21. Matheklausuren und Tagträume.

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Ich schrieb den letzten Satz auf das Blatt Papier und wollte noch einmal alles durchlesen, was ich geschrieben hatte.

Mein Blick heftete sich auf die Namens- und Datumszeile.

Es war Dienstag, der 6. Dezember.

Nikolaus.

Welch eine Ironie. Sollte der Nikolaus nicht Gutes bringen?

Mein Blick wanderte kurz zu Amber.

Ihre Augenbrauen waren zusammengekniffen. Auf ihrer Stirn bildete sich eine feine Schicht aus Schweiß und ihre Augen sprangen panisch durch ihre Höhlen.

Für Amber brachte er definitiv nichts Gutes. Mathe war einfach nicht ihr Ding und eine Klausur in dem Fach bereitete ihr immer Stress auf dem höchsten Level. Wie um meine Gedanken zu bestätigen, klemmte sie sich immer wieder nervös eine Haarsträhne hinters Ohr, die sie beim Wegnehmen der Hand jedoch direkt aufs Neue lose riss.

Sie tat mir wirklich Leid. Ich richtete meinen Blick wieder auf mein Arbeitsblatt und überprüfte alles noch einmal.

Ich verstand einfach nicht, warum einige solche Schwierigkeiten mit Mathe hatten.

Das waren doch alles nur Regeln, die man sich merken musste. Kannte man die Grundregeln, so konnte man einfach alles lösen.

Punkt vor Strich und Klammern zuerst separat lösen.

Und den Rest musste man doch nur noch auswendig lernen. Für alles gab es Formeln, die man lernen konnte und nach denen man sich dann einfach nur noch richten musste.

Nachdem ich alle Aufgaben noch einmal kontrolliert hatte, lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und starrte die kleine Palme an, die hinter dem Lehrerpult in der Ecke stand.

Wir durften zwar alle nach der Arbeit gehen, sobald wir fertig waren, doch bisher schien ich die erste zu sein. Und Amber bekam jedes Mal noch mehr Stress, wenn schon jemand ging und sie nicht fertig war, also wartete ich wie immer, bis der erste ging. Dann würde sie ohnehin in Stress ausbrechen und ich wäre nicht daran schuld.

Ein kleiner Windhauch ließ die Blätter der Palme in feine Bewegungen geraten. Ich beobachtete eines der Blätter und fiel in einen meiner Tagträume.

Ich dachte an den Tag zurück, an dem Conor seine Einladung zu den Awards bekommen hatte.

Ich hatte mit Dad auf dem Sofa gesessen, als es klingelte und Conor zu mir kam.

Er rannte auf mich zu und atmete schwer ein.

„Was ist denn los?“, lachte ich. „Du bist ja aus der Puste als wärst du gerade vor einem Bienenschwarm geflohen!“

„Lies das!“, keuchte er. „Das glaubst du nicht! Ich glaube es nicht! Das ist… Lies es einfach!“

Er wedelte mit einem Zettel vor meinem Gesicht herum und ich versuchte ihn mir zu schnappen. Erfolglos.

„Das war heute Morgen in meinem Mailfach! Ich dachte ich spinne! Das musst du lesen!“

Er wedelte weiter mit dem Zettel und ich gab es auf, danach zu greifen.

„Conor, Schatz!“, sagte ich. „Hör auf mit dem Zettel zu wedeln, dann kann ich ihn endlich nehmen und lesen! Und beruhige dich!“

Er sah mich einen Augenblick verwirrt an, während er noch immer mit dem Zettel wedelte. Dann schien er meine Aussage zu verstehen und reichte mir das Blatt Papier.

Ich nahm es entgegen und begann zu lesen.

Sehr geehrter… Bla Bla

…Ihnen mitzuteilen, dass Sie für den von MTV verliehenen Nachwuchspreis ’Brand New for 2012’ nominiert sind… Bla Bla

Love TriangleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt