12. Taten und Entschuldigungen

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„Clary!“, hörte ich eine mir allzu vertraute Stimme und alles in mir zog sich zusammen.

Ganz langsam drehte ich mich um und dann sah ich in diese blauen Augen, die mir immer wieder den Atem raubten.

„Conor!“, flüsterte ich.

Wow, ich kannte den Namen meines Freundes und er bewies, dass er meinen ebenfalls kannte. Das war doch wirklich ein sehr intellektueller Wortwechsel. Aber meinem Gemüt nach zu urteilen, reichte das auch aus, um mein Unbehagen des Morgens, sofort in einen Schwall aus Wut zu konvertieren. Mit einem Mal waren all meine aufgestauten Gefühle wieder da. Und damit meine ich nicht die positiven und liebevollen. Nein, alles in mir schrie danach, ihn anzuschreien und ihm die Meinung zu sagen, so, wie ich es während der Aftershow-Party hätte tun sollen, wenn wir nicht umgeben von Prominenten gewesen wären.

„Was willst du?“, erkundigte ich mich kühl und war bedacht darauf, meinem inneren Drang nicht nachzugeben.

„Clary“, begann er und stoppte sofort wieder, um sich mit den Händen durch die Haare zu fahren.

Lag das an mir, oder behielt diese Konversation ihren intellektuellen Standart auf einem niedrigeren Level, als dem von zwei Ratten, die sich um ein Stück der Abfallreste stritten? Okay, das war den Ratten gegenüber gemein, da diese, wie ich gelesen hatte, ziemlich intelligent sein sollen und uns wohl gerade um einiges schlagen würden.

„Das ist mein Name, wie wir bereits feststellen durften!“, schoss es aus meinem Mund heraus, noch ehe die Worte und ihre Folgen meinen kleinen Klumpen Gehirnmasse durchlaufen hatten.

„Bitte komm mir jetzt nicht mit Sarkasmus, okay? Ich versuche ein ernstes Gespräch mit dir zu führen! Und so sehr ich deinen Sarkasmus liebe, momentan ist er nicht hilfreich!“, sagte Conor. Nein, er flehte fast.

„Okay, aber dann sprich bitte auch mehr aus, als nur meinen Namen!“, stöhnte ich leicht genervt und fügte in Gedanken ein ’Es ist nämlich auch nicht hilfreich, wenn du  mir nur mitteilst wie ich heiße, was mir durchaus schon bewusst war. Du solltest lieber das sagen, was sich sonst noch in deinem Kopf herumtreibt!’ hinzu.

„Clary“, begann er erneut und wieder pausierte er.

Himmel, ist es denn so schwer, mehr von seinem Wortschatz preiszugeben, als den Namen seiner Freundin? Hätte ich nun einen Duden oder ähnliches in der Hand, hätte ich ihm diesen ohne zu zögern in die Hände gedrückt und ihm gesagt, er solle sich erst melden, wenn er ein paar Worte gelernt hätte. Doch zu meinem Überdruss war mein Spind mit dem Duden ein paar Gänge entfernt von uns und ich musste auf diesen glorreichen Moment verzichten. Stattdessen verdrehte ich genervt und total ’erwachsen’ die Augen.

Wenn er jetzt auch nur ein einziges Mal wieder meinen Namen sagen würde und dann abbrach, würde ich zweifellos ohne großes Zögern umdrehen und weggehen.

Conor schien meine Laune zu bemerken und trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.

„Du siehst heute gut aus!“, flüsterte er beinahe.

Ich weiß, ein Danke wäre nun die erste Alternative, die der Knigge vorschlagen würde, und eigentlich hätte ich es unter normalen Umständen auch aus reinster Selbstverständlichkeit ausgesprochen, doch meine Aussage beinhaltet nicht umsonst die drei Worte ’wäre, eigentlich und hätte’. Ich war mehr als wütend auf ihn und alles was ihm zu dem Geschehenen einfiel war ein ’Du siehst heute gut aus’. Ich bin normal wirklich nicht streitlustig, ganz im Gegenteil, doch in diesem Moment konnte ich einfach nicht anders, als ihn zu belehren und ihm somit zu zeigen, dass ich alles andere als friedlich gestimmt war.

„Heute? Man verziert ein Kompliment nicht mit extra Komplimenten! Erstens würde es betonen, dass ich sonst weniger gut aussehe und zweitens betont es zugleich, dass ich heute besser denn je aussehe, was bei der Tatsache, dass ich heute schlicht und einfach gekleidet und kein wenig geschminkt bin, entweder eine reinste Lüge wäre, oder aber all die anderen, die sich heute Mühe gegeben haben, beleidigt. Willst du lügen oder beleidigen? Wenn nicht, solltest du dir solche Extraworte in Zukunft sparen. Und bitte, wenn das alles ist, was du mir zu sagen hast, lass mich einfach gehen und meine Pause genießen, ja?“, erläuterte ich ihm, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, oder sein immer niedergeschlagener wirkendes Erscheinungsbild zu beachten.

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