Endlich war ich wieder daheim. Ich hätte es auch keinen Tag länger im Krankenhaus ausgehalten.
Auch mein gesundheitlicher Zustand besserte sich von Tag zu Tag und somit auch die Laune meines Vaters. Er achtete wirklich auf meine Essgewohnheiten. Fast mehr als auf seinen eigenen Augapfel gab er darauf Acht, dass ich mich anständig und in ausreichenden Mengen ernährte.
Doch inzwischen war es gar nicht mehr nötig, dass er mich zum Essen rief. Ich kam von alleine.
Ich hatte nach dem Gespräch mit Amber noch einige Tage gegrübelt und geschmollt. Doch seit ich wieder aus dem Krankenhaus zurück war, war mir eines klar geworden. Wenn ich nicht aufpasste, würde ich schneller wieder drin sein, als mir lieb war. Und ich riskierte hier nicht nur meine Gesundheit, sondern auch mein Leben.
Also raffte ich mich von selbst auf und ging essen.
Auch wenn ich noch immer nicht den geringsten Appetit hatte. Aber ich konnte es wieder normal schlucken. Die Blockade in meinem Kopf war weg. Und mir wurde auch nur noch gelegentlich schlecht, wenn ich gegessen hatte. Für den Fall hatte ich jedoch noch ein paar Tabletten von Dr. Doobig verschrieben bekommen. Und diese halfen wirklich sehr gut.
Auch in der Schule brachte mich nichts mehr dazu, mich auf dem Mädchenklo in einer Kabine einzusperren. Hin und wieder fragten mich zwar noch ein paar neugierige Mädchen, was denn nun mit Conor sei, aber es interessierte mich nicht mehr. Jede Frage verpasste mir zwar noch einen Stich ins Herz, aber ich hatte zwei wunderbare Freunde an meiner Seite, die mich auffingen, noch ehe ich auf dem Boden aufprallte.
Amber und Anth waren wirklich mein Anker. Sie fauchten nicht nur alle an, die mich ansprachen und jagten sie somit davon, nein, sie hielten die meisten auch schon im Voraus davon ab. Sie flankierten mich und warfen jedem, der sich mir näherte einen warnenden Blick zu. Natürlich war das etwas übertrieben und zu viel des Guten, aber es war wirklich süß von ihnen.
Keiner von ihnen erwähnte auch nur ein einziges Mal Conor, was ich jedem von ihnen hoch anrechnete. Ich wusste, dass Amber am Liebsten den ganzen Tag nur über ihn gewettert hätte, aber sie beherrschte sich mir zuliebe. Doch am meisten war ich Anth dafür dankbar, denn ihm musste es am Schwersten fallen. Schließlich war er nicht nur mein bester Freund, sondern seit einigen Jahren auch Conors.
Am Mittwoch dann geschah das unmöglich Geglaubte. Sie brachten mich zum Lachen. Zwar war es nur kurz, aber es tat gut.
Es schien, als wäre der Knoten geplatzt. Ich aß wieder fast normal, ich lachte und ich schaffte es, mich wieder einigermaßen auf mein Leben zu konzentrieren. Zumindest schaffte ich es, in den Unterrichtsstunden mitzuschreiben. Ich passte zwar noch immer nicht auf und hing mit den Gedanken entweder bei Conor oder im Nirgendwo, aber ich schrieb wieder mit.
Am Sonntag fand ich dann endlich einen Weg, mich auch Zuhause von meinem Kummer abzulenken. Den Laptop neben mir auf dem Bett liegend, las ich ein Buch. Ich musste zwar beim Lesen alle romantischen Liebeskapitel überspringen, aber der Rest zog mich in die Welt der Geschichte.
Ich hörte ein Piepen und sah auf meinen Laptop. Ich hatte eine Nachricht bekommen.
So fröhlich es mit einem gebrochenen Herzen nur möglich war, hob ich den Laptop auf meinen Schoß und öffnete den Chat.
Im Bruchteil der Sekunde zerbrach mein geteiltes Herz in unendlich viele Einzelteile.
Con.
Ich war in einem Chat mit Conor gelandet.
Er hatte mich angeschrieben.
Die Nachricht war tatsächlich von ihm.
Ich atmete einmal tief ein und aus und begann zu lesen.
‚Es tut mir so Leid!’
Es tut mir so Leid? Das war alles? Ein spärliches ’Es tut mir Leid’?
Ignorieren, oder richtig sauer werden, das war hier die Frage.
Würde ich ihn ignorieren, würde er es dann noch einmal probieren?
Würde er nicht aufgeben, so wie er uns aufgegeben hatte?
Würde ich antworten, würde ich dann nicht erbärmlich sein?
Nein, nicht, wenn ich meinen Mann stand und ihm die Meinung sagte.
Ich atmete noch einmal tief durch und schrieb dann meine Antwort.
