46. Genießen

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All der Peinlichkeit zum Trotze stiegen wir nun hinab in die Unterwelt, wie er es nun nannte. Ungefähr zehn Minuten liefen wir hinab, bis aus der Erde um uns Stein wurde und es dauerte weitere zehn Minuten, bis ich das Plätschern hörte, auf das ich gewartet hatte.

Einen Moment später, vernahm ich Harrys Stimme.

"Wow!", sagte er und ein leises Echo brachte sein Wort noch ein paar mal zurück. Ich sah ihn an und musste unwillkürlich lächeln. Sein Mund war zu einem kleinen O geformt und seine Augen strahlten.

Seine wunderschönen grünen Augen.


Als Harry meinen Blick auffing, sah ich schnell weg und nun nahm auch ich mir die Zeit, alles genau zu betrachten.

Hier, unter der Erde spielte die Natur sich selbst einen Streich und brach ihre eigenen Regeln. Aus einem Spalt in der Wand floss Wasser in eine kleine Vertiefung, was dazu führte, dass die Höhle ihren eigenen kleinen Teich hatte. Natürlich gab es so etwas häufiger, wie ich hörte. Das wahrhaft Mysteriöse an der Sache war, dass es sich hierbei offensichtlich um Salzwasser handelte. Höhlen so weit entfernt von der Küste sollten eigentlich nur Süßwasser führen. Dennoch hatte diese Höhle Salzwasser, das jedenfalls schien der Fall zu sein, wenn man die kleinen und großen Salzkristalle betrachtete, die sich in der Höhle verbreitet hatten. In der ganzen Höhle fand man sie in allen nur erdenklichen Größen. Die meisten und größten Kristalle fand man jedoch in der Nähe des Wassers. Durch den Eingang fiel ein wenig Licht in die Höhle, welches wiederum von den Kristallen widerspiegelte. Die Kristalle am Eingang spiegelten das Licht in sämtliche Richtungen, was im Licht des Einganges jedoch noch nicht genau erkennbar war. Doch das gespiegelte Licht traf auf andere Kristalle, welche es ebenso handhabten und das Licht an andere Kristalle weitergaben. Durch die vielen Kristalle schien das Licht durch die ganze Höhle zu gehen. In einigen Ecken mehr, in anderen weniger. Es war einfach wunderschön anzusehen. Aber das war noch nicht alles. An manchen Stellen befand sich etwas Erde, welche vermutlich durch Wetterbedingungen ihren Weg hinab fand. Und an eben jenen Stellen wuchsen, wenn sie gut beleuchtet waren, Pflanzen, die unterirdisch gar nicht in der Lage sein sollten zu wachsen. Hier und da war sogar die ein oder andere Blume zu sehen.

"Hab ich dir zu viel versprochen?", fragte ich Harry grinsend, ohne den Blick von der Schönheit der Höhle abzuwenden. "Wenn das nicht die Lauferei wert war, dann weiß ich mir auch nicht mehr zu helfen."

"Es ist einfach umwerfend schön!", hauchte Harry.

Ich sah zu ihm. Auch er hatte den Blick nicht von der Höhle abgewandt, als er sprach.

"Sei nicht albern!", neckte ich ihn. "Du stehst doch noch!"

"Hm?", fragte er irritiert und wandte mir nun auch seinen Blick zu. "Was meinst du?"

"Du sagtest, es sei umwerfend schön", merkte ich an. "Du stehst noch, also bist du offensichtlich nicht auf deinen Hintern gefallen. Also wie kann es dann umwerfend schön sein? Wenn es umwerfend wäre, müsstest du doch umgefa..."

Ich kam nicht dazu, den Rest meines Satzes auszusprechen, denn in dem Moment, als Harry begriff, dass ich ihn nur neckte, stellte er auch schon den Korb ab, um ein paar Sekunden später über mich herzufallen. Er schlung seinen Arm um meine Taille und ehe ich realisierte, was geschah, riss er mir auch schon die Beine weg. 

Für den Bruchteil einer Sekunde fürchtete ich zu fallen und japste nach Luft. Dann, begriff ich, dass ich nicht auf dem Boden aufprallen würde. Ich konnte nicht fallen, da ich in seinen Armen lag. Er hatte mich hochgehoben, wie ein Bräutigam seine Braut am Tage der Hochzeit über die Türschwelle trägt. 

Guter Vergleich. Ich lag in Harrys Armen und verglich es direkt mit einem Hochzeitstag. 

"Harry!", zeterte ich. "Lass mich runter!"

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