36. Neues Leben, alte Erinnerungen

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Am nächsten Morgen erwachte ich sobald die Sonnenstrahlen mein Gesicht zu sehr erwärmt hatten. Ich öffnete langsam und verschlafen die Augen und erschrak erst einmal. Es dauerte ein paar Sekunden bis ich registrierte, dass ich mich in meinem neuen Zimmer befand. In diesen paar Sekunden hatte ich mich erschrocken aufgesetzt und alles im Zimmer angestarrt.

Doch sobald ich registrierte, dass ich im Haus meiner Oma war, beruhigte ich mich wieder und brachte meinen inzwischen viel zu schnellen Atem wieder unter Kontrolle.

Ich war angekommen. Ein neues Leben wartete nur auf mich und ich würde es heute endgültig anfangen. Keine Dinge mehr zum Auspacken, keine alte Umgebung von der ich mich verabschieden musste. Es war ein perfekter Start.

Automatisch breitete sich ein Grinsen in meinem Gesicht aus, während ich mich aus der Bettdecke schälte und in mein neues riesengroßes Badezimmer schlurfte.

Frisch geduscht, von einer vollen Blase erlöst und mit geputzten Zähnen stellte ich fest, dass ich keinerlei Klamotten mit ins Bad genommen hatte. Ins Handtuch gewickelt hüpfte ich in mein Zimmer zurück, schaltete die Anlage an und tanzte zur Musik zum Kleiderschrank.

Ich öffnete die Schranktür und sah mir all meine Kleidungsstücke an.

Dort war das Kleid, das Amber und ich für Conors Preisverleihung gekauft hatten. Mein Herz setzte kurz aus, als ich das Stück Stoff betrachtete.

Ich wandte meinen Blick ab und richtete ihn auf das nächste Kleidungsstück. Eine schwarze Jeans, die ich gekauft hatte, als ich sie im Schaufenster entdeckt hatte. Ich hatte sie nicht einmal anprobiert. Ich hatte sie damals gesehen, war in das Geschäft gelaufen, hatte sie gekauft und war im Eiltempo nach Hause gelaufen. Es hatte sich als ein riesiger Glückstreffer erwiesen. Als ich die Hose drei Tage später in der Schule getragen hatte, hatten sich Conors Augen geweitet. Es wurde seine absolute Lieblingshose. Er hatte immer behauptet, dass sie meinen Hintern fabelhaft in Szene setzte.

Ich musste leicht Lächeln. Es tat nicht mehr so sehr weh, an ihn zu denken, ganz im Gegenteil; es wurde immer leichter, das Positive in den Erinnerungen an ihn zu finden.

Mein Blick wanderte zu der blauen Bluse, die meine Augen zur Geltung brachte. Die hatte ich mit Amber gekauft. Es war das einzige Stück davon und eine andere Frau wollte sie ebenfalls haben. Die Frau war total irre. Sie haute mir auf meine Finger, zog an der Bluse und trat mir auf den Fuß. Ich wollte einen Streit vermeiden und ihr die Bluse schließlich überlassen, doch Amber war anderer Meinung. Sie tippte der Frau von hinten auf die Schulter und als diese sich umdrehte, zog sie mich mit der Bluse fast über den Wühltisch. Amber gab mir ein Zeichen, dass ich auf keinen Fall die Bluse loslassen durfte und fing an die Frau in ein Gespräch zu verwickeln. Sie versuchte es erst höflich, doch die Frau war einfach nur ein garstiges, kratzbürstiges Biest und fauchte Amber immer mehr an. Somit hatte Amber das einzige getan, was ihr einfiel. Sie beleidigte die Frau auf elegante Weise. Sie erzählte ihr, dass es für sie leichter wäre in einem Geschäft für Übergrößen zu suchen, dass es ihrer Figur mehr schmeicheln würde, wenn sie sich einen riesigen Leinensack umbinden würde und vieles mehr.

Die Frau war außer sich und Ambers Plan ging auf, als das Biest auf sie lossprang. Sie hatte die Bluse losgelassen. Mein Zeichen, zur Kasse zu rennen. Und Ambers Zeichen, das Weite zu suchen.

Ich musste Grinsen, als sich das Geschehene in meiner Erinnerung wiederholte.

Das war ein verrückter Tag gewesen. Amber und ich hatten den Rest des Nachmittags immer wieder angefangen darüber zu lachen.

Mit gemischten Gefühlen bezüglich der Erinnerungen griff ich nach der Bluse und schnappte mir dazu eine weiße kurze Jeans.

Ich fischte weiße Unterwäsche aus der Schublade, ließ das Handtuch fallen und zog mich an.

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