Langsam aber sicher verlor ich den Verstand.
Je mehr Zeit verging, desto bewusster wurde mir, dass die Trennung real wurde. Und umso mehr flüchtete ich mich in meine, eigens für mich erschaffene, kleine Traumwelt.
Conors Videos auf Youtube wurden zu meiner Droge. Ohne sie konnte ich nicht mehr leben. Ich wollte es auch gar nicht.
Auf der einen Seite schmerzte es so unerträglich stark, sich jeden Tag aufs Neue anzusehen, wie glücklich er damals war. Denn automatisch dachte ich auch daran wie glücklich wir waren.
Und ich fragte mich jeden Tag aufs Neue, ob er es noch immer war.
Konnte er glücklich sein, während ich am liebsten nie wieder aufgewacht wäre?
Konnte er fröhlich weiterleben, während ich von Tag zu Tag immer mehr zerbrach?
Konnte er unsere gemeinsame Zeit einfach so vergessen, während ich alles daran setzte, sie immer wieder aufs Neue zu erleben? Wenn auch nur in meiner Erinnerung.
Konnte er wirklich ohne mich glücklich sein, während ich immer unglücklicher wurde?
War es vielleicht aus seiner Sicht wirklich die beste Entscheidung gewesen, sich von mir zu trennen?
War es für ihn besser so?
Doch wie konnte er nach all dem, was wir zusammen erlebt und durchgemacht hatten, ohne mich glücklich sein?
Wie konnte er sich einfach so von mir trennen, als wäre nie etwas gewesen?
Als wäre es nie besonders gewesen.
Als hätte es mich nie gegeben.
Wie konnte er etwas schaffen, dass für mich von Tag zu Tag immer unmöglicher zu sein schien?
Doch auf der anderen Seite konnte ich ohne seine Videos keinen Tag mehr überstehen. Ich brauchte etwas von ihm, das mich ihm näher brachte. Ich musste die große Leere mit etwas von ihm ausfüllen.
Wenn ich ihn schon nicht bei mir haben durfte, dann musste ich eben tricksen.
Er musste mir einfach auf irgendeine Weise nahe sein.
Ich musste ihm nahe sein.
Sonst hätte ich das alles einfach nicht überstanden!
Und zusätzlich machte es mich einfach gefühlstaub und genau das musste ich sein, wenn ich vor anderen nicht in Tränen ausbrechen wollte.
Der Montag war von allen Tagen der schlimmste der Woche.
Denn mein Vater hatte beschlossen, nicht weiter zuzusehen, wie ich nur herumsaß und in Selbstmitleid badete.
Für mich hieß das also Schule.
Und davor graute es mir von allen Dingen ganz besonders.
Amber.
Anth.
Sie alle waren da.
Und sie alle würden mich immer wieder fragen, ob es mir gut ginge. Das wusste ich.
Ebenso wusste ich, dass ich jedes einzelne Mal lügen würde.
Wie sich herausstellte, hatte ich Recht. Sie fragten mich alle. Und ich log.
Erzählte ihnen allen, wie gut es mir ginge, setzte ein gezwungenes Lächeln auf und quälte mich durch den Tag.
Doch es sollte noch viel schlimmer als erwartet kommen.
Nicht nur meine Freunde schienen an einem Gespräch mit mir interessiert zu sein.
Nein, auch all die anderen Mädchen auf unserer Schule waren plötzlich überaus interessiert.
Und so überfielen sie mich mit immer den gleichen Fragen.
Sind Conor und du wirklich getrennt?
Hat Conor wirklich die Schule verlassen?
Wird er jetzt berühmt?
Meinst du, ich habe eine Chance bei ihm, jetzt wo er dich abgeschossen hat?
Das war einfach nicht auszuhalten. Und dreist.
So kam es, dass ich die erste Pause zum ersten Mal in meinem Leben auf der Mädchentoilette verbrachte. Eingesperrt in meiner Kabine. Darauf hoffend, dass mich keiner finden würde. Und wie ein Schlosshund heulend.
Ab dem Moment verbrachte ich dann jede Pause dort. Allein. Abgeschottet. Und weinend.
