01. Es begann alles auf dem Spielplatz

700 32 11
                                    

„Clarissa Stone!“, hörte ich die Stimme meines Vaters durch die Wohnung schallen. „Beeil dich, oder willst du zu Fuß zu Conor laufen? Ich warte nicht ewig auf dich!“

„Ist ja gut, Dad!“, rief ich und verdrehte die Augen, ehe ich die Badezimmertür öffnete, meine Handtasche schnappte und zu ihm lief.

„Manche Menschen müssen auch Samstags arbeiten und können nicht ewig warten, bis sie die Ehre haben, ihre Tochter zu deren Freund zu fahren“, sagte er gespielt verärgert.

„Und manche Menschen waschen sich gründlich die Hände, nachdem sie auf dem Klo waren!“, gab ich achselzuckend zurück. „Und wir wären schon längst weg, wenn wir diese Konversation auf die Autofahrt verschieben würden!“

„Dann los jetzt!“, sagte er und schüttelte lachend den Kopf. „Ich würde ja denken, du wurdest im Krankenhaus vertauscht, wenn du dein Mundwerk nicht unleugbar von mir wäre!“

„Das hättest du wohl gerne!“, grinste ich, und schloss die Haustür hinter mir. „Du hast es dir selbst eingebrockt, mein Lieber! Du wolltest deine paar Minuten Spaß, nun leb mit den Konsequenzen!“

„Ich bin froh, dass ich den Spaß mit deiner Mom hatte!“, sagte er nun ernst. „Ich würde nichts rückgängig machen wollen! Immerhin hat es mir eine wundervolle Tochter beschert!“

„Dad, wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich nun denken, du willst Taschengeld von mir!“, zwinkerte ich ihm zu.

„Wie gut, dass du es besser weißt! Soweit ich mich erinnern kann, bin ich noch derjenige von uns beiden, der das Taschengeld rausrücken muss!“, lachte er auf und wir stiegen ins Auto.

„Gut, du hast noch kein Alzheimer!“, grinste ich ihn an. „Deine Erinnerungen sind noch richtig!“

„Sehr witzig!“, versuchte er ernst zu sagen, doch mir entging das Zucken seiner Mundwinkel nicht. „Aber wo wir schon dabei sind, benötigst du noch Geld für heute?“

„Ehm – Nein, wir wollten heute nur ein paar Filme schauen und morgen früh holst du mich ja schon wieder ab!“, antwortete ich nach kurzem Überlegen.

„Gut!“, sagte mein Vater.

„Danke fürs Fahren, Dad!“, sagte ich, als wir nach einer Weile bei Conor angekommen waren. „Bis morgen! Hab dich lieb!“

„Viel Spaß euch!“, grinste er mich an. „Hab dich auch lieb!“

Ich sprang aus dem Auto, winkte noch, bis mein Vater um die Ecke gebogen war und lief zu Conors Haustür und klingelte.

Eine Minute später machte mir seine Mom auf.

„Clary“, lächelte sie mich an. „Wie geht es dir? Was machst du hier?“

„Super, danke und selbst?“, lächelte ich ebenso. „Ich wollte zu Conor!“

Das wusste sie. Natürlich wusste sie das. Warum sagte ich Dinge, die ohnehin klar waren? Ich hätte sagen sollen, dass wir Filme schauen wollen! Aber dass ich zu Conor will, wenn ich vor der Tür stehe, kennt sie nun seit elf Jahren!

„Das tut mir Leid, Liebes!“, sagte sie und schenkte mir einen traurigen Blick. „Er ist nicht da. Conor ist übers Wochenende bei Anth!“

Was? War das ein Witz? Wir hatten uns letztes Wochenende schon für diesen Samstag verabredet, weil er letztes Wochenende bei Anth war. Er hatte es vergessen. Genauso wie letztes Wochenende hatte er mich vergessen und ist zu Anth gefahren. Dabei hatten wir gestern noch in der Schule darüber gesprochen!

„Oh“, sagte ich und versuchte mir meine Traurigkeit nicht anmerken zu lassen. „Dann gehe ich mal wieder! Schönen Tag noch!“

„Bis bald, Clary!“, lächelte sie und verschwand wieder ins Haus, als ich mich umgedreht hatte.

Love TriangleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt