Kapitel 2

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Talias Sicht

Mein Herz blieb für einen kurzen Moment stehen ehe es schneller anfing zu schlagen und das Blut in mir zum kochen brachte. 

Bitte lass es mich eingebildet haben, bitte lass es mich- ,,Talia?''eingebildet haben. 

Und somit war diese Illusion jetzt auch zu Nichte gemacht worden. 

Tief Luft holend drehte ich mich schließlich zu Vitus herum, der kaum zwei Meter hinter mir stand und mich mit wachsamen Augen musterte. 

,,Vitus'' brachte ich nach einem kurzen Moment der Stille heraus und ließ Angesprochen langsam auf mich zu kommen. 

,,Geht es dir gut Talia?'' fragte er als nächstes und ließ mich kurz die Augen schließen ehe ich meine Schultern raffte und jede Erinnerung an diesen Abend versuchte zu ignorieren. 

,,Es sieht nach Regen aus, findest du nicht auch?'' 

Und jetzt konnte ich hoffen, das er merken würde, dass ich nicht über Samstag sprechen wollte. Doch so wie es aussah, war Vitus mehr als hartnäckig. 

,,Hör auf damit Talia. Ich mach mir wirklich Sorgen'' 

 ,,Warum?'' bevor ich verhindern konnte, kam diese Frage schon über meine Lippen und ließ mich gleich die Augen über mich selber verdrehen. 

Eine unnötigere Frage gab es wohl nicht. Ich würde mir auch Sorgen um jemanden machen, der am späten Abend an meiner Haustür klingelt und einfach ohnmächtig wird. 

Und auch, wenn Vitus die Frage anscheinend genau so verstand, wie sie rüber kam und sich nur um mich sorgte, weil er das Gefühl hatte, es zu müssen nach Samstag, verfolgte sie tief in mir drinnen eigentlich einen anderen Anhaltspunkt, doch musste das niemand wissen. 

Das ich mir wünschte, dass mich jemand ernsthaft und von sich aus mal fragt, wie es mir geht, musste niemand wissen, denn dieser Wunsch war genauso lächerlich wie die Vorstellung, dass meine Eltern irgendwann sehen, was sie ihrer Tochter eigentlich an tun. 


,,Hör zu Vitus, wir sollten das alles einfach vergessen'' Vitus Augen weiteten sich gleich und unglaubwürdig sah er mich an. 

,,Ist das jetzt dein Ernst Talia? Was soll ich deiner Meinung nach vergessen? Das du in meinen Armen ohnmächtig geworden bist? Das deine Kleidung zerrissen war und dein Körper an mehreren Stellen mit Hämatomen übersehen war?'' schwer schluckte ich und versuchte dabei seinem Blick aus zu weichen, doch kläglich scheiterte ich und so versuchte ich seinen stechenden Blick nicht zu nahe an mich heran zu lassen und ihn so emotionslos wie möglich an zu gucken. 

,,Genau das Vitus. Mir geht es gut wie du siehst. Es war alles nur...'' ein dummer Zufall? Ein weiterer Schicksalsschlag in meinem Leben? Oder doch einfach nur das, was ich verdiente und als mein Leben bezeichnen konnte? 

Mein Satz blieb offen, doch nahm Vitus mir das Reden auch so ab. ,,Ich kann das nicht Talia'' 

,,Was kannst du nicht?'' fragte ich nach und ließ ihn kurz mit den Augen rollen. ,,Ich kann Samstag nicht einfach so vergessen'' erklärte er und ließ meine schlimmste Befürchtung wahr werden. 

,,Wieso nicht? Wieso kannst du es nicht einfach vergessen und so tun als wären wir uns nie begegnet'' 

 ,,Weil ich die Angst in deinen Augen gesehen habe, Talia und auch wenn ich dich nicht kenne, weiß und spüre ich auch so, dass du nicht lange das selbstbewusste Mädchen bist, dass du mir hier gerade versuchst, vor zu spielen. Und auch wenn du das nicht willst, ich werde Samstag nicht vergessen. Ich werde dich nicht vergessen, bis ich weiß, wer du wirklich bist'' 

Begegnung buchstäblich ins HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt