Love Triangle

27. Run

Der Sonntag war dann für mich mein persönlicher Overkill in jeder nur erdenklichen Hinsicht.

Als erstes wachte ich (mal wieder) schweißgebadet und schwer keuchend auf, denn wieder einmal hatte ich Conor in meinem Traum verloren. Wieder einmal hatte er sich von mir getrennt und wieder einmal zerbrach ich daran ein kleines Stückchen mehr, auch wenn das eigentlich schon unmöglich schien.

Wie jeden Morgen brach ich sofort nach dem Aufwachen in Tränen aus.

Und wie jeden Morgen schaltete ich sofort danach meinen Laptop ein.

Nachdem ich meinen Weg zu Conors Youtubechannel automatisch gemacht hatte, blieb mein Blick auf einem Video hängen.

Ein Video, das ich nicht einmal anschalten musste, um es genau zu hören.

Nur den Titel anzustarren reichte vollkommen aus, damit sich in meinem Kopf die Melodie breit machte.

Wie von Geisterhand geführt machte sich die Erinnerung daran in mir breit und überfiel mich. Und dieses Mal konnte ich nichts dagegen tun.

Die Erinnerung überkam mich einfach.

„Clary!!!“, quietschte Conors kleine Schwester, nachdem sie die Tür geöffnet hatte und fiel mir in die Arme. „Endlich bist du da!“

„Hui, nicht so stürmisch, Anna!“, lachte ich.

„Ich habe dich sooo vermisst!“, jammerte sie.

„Aber ich war doch erst vorgestern hier!“, gab ich zurück.

„Ja, aber da durfte ich ja mal wieder nichts mit euch machen!“, beschwerte sie sich.

Sie war einfach zu knuffig! Ich war total vernarrt in die Kleine.

„Aber heute wird es einfach nur toll!“, strahlte sie.

Alles an ihr strahlte. Sie war generell immer eine Frohnatur gewesen, aber heute sah man ihr die pure Freude direkt an. Ihre schönen blauen Augen leuchteten förmlich.

Die Familienähnlichkeit war einfach nicht zu leugnen. Sie hatte die gleichen blauen Augen, die auch Conor hatte. Ebenso wie Jack sie hatte. Sie alle drei konnten nicht leugnen, dass sie Geschwister waren. Denn nicht nur an den Augen war die Ähnlichkeit erkennbar. Sie hatten auch alle drei die gleichen Plusterbäckchen. Auch die Nase war unverkennbar eine Maynard-Nase. Und die Zahnstellung stimmte auch bei allen dreien ziemlich überein. Und dann war da natürlich noch die Haarfarbe. Die Haare von Conor und Jack waren etwas dunkler als Annas. Conor und Jack hatten beide dunkelblonde Haare. Annas Haare waren mittelblond. Doch ich war mir ziemlich sicher, dass sie auch diesbezüglich bald ihren Brüdern folgen würde. Conor und Jack waren beide früher genauso hellblond wie sie gewesen. Doch das hatte sich mit dem Alter geändert. Allen voran war Conor als erstes zu dem Dunkelblond gekommen. Natürlich. Er war ja auch der älteste. Doch der geringe Altersunterschied von ihm und Jack ließ ihn nicht lange allein bleiben. Anna als das Küken der Familie würde ihnen zweifellos bald folgen.

„Ja, das wird es bestimmt! Bist du schon aufgeregt?“, grinste ich.

„Total! Was ist denn, wenn ich es total verhaue?“

„Das werden wir nie erfahren, wenn du Clary nicht endlich hereinbittest, damit wir anfangen können!“, lachte jemand hinter ihr.

Die Stimme konnte ich nicht verwechseln. Das war unmöglich.

Mein Herz begann wie wild zu schlagen, noch ehe ich aufsah.

Hinter Anna tauchte Conor auf und grinste seine Schwester schalkhaft an.