9. Kapitel

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Nickis Sicht:

Ich setzte mich zu meiner Schwester, die gerade das kleine Tresorschloss, das wir ebenfalls "geborgt" hatten, in ihren Rucksack steckte. Jetzt wusste ich wenigstens, warum die Beiden in der letzten Stunde so ruhig gewesen waren. 

Die Sonne ging langsam unter und vor gut zwanzig Minuten hatte ein vornehm aussehender Mann das Haus verlassen. Wir würden warten, bis es komplett dunkel sein würde und würden uns das Haus dann mal aus der Nähe anschauen. 

Die Sonne verschwand und ich wandte mich an Mesme. "Wir werden uns umsehen und du wartest hier, bis ich dich holen komme, okay?" Sie nickte, obwohl ich genau sehen konnte, wie es ihr so gar nicht passte, dass sie nicht mitkommen konnte. Aber mir passte es ja auch nicht, ich wollte sie auch nicht hier allein lassen. Ich gab mir einen Ruck und kletterte dann hinter Josh den Hang hinunter. 

Meine Schwester blieb allein im Gebüsch sitzen.

Josh's Sicht:

Ich warf nochmal einen Blick zu Menesme und sah, wie sie erneut das Schloss heraus holte, immerhin hatte sie eine Beschäftigung und konnte somit nicht die ganze Zeit darüber nachgrübeln, was wir jetzt machten. 

Entschlossen drehte ich mich um und folgte Nick, der auf die Villa zuhielt. Ich konnte an seiner verkrampften Haltung ablesen, wie sehr er damit kämpfte, sich nicht wieder umzudrehen. 

Wieder einmal wurde mir bewusst, wie viel ihm seine Schwester bedeute und gleichzeitig wusste ich auch, wie viel sie mir bedeutete. Sie war mein Mädchen und ich wünschte, wir müssten das nicht geheim halten. Ich wollte sie küssen, ohne Angst zu haben, dass Nick uns sehen könnte, ich wollte, dass sie auf meinem Schoß sitzen konnte, ohne Angst haben zu müssen, dass Nick sich selbst einen Reim aus unserer Vertrautheit machen könnte. Ich wollte allen zeigen, dass sie mein Mädchen war und ich sie liebte. 

Ich habe keine Ahnung was mich da geritten hatte, als spontan beschlossen hatte, ihr einfach zu sagen, dass ich sie liebte. 

Und wie ich sie liebte, ich liebte ihr Lachen, ihre Verrücktheit, ihre Begabung mir völlig den Kopf zu verdrehen, ihre Art wie sie einen berührte, innerlich wie auch äußerlich. Niemand berührte einen so wie sie. Sie war so wunderschön, dass es einem jedes Mal den Atem verschlug, wenn sie den Raum betrat. 

Als ich sie zum ersten Mal, an ihrem Geburtstag, in einem Kleid gesehen hatte, hatte ich geglaubt einen Engel zu sehen. 

Nick riss mich aus meinen Gedanken, in dem er mir plötzlich eine wischte. 

"Hallo! Erde an Josh! Sei mal anwesend, du starrst schon die ganze Zeit nur Löcher in die Luft! Was ist denn los?" zischte er. 

Ich schüttelte bloß den Kopf. "Nichts." Er seufzte nochmal theatralisch und drehte sich dann wieder nach vorne um. Vor uns befand sich die Westseite der Villa, wir saßen in einem der zahlreichen Büsche, auf dem gewaltigen Grundstück. In dem Fenster vor uns, wurde das Licht ausgeschaltet und wir saßen in der Finsternis, nur der Mond spendete uns jetzt noch Licht. 

"Wir schleichen uns, auf mein Kommando hin, da rüber und klettern dann rein, das Fenster ist nur angelehnt." flüsterte Nick mir zu. Ich nickte, während ich seinem Beispiel folgte und mir das Tuch, das um meinen Hals gebunden war, vor das Gesicht schob. 

Man merkte schnell, dass mein bester Freund schon viele solche Aktionen geleitet hatte und er konnte das auch ziemlich gut, er wusste immer was wir wie tun mussten. Also rannten wir auf sein Kommando hin zu dem Fenster und ich schwang mich geübt auf's Fensterbrett, öffnete leise das Fenster und packte dann Nick, der gerade mit Anlauf auf das Fenster zu sprang, am Arm und zog ihn ins Innere. 

Blind Junk Hood GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt