird er die Führung der Dragons übernehmen und wir können dann nur hoffen, dass er nicht auf Rache aus ist. Ansonsten wird ein neuer Anführer gewählt, entweder von den Dragons selbst oder der Rat kommt zusammen." sagte er und starrte dabei nachdenklich zu Boden.

Der Rat bestand aus allen Gangleadern, die kamen aber auch wirklich nur in dringenden Notfällen zusammen und schafften es normalerweise sogar, sich bei den Treffen nicht gegenseitig zu zerfleischen. 

Normalerweise... 

Bei den Abstimmungen hatten alle nur eine Stimme und sie waren alle gleichwertig, egal wie groß die Gang war. Ich war schon oft bei solchen Treffen dabei gewesen, schließlich gingen die Leader da ja nicht ganz alleine hin, dass wäre viel zu riskant.