02. Kaugummis und Geburtstage

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Das schrille Geräusch meines gemeinen Weckers riss mich aus einem wunderbaren Traum. Vielen Dank auch, Wecker! Genervt machte ich ihn aus, streckte mich einmal und stand dann auf. Es war einer dieser Tage, an denen mir absolut die Motivation fehlte zur Schule zu gehen.

Eigentlich mochte ich meine Schule und in den meisten Fächern war ich auch recht gut. Wenn man Physik und Politik von den Zeugnissen streichen könnte, wäre mein Zeugnis sogar fantastisch! Aber so viel Glück hatte ich leider nicht. Aber das war wohl mein persönlicher kleiner Pechhaufen. Meine vier P’s. Persönliches Pech: Politik und Physik. Und heute würde ich gleich beide Fächer haben. Das war doch Absicht von den Schulleitern, oder? Die dachten sicher ’Ach quälen wir doch mal unsere Schüler indem wir ihnen alle schrecklichen Fächer auf einen Tag packen’!

Ich flitzte auf die Toilette und nachdem ich mich von der allmorgendlichen Last der vollen Blase erleichtert hatte, duschte ich, zog mich an und putzte mir die Zähne. Nach einem Blick auf die Uhr befand ich, dass ich noch genug Zeit hatte um mir Kajal aufzutragen und die Haare zu föhnen.

Ja, an so manchem Morgen band ich mir die nassen Haare einfach zu einem Zopf zusammen und verließ so das Haus.

Als ich fertig war, schnappte ich mir Jacke und Schultasche und lief in die Küche, wo mein Vater gerade ein paar Pfannenkuchen zubereitete.

„Mmm“, machte ich. „Das riecht köstlich!“

„Guten Morgen“, lachte mein Vater.

„Dad, du musst mir morgens nicht immer Frühstück machen!“, sagte ich. „Ich kann mir auch selbst etwas machen, oder einen Apfel mitnehmen und wir haben auch eine Schulkantine!“

„Ich weiß, Liebes!“, lächelte er. „Aber ich möchte die Zeit, in der ich noch die Ehre habe, dich im Haus zu haben ausnutzen, damit du mich, wenn du irgendwann allein lebst, auch morgens immer vermisst!“

„Ich würde dich nicht nur morgens vermissen!“, lachte ich. „Und schon gar nicht, weil mir nur dein Essen fehlen würde!“

„Weiß ich doch!“, lachte nun auch mein Vater. „Aber sicher ist sicher!“

„Na dann beeindrucke mich mal mit dem Geschmack von einem deiner Pfannkuchen!“, sagte ich begierig.

Mein Vater konnte wirklich gut kochen und backen! Ich weiß, viele sagen, dass es nirgendwo so gut schmeckt wie daheim. Aber bei mir stimmte das tatsächlich! Vor allem seine Kekse waren der absolute Wahnsinn! Ich weiß, Kekse zählen nicht als vollwertige Mahlzeit, das sollten sie aber! Naja, seine extra scharfen Nudeln waren auch nicht zu verachten.

„Aber wo wir schon beim Thema flügge werden sind!“, sagte mein Vater, während er mir einen Pfannkuchen auf den Teller packte. „Was hast du denn nächstes Wochenende eigentlich für deinen Geburtstag geplant? Willst du wieder nur mit Freunden Bowlen gehen und dann eine Pyjamaparty machen, oder wirst du in einer Disko so richtig die Sau rauslassen, wo du doch dann endlich ohne Unterschrift von mir darfst?“

„Ach Dad!“, sagte ich genervt und spießte plötzlich sehr lustlos in meinem Pfannkuchen rum. „Musst du mich daran erinnern?“

„Oh, Verzeihung!“, lachte er. „Ich werde versuchen zu vergessen, wann das Beste, das mir je passiert ist in mein Leben trat!“

Das Beste seines Lebens. Er hatte noch nie gesagt, dass es der glücklichste Tag seines Lebens war und ich verstand auch genau warum! Denn meine Geburt war nicht nur der Tag an dem er mich bekam, sondern auch meine Mom verlor. Jetzt war mein Appetit definitiv weg. Ich legte meine Gabel neben den Teller und nahm mir das Glas Orangensaft, das ebenfalls mein Dad für mich hingestellt hatte. Ich konnte wirklich nicht sagen, dass er sich nicht um mich kümmerte!

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