23. Das Kleingedruckte

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„Claryyy!“ Ich sah Anth schon in die Cafeteria rennen, noch ehe er meinen Namen rief.

„Was ist denn in den gefahren?“, fragte Amber mit hochgezogener Augenbraue und sah Anth ebenfalls zu, wie er im Affenzahn auf uns zu rannte.

„Keine Ahnung, aber wir werden es sicher gleich erfahren!“, antwortete ich mit gerunzelter Stirn.

„Auf jeden Fall sollte er langsamer laufen, sonst…“, begann sie, brach jedoch ab, als ihre Befürchtungen wahr wurden.

Anth stolperte über eine Tasche, die zwischen den Tischen im Gang lag und fiel vornüber auf die Nase.

„Autsch!“, kommentierte Amber mit verzerrtem Gesicht, während ich scharf die Luft einsog und besorgt Anth ansah, der sich jedoch gleich wieder aufrappelte und wieder losrannte.

„Claryyy!“, rief er erneut und bremste schlitternd vor unserem Tisch ab.

„Anth, was ist los mit dir?“, lachte Amber.

„Hast du dich bei dem Sturz verletzt?“, fragte ich.

„Nein, mit mir ist alles okay! Du musst sofort mitkommen!“, hechelte er.

Wie weit war er denn in dem Tempo gerannt, dass er so aus der Puste war?

„Was ist denn los?“, fragte ich ruhig.

War heute der Tag der aufgedrehten Freunde, oder so? Oder lag es daran, dass sie beide mit ’A’ anfingen? Vielleicht war ja der Tag der aufgedrehten A’s.

„Conor verlässt die Schule!“, sagte er viel zu schnell, während er sich seine Hand in die Seite presste.

„Beruhig dich, Anth!“, lachte ich. „Conor ist doch heute den Vertrag unterschreiben. Er ist also gar nicht hier!“

„Nein, er ist schon wieder zurück! Ich habe ihn doch eben getroffen!“, beharrte Anth.

„Dann ist er eben schon fertig damit und will nun nach Hause, seiner Familie berichten, was passiert ist!“, gab ich zurück.

Das ungute Gefühl in meinem Magen versuchte ich zu ignorieren.

Warum war Conor überhaupt hier hergekommen, wenn er zu seinen Eltern wollte?

Weshalb hatte er mich nicht gesucht um mir zu sagen, was geschehen war?

Die Zeit hätte er sich doch wirklich nehmen können, wenn er schon in die Schule gegangen war.

„Nein, Clary. Du verstehst das falsch! Er verlässt nicht die Schule im Sinne von er geht vom Schulgelände. Er verlässt die Schule richtig! Er geht! Für immer!“, plapperte Anth ohne Punkt und Komma.

Himmel, holte der Herr überhaupt Luft zwischen den Sätzen?

„Das musst du falsch verstanden haben, Anth!“, erwiderte ich. „Wir sind so kurz vor dem Ziel. Wir müssen nur noch ein paar Monate durchhalten, dann haben wir unser Abitur geschafft und all die Arbeit der vergangen Jahre wird sich bezahlt machen. Warum sollte Con so kurz vorm Ziel aufgeben? Abgesehen davon hat er doch gar keinen Grund, die Schule zu verlassen!“

„Clary, ich schwöre dir, ich habe daran absolut nichts falsch verstanden! Ich habe ihn doch extra ein paar Mal gefragt! Da kann ich nichts mehr falsch verstehen!“, seufzte Anth.

In Anths Stimme und Mimik lag so viel Überzeugung, dass ich mich wirklich langsam fragen musste, ob er vielleicht doch Recht hatte.

Ich konnte es jedoch einfach nicht glauben. Das ergab doch überhaupt keinen Sinn!

Es erklärte zwar unter Umständen, warum Con nicht zu mir gekommen war. Denn wir beide wussten, dass ich seinem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte.

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