„Harry!“, rief ich und er drehte sich langsam wieder zu mir um.
„Ja?“, fragte er unsicher.
„Ich würde meine Aussage gerne revidieren und ein Wasser nehmen!“, lächelte ich und sah ihm in die Augen, wie bei jedem anderen Menschen auch. Ich wusste doch, dass ich mir das vorhin eingebildet hatte, weil ich verwirrt und aufgelöst war.
Harry lächelte und kam wieder zurück.
Ich beobachtete ihn, wie er sich auf den Stuhl mir gegenüber setzte, der Bedienung über den Tresen gebeugt die Bestellung mitteilte und sich dann vom anderen Ende des Tisches mir zuwandte.
„Also, Clary, richtig?“, fragte er und ich nickte. „Gut, entschuldige, ich treffe täglich so viele Menschen, dass es mir langsam immer schwerer fällt einen Namen in Erinnerung zu behalten!“
„Mach dir darüber keinen Kopf!“, winkte ich grinsend ab. „Ich treffe wesentlich weniger Menschen als du, denke ich, und kann mir auch nie die Namen merken!“
Harry grinste mich an und ich dachte schon, wir würden in ein langes Schweigen fallen, aber dann wurde aus seinem Grinsen ein Lächeln und er brach die Stille wieder.
„Und was machst du hier?“, fragte er. „Bist du auch im Showgeschäft?“
„Nein“, lachte ich. „Nein, ich bin hier, weil mein Freund als Nachwuchstalent nominiert war.“
„Oh!“, machte er. „Und wo ist dein Freund?“
Das schelmische Grinsen auf seinem Gesicht gefiel mir nicht!
„Das ist eine gute Frage!“, seufzte ich.
Das Grinsen aus Harrys Gesicht verschwand und er sah mich mit großen Augen an.
„Deinen Freund gibt es wirklich, oder?“, fragte er.
„Natürlich!“, lachte ich. „Ich sehe doch keine Geister!“
„Ich dachte, du hättest das nur gesagt, um mich auf Abstand zu halten! Das soll es ja auch geben!“, sagte er.
„Nein, dann hätte ich dir einfach gesagt, dass ich kein Interesse hätte oder so etwas in der Art. Nein, Conor gibt es wirklich! Und ich bin auch wirklich mit ihm zusammen!“, feixte ich.
„Conor? War das nicht sogar der Gewinner unter den Nachwuchstalenten?“, fragte Harry.
„Genau!“, lächelte ich.
„Das tut mir Leid!“, sagte Harry ernst.
„Wieso tut dir das Leid? Er hat gewonnen!“, lachte ich.
„Ja, das ist für ihn gut!“, sagte Harry. „Aber ich weiß, wie es mit dem Privatleben aussieht, wenn man im Rampenlicht steht!“
Ich starrte ihn an. Er hatte es bestätigt. All meine Befürchtungen wurden mit einem Schlag wesentlich realistischer für mich. Conor hatte nun die Chance bekannt zu werden. Wenn er es jetzt schaffte, den Fuß in der Tür zu nutzen und sie weiter zu öffnen, würde er wirklich groß herauskommen können. Und genau das tat er doch gerade, oder? War er nicht genau deshalb mit Anth verschwunden? Wenn er das schaffte, dann würde sein Privatleben aufgerollt werden. Das hatte mir Harry gerade bewusst gemacht.
Was würde uns erwarten? Welche Zukunft hatten wir? Conor und ich. Soweit konnte ich es mir ausmalen. Doch wo und wie es uns geben würde, wusste ich nicht. Würden wir für immer unbeobachtet durch die Straßen von Brighton laufen, oder würde man ihn erkennen?
„Entschuldige!“, sagte Harry plötzlich mit einem traurigen Ausdruck in Stimme und Gesicht. „Ich wollte dich jetzt nicht erschrecken!“
Er hatte also gemerkt, dass ich darüber nachdachte. War das denn so offensichtlich?
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Love Triangle
ספרות חובביםClary könnte nicht glücklicher sein! Sie kennt Conor seit ihrem vierten Lebensjahr und ist nun seit zwei Jahren mit ihm in einer glücklichen Beziehung! Doch er beginnt, seinen Wunsch, Sänger zu werden, zu ernst zu nehmen und vernachlässigt sie immer...