‚Es tut dir Leid? Was denn? Etwa, dass du ohne mit der Wimper zu zucken einen Vertrag unterschrieben hast, in dem es steht, dass du keine Freundin hast? Oder, dass du mich so mir nichts dir nichts abserviert hast? Oder vielleicht, dass du mir all die Jahre die große Liebe vorgegaukelt hast und nun endlich dein wahres Gesicht zeigst? Steh doch dazu, Conor! Du hast mich nie geliebt. Jedenfalls nicht so sehr, wie du es immer behauptet hast! Sonst hättest du gekämpft. Für uns gekämpft. Für mich!’
Der Text kostete mich einige Zeit. Ich musste mich selbst zurückhalten und mir vorstellen, wie Amber reagieren würde. Wenn ich nach mir gegangen wäre, hätte ich jetzt gebettelt und gefleht, dass er zu mir zurückkommen solle. Doch dann wäre ich wirklich erbärmlich. Also tat ich das Einzige, das wirklich sinnvoll war. Ich machte ihm die Hölle heiß.
Und am Ende hatte ich mich so in Rage getippt, dass ich mich schon stoppen musste. Beinahe hätte ich wirklich alle Manieren vergessen, auf die Höflichkeit verzichtet und ihm so einige unschöne Worte an den Kopf geschmissen.
Der Chat blinkte erneut auf und inzwischen nicht mehr zerrissen, sondern wirklich zornig starrte ich auf die Antwort.
‚Clary, bitte! Es ist nicht so, wie du denkst! Lass es mich erklären!’
War das jetzt sein Ernst?
Rasend vor Wut schrieb ich zurück.
‚Conor, lass den Mist! Meinst du nicht, du hast schon genug getan? Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Du hast es geschafft, mir das Herz zu brechen. Du hast es tatsächlich geschafft! Ich war so sehr am Boden, dass ich schon nicht mehr dachte, aufstehen zu können! Und jetzt, wo ich endlich anfange wieder auf die Beine zu kommen, kommst du um die Ecke und meinst mich noch einmal nach unten treten zu müssen? Ehrlich Conor, lass mich einfach in Ruhe! Geh deine Musik machen, wie du es dir immer erhofft hast! Du hast es dir wirklich verdient! Aber belasse es dabei! Den ganzen Quatsch mit dem Freunde bleiben, kannst du vergessen. Du hast deine Wahl getroffen. Du konntest dich leichtfertig von mir trennen, dann trenn dich auch ganz von mir. Ich würde es nicht ertragen, mit dir befreundet zu bleiben. Das geht nicht. Wie sollte ich denn je darüber hinwegkommen, wenn ich dich immer sehe oder höre? Wie, wenn ich immer daran erinnert werde, was ich hatte, was ich hätte haben können? Das geht nicht und ich will es auch nicht. Du wirst immer ein Teil von mir sein und einen großen Platz in meinem Herzen haben, aber du musst mir auch die Chance geben, diesen Platz so zu reparieren, dass es nicht mehr schmerzt. Machs gut, Conor. Ich wünsche dir ein schönes weiteres Leben und hoffe ehrlich für dich, dass deine Träume wahr werden. Du hast es dir wirklich verdient! Lebe wohl.’
Während er damit beschäftigt war, meine Antwort zu lesen, setzte ich ihn auf die Liste der blockierten User und loggte mich aus.
Es tat weh zu wissen, dass ich ihm damit wahrscheinlich wehgetan hatte. Doch es war das einzig Richtige.
Eines war klar. Er hatte mich abserviert und uns aufgegeben.
Er würde glücklich in ein neues Leben starten.
Er würde es ohne mich schaffen und glücklich werden.
Und was tat ich? Ich saß noch immer hier und weinte ihm nach.
Ich weiß, ich weiß. Einige von euch hatten sich von Anfang an gewünscht, dass Clary und Conor nach der Trennung Freunde bleiben. Aber das passt weder in die Storyline, noch in meine Vorstellungskraft. Ich persönlich kann dieses Freunde-nach-Beziehung-Ding überhaupt nicht. Und somit kann ich es mir auch nicht genug vorstellen, um darüber zu schreiben.
Aber wie heißt es so schön? Die erste Liebe rostet nicht? Zumindest vergisst man sie nicht, das kann ich bestätigen. Meine erste Liebe war zwar eine richtige Peinlichkeit :D (sowohl das erste verknallt sein (Ash aus Pokemon hatte die Ehre mein erster Schwarm zu sein :'D) als auch die erste Beziehung (der war aber wenigstens real)^^), aber vergessen werde ich es definitiv nicht :D
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Love Triangle
FanficClary könnte nicht glücklicher sein! Sie kennt Conor seit ihrem vierten Lebensjahr und ist nun seit zwei Jahren mit ihm in einer glücklichen Beziehung! Doch er beginnt, seinen Wunsch, Sänger zu werden, zu ernst zu nehmen und vernachlässigt sie immer...