~Zusatzkapitel 2.5~

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Die Rivers

Nickis Sicht:

Endlich! So viele Tage, wahrscheinlich sogar schon Wochen, waren vergangen und jetzt konnte ich endlich das Bett verlassen. Etwas umständlich und ächzend setzte ich mich auf und stellte die Füße auf den Boden.

Ein geniales Gefühl...

Mein vermeintlicher Retter stand im Türrahmen und beobachtete mich, was mir ein ziemlich bescheuertes Gefühl verschaffte. Wie musste das denn aussehen? Da versuchte ein Gangleader ächzend wie ein alter Opa aus dem Bett zu steigen!

Nur keine Schwäche zeigen...

Also biss ich die Zähne zusammen und stand mit einem Ruck auf.

Ich stehe! Ich stehe auf meinen eigenen Füßen!

Wrums!

Was war das denn jetzt?

Mit einem Mal knickten mir einfach die Knie weg und ich landete mit einem Poltern auf dem Boden. Schnell rappelte ich mich wieder auf und versuchte mit einem Zischen die Schmerzen wieder zu verdrängen. Don -der Typ der mich hier festhielt- sah mich mit hochgezogenen Brauen an und ich starrte finster zurück. Schnell schnappte ich mir die frischen Klamotten, die Don mir hingeschmissen hatte und verließ das Zimmer.

Ich hatte nur noch einen Gedanken im Kopf: Duschen! Ich stinke bestialisch!

Er deutete auf eine Tür und ich hatte es wirklich noch nie so eilig gehabt in einem Badezimmer zu verschwinden. Eilig entledigte ich mich meiner Klamotten und gab im nächsten Moment einen wohligen Seufzer von mir, als mir das kühle Wasser der Dusche über das Gesicht und die Brust strömte. Vereinzelte kleine hellrote Rinnsale liefen an mir herunter, vermutlich löste sich etwas von dem angetrockneten Blut, das an meinen Wunden haftete.

Meine Wunden waren weitestgehend verheilt, doch ich vermutete, dass sie bei ein paar heftigen Schlägen wieder aufreißen konnten. Der Schmerz hatte ebenfalls nachgelassen, ich verspürte nur hin und wieder ein unangenehmes Pulsieren, wenn ich mich falsch bewegte, doch ich konnte damit leben.

Don war nur zögernd auf mein Drängen, es endlich hinter uns zu bringen, eingegangen, eigentlich wollte er, dass meine Wunden noch ein wenig besser verheilten, doch ich konnte nicht weiter so tatenlos herumliegen. Natürlich wollte er seine Frau so schnell wie nur möglich befreien, doch ich war seine einzige realistische Hoffnung sie jemals wieder zu sehen, ohne dass er dabei draufgehen würde, und wenn ich bei dem Versuch seine Frau zu befreien ins Gras beißen würde, weil ich an meinen Verletzungen verblutete, wäre alle Arbeit umsonst gewesen.

Frisch geduscht, in sauberen Klamotten und mit einem deutlich besseren Gefühl als vorher, trat ich wieder durch die Tür in den Flur. Ich durchquerte den Flur, ging allerdings nicht wieder in das Zimmer, in dem ich die letzten Wochen verbracht hatte, sondern hielt auf das Ende des Flurs zu und betrat die angrenzende Küche.

"Gut, dann wollen wir keine weitere Zeit mehr verlieren, sie halten Elane schon seit 3 Monaten gefangen und ich will sie da endlich rausholen, das heißt, wir fangen sofort an!" legte Don sofort los, sobald ich die Küche betreten hatte. Ich nickte zustimmend, schließlich wollte ich ebenfalls, so schnell wie nur irgendwie möglich, wieder nach Hause.

Doch dann kam plötzlich eine Frage in mir auf, die mir davor irgendwie noch nicht gekommen war.

"Don?" fragte ich und er drehte sich mit einer dampfenden Tasse wieder zu mir herum und sah mich abwartend an. "Wenn sie Elane schon seit drei Monaten dort festhalten und sie dir so wichtig ist, warum hast du dann nicht schon längst selbst versucht sie zu befreien?" Fragend musterte ich ihn.

Blind Junk Hood GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt