44. Die Flucht

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„Du wirst jetzt hochgehen und dich umziehen, in deinen kurzen Schlafsachen wirst du mir nicht mit einem Kerl ausgehen, egal ob er Harold, Wuschelkopf oder Hugo heißt! Kein Kerl kommt mir so an dich ran, es sei denn, es ist der Sandmann!“ Er sagte das mit einem richtig väterlichen liebevollen aber doch bestimmten Ton.

„Harry! Er heißt Harry und nicht Harold!“, gab ich zurück. „Und warum soll ich mich umziehen? Wer hat denn was von ausgehen gesagt?“

„Deine Oma. Du ziehst dich um und dann packst du dir ein paar Leckereien in den Picknickkorb, der neben dem Kühlschrank steht. Deine Oma hat mir von Harrys Worten erzählt und auch wenn wir nicht wissen, was da heute zwischen euch war, sind wir der Meinung, der Junge hat eine faire Chance verdient!“

„Ihr seid vollkommen irre! Abgesehen davon, dass Omi mich einfach belauscht hat, könnt ihr doch nicht entscheiden mit wem ich ein Picknick mache!“, grummelte ich.

„Wir nicht, aber du! Wenn du mir ehrlich sagen kannst, dass du es nicht willst, dann geh nicht. Wenn doch, dann leg jetzt auf und nimm die Beine in die Hand und sieh zu, dass du fertig wirst!“

Die beiden hatten doch wirklich einen Sprung in der Schüssel und dennoch hatten sie Recht. Mein Vater hatte Recht.

„Machs gut, Dad. Hab dich lieb! Ich muss mich umziehen!“, antwortete ich, legte den Hörer auf und rannte aus der Küche, die Treppen hinauf in mein Zimmer.

In meinem Zimmer rannte ich umher wie eine aufgescheuchte Fliege und stöhnte genervt auf, als ich in meinen Kleiderschrank starrte. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie ich mich für ein Picknick am späten Abend kleiden sollte. Noch dazu eines an dem höchstwahrscheinlich Harry Styles teilnehmen würde. Der Harry Styles der schon an einem Tag wahrscheinlich mehr Geld verdiente als jeder den ich kannte in einem Monat. Er war sicherlich nur von Menschen umgeben die Prada und Gucci trugen.

Mein Kleiderschrank war zwar nicht gerade spärlich ausgerüstet und ein paar Kleidungsstücke waren auch für meine Verhältnisse teuer, doch mit teuren Designersachen konnte ich nun wirklich nicht auffahren. Ich hatte ja nicht einmal Socken von Puma. Nein, nicht einmal Markensachen waren mir jemals wichtig erschienen. Jetzt jedoch wünschte ich mir, ich hätte nicht auf die Quantität sondern die Qualität geachtet und wenigstens einmal lieber ein etwas Teureres gekauft statt mehrere Dinge vorzuziehen.

Ich starrte noch eine Weile in den Schrank, bis mir eines klar wurde. Ich machte mich vollkommen grundlos verrückt. Harry Styles hatte mich zwar auf der MTV Party kennen gelernt und mich in einem wahrhaft schönen Kleid gesehen, doch er wusste, dass ich ein ganz normales Mädchen von nebenan war. Heute hatte er mich in meinen ganz normalen Klamotten gesehen und dennoch war er jetzt hier. Er stand vor mir, als ich meine Schlafsachen anhatte und war noch immer hier. Wenn er bisher nicht geflohen war, dann würde er es auch nicht tun, wenn ich mich auf meine Art fertig machte. Wenn doch, dann war es eben so. Entweder man nahm mich so wie ich nun einmal bin, oder man lässt es. Sich für jemanden verbiegen ist definitiv der falsche Weg.

Umziehen wollte ich mich dennoch – ich wusste schließlich nicht, wie lange wir draußen sein würden und auch im Sommer konnte es nachts kühl werden, eine kurze Hose viel also aus.

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