16. Aussprache

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Welch eine Ironie das doch war. Nun lagen wir hier wie vor fast drei Jahren im Gras und sahen uns in die Augen. Ich sah ihm in diese wunderschönen blauen Augen!

Und als ich dachte, sein Kopf würde sich wie damals meinem nähern und seine Lippen würden mich wieder in diese wunderbare Welt ziehen, in der man alles andere vergaß und nur für den Moment zu existieren schien, rollte er von mir runter und legte sich auf den Rücken ins Gras neben mir und starrte den Himmel an.

Nachdem wir beide eine Weile die Wolken beobachtet hatten, wandte er den Kopf in meine Richtung.

„Ich denke, wir sollten reden!“, meinte er.

Ich drehte meinen Kopf zu ihm und sah ihm direkt in die Augen.

„Das denke ich auch!“, sagte ich ernst.

Ich lauschte dem Plätschern des Baches und dem Zwitschern der Vögel, während ich darauf wartete, dass er das angekündigte Gespräch beginnen würde. Im Sommer war das hier wirklich ein wunderschöner Ort. Heute wirkte es aufgrund des mangelnden Grüns ein wenig trostlos. Aber alles hier erinnerte daran, dass dies hier ein wunderschöner Ort sein konnte. Und auch wieder werden würde.

Das war er also. Dies war der Moment, an dem ich mich, abhängig von seinen Worten, spontan entscheiden musste, ob ich ihm verzeihen würde.

Ich hatte wirklich Angst vor diesem Moment. Nein, Angst war das falsche Wort. Angst hatte man vor der Dunkelheit, Massenmördern oder in meinem Fall Spinnen. Mir war flau im Magen. Das traf es. Alles in mir wollte ihm jetzt schon verzeihen. Eigentlich hatte ich das schon längst, aber wenn er nun etwas Falsches sagen würde, wie er es auch am Morgen schon getan hätte, würde meine Wut sicher wieder aufwallen. Ich wollte keinen Streit mit ihm!

Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Conor sich zu mir drehte und seinen Kopf auf seinem Arm abstützte.

„Was ich da getan habe, tut mir wirklich Leid, Clary!“ Er sprach ruhig und deutlich und mit einer Klarheit in der Stimme, die er nur besaß, wenn er aus tiefstem Herzen Sprach. Das wusste ich. Und ich spürte nun auch, dass ich nicht anders konnte, als ihm zu verzeihen.

„Ich weiß“, flüsterte ich.

Ich sah, wie Conors Augen sich erhellten, nur um dann wieder etwas trüber zu werden. Er befürchtete, dass es ein Aber geben würde. Und er sollte damit Recht behalten.

Ich würde ihm verzeihen, gewiss, aber ich hatte auch meine Bedingungen!

„Con“, begann ich zu erörtern. „Ich weiß, dass der Alkohol in deinem Blut nicht gerade Förderlich war. Aber im Grunde genommen sagen Betrunkene nur was sie denken! Der Alkohol senkt nur die Hemmschwelle und lässt sie Dinge aussprechen, die sie sonst für sich behalten und in ihrem Inneren auskämpfen würden, aber Alkohol verändert nicht die Gedanken! Im Grunde warst du also wirklich eifersüchtig. Du hast es zwar stärker empfunden und zum Ausdruck gebracht, aber der Ansatz war schon immer vorhanden. Und jetzt bitte ich mir eines wahrheitsgemäß zu beantworten. Warst du schon einmal eifersüchtig, oder war es das erste Mal?“

Conor sah mich eine Weile schweigend an und schien nachzudenken.

„Nein“, sagte er schließlich.

Ich fragte mich, warum er so lange hatte nachdenken müssen, wenn er noch nie eifersüchtig war. Das ergab für mich keinen Sinn und deshalb überkam mich nicht sofort die Welle der Erleichterung.

„Nein, ich war noch nie in diesem Bezug auf jemanden eifersüchtig“, erläuterte er nun. „Ich habe nie einen Grund dazu gesehen. Klar gab es Situationen, in denen mir kurzzeitig der Gedanke schoss, dass es nicht so sein sollte, wie es war.“

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