Die Unterrichtsstunden verbrachte ich damit, an meinem Tisch zu sitzen und diesen anzustarren.
Ich machte mir keine Notizen zu dem, was die Lehrer erzählten. Ich hörte nicht zu, was sie sagten. Ich hatte nicht einmal meine Schulsachen ausgepackt und tat so, als würde mich das alles interessieren. Ich saß da und starrte einfach nur auf die Tischplatte.
Immer so lange, bis es klingelte und ich, ehe Amber mich zu fassen bekam, zurück in meine Toilettenkabine flüchten konnte.
Ich wollte einfach nur noch weg. Allein sein. Oder einfach abends einschlafen und nie wieder aufwachen.
Ohne Conor schien diese Welt einfach zu schrecklich zu sein.
Wer brachte mich jetzt zum Lachen? Ein Lachen, dass nur er aus mir herausbekam?
Wem konnte ich beim Lachen zuhören? Ein Lachen, dass nur er herausbrachte?
Wer schenkte mir die Liebe, die nur er mir schenken konnte? Eine Liebe, die nur er mir schenken konnte? Eine, die ich nur von ihm wollte?
Wem sollte ich meine Liebe schenken? Eine, die ich nur ihm entgegenbringen wollte?
Und als reichte das ganze nicht, wurde auch noch das Essen für mich eine reinste Qual.
Die ganze Woche verbrachte ich damit, meinem Vater zuliebe immer ein wenig mit ihm zu essen.
Ich kämpfte noch immer damit, es zu schlucken.
Allerdings nicht mehr, weil ich es einfach nicht über mich brachte.
Ich kämpfte damit, weil ich Angst davor hatte, was mich danach erwarten würde.
Denn jedes Mal, wenn ich etwas aß, konnte ich mich direkt auf den Weg ins Badezimmer machen.
Es war nicht so, dass ich es wieder herauswürgen wollte. Absolut nicht.
Doch sobald ich etwas im Magen hatte, wurde mir schlecht. Ein riesiger Knoten breitete sich in meinem Magen aus und sofort spürte ich den Klumpen wieder hochkommen.
Ich konnte es auch nicht mehr vor meinem Vater verbergen.
Er hatte es gleich am Dienstag hinterfragt, warum ich denn sofort nach dem Essen immer aufsprang und es so eilig hatte.
Als ich nur herumdruckste, meinte er, ich solle stehen bleiben, bis ich es ihm erklärte.
Nun ja, das erwies sich als schwer, denn ich wollte nicht unbedingt direkt auf seine Füße erbrechen.
Also war ich losgerannt.
Und wie es eigentlich nicht anders zu erwarten war, folgte mein überaus besorgter Vater mir.
So kam es, dass er bemerkte, dass mein Essen nicht lange in mir blieb.
Deshalb gab er sich auch nicht mehr damit zufrieden, wenn ich nur zum Mittagessen auftauchte und immer nur ein klein wenig aß. Nein, nun musste ich zu jeder Mahlzeit anwesend sein und so viel essen, wie ich mit meinem mangelnden Appetit nur schaffte.
Doch umso schlimmer wurde es dann für mich.
Denn nun verbrachte ich dreimal am Tag eine Weile mit dem Kopf über dem Klo und je mehr ich versuchte zu essen, desto mehr musste ich natürlich auch auf dem Rückweg durch den Körper ertragen.
Schnell nahm mein Appetit noch mehr ab. Einfach, weil ich vor dem Ende des Essens Angst hatte.
Hey ho, meine Lieben^^
Ab jetzt wird es bald, was die Songs angeht etwas gemixt.
Ich werde mich was die Reihenfolge betrifft nicht immer unbedingt an die Realität halten, sondern sie einfach so mischen, wie es gerade zu meiner Storyline passt. Das wollte ich nur schon einmal im Voraus erwähnen :D
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Love Triangle
FanfictionClary könnte nicht glücklicher sein! Sie kennt Conor seit ihrem vierten Lebensjahr und ist nun seit zwei Jahren mit ihm in einer glücklichen Beziehung! Doch er beginnt, seinen Wunsch, Sänger zu werden, zu ernst zu nehmen und vernachlässigt sie immer...