Talias Sicht
Mittlerweile waren zwei Tage vergangen und trotz, dass ich versuchte, Vitus und Joel zu zeigen, dass ich nicht mit ihnen befreundet sein wollte, ließen die beiden mich nicht in Ruhe.
Nein, ich hatte sogar eher das Gefühl, dass sie sich mit jedem Tag noch fester in ihre beschissene Idee festbissen, dass sie etwas aus mir heraus bekommen könnten.
Auch heute sah es nicht anders aus und so verbrachte ich unfreiwillig mit den beiden die Pausen und nur im Unterricht hatte ich meine Ruhe vor nervigen Fragen oder Joels Grinsen, sollten Vitus und ich uns nur eine Sekunde zu lange in die Augen sehen.
Joel war mit Abstand die verrückteste Person, die ich kannte und auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, ich mochte ihn irgendwie.
Einfach weil er er selbst war und wegen ihm mir öfters ein Lächeln über die Lippen kam.
Und Vitus...
Unwillkürlich seufzte ich bei dem Gedanken an den braunhaarigen Jungen auf.
Vitus war einfach.... ja keine Ahnung wie man ihn beschreiben konnte.
Ich kannte ihn nicht wirklich und trotzdem fühlte ich mich bei ihm so geborgen wie noch nie zuvor, dachte immer wieder an diesen Abend zurück als er mir sanft über die Wange gestrichen hatte, mir zu geflüstert hatte, dass ich in Sicherheit sei und konnte dabei nicht verhindern, zu lächeln.
Zu lächeln, obwohl ich eigentlich wissen müsste, wie falsch es war.
Wie falsch mein ganzes Leben eigentlich war.
**
Nach meiner letzten Schulstunde, Joel und Vitus hatten Gott sei Dank noch Training, machte ich mich alleine auf den Weg.
Mit dem kleinen Zettel in meiner Hand machte ich mich auf die Suche nach der Adresse und wurde nach einer halben Ewigkeit auch endlich fündig.
Seufzend blieb ich vor dem Familienhaus stehen und las nochmal kurz den Zettel.
'Babysitter gesucht'
Mir fehlte eigentlich die Kraft und die Energie, um neben der Schule und dem ganzen Stress mit meiner Familie und Tom, noch zu arbeiten, jedoch blieb mir nichts anderes übrig.
Tom hatte seine Worte nämlich tatsächlich ernst gemeint und so bekam ich das Geld, was er von meinen Eltern bekam, nicht mehr ausgehändigt.
Nein, mit dem Geld, was eigentlich mir zustand, kauften er und seiner kleiner Bruder lieber Alkohol.
Da ich leider wusste, dass meine Eltern mir das ganze nicht glauben würden, schließlich war Tom ja ein wahrer Engel, blieb mir nichts anderes übrig, als mich nach einem Job um zu sehen und Gott sei Dank war ich schnell fündig geworden und das komischerweise an dem Infobrett in unserer Schule.
Und obwohl ich noch nie auf kleine Kinder außer natürlich auf Lilly aufgepasst hatte, war dieses Angebot mir gleich in die Augen gesprungen und so hatte ich kurzer Hand mir die Adresse und Telefonnummer aufgeschrieben und hatte noch gleich gestern Abend bei dieser Familie angerufen gehabt.
Aayana, die Frau, die diese Anzeige von ihrem Schwager in unserer aufhängen lassen hatte, war mir am Telefon gleich sympathisch gewesen und anscheinend hatte ich mich auch nicht so ungeschickt angestellt, denn hatte sie mich gleich für heute mal zu sich eingeladen, damit ich sie, ihren Mann und natürlich auch ihre Kinder persönlich kennen lernen konnte.
Nachdem ich noch einmal tief Luft geholt hatte, klingelte ich schließlich und hörte im nächsten Moment eine freudige Kinderstimme 'Ich mach auf' schreien, gemeinsam mit schnellen Schritten.
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Begegnung buchstäblich ins Herz
Teen Fiction5. Begegnung buchstäblich ins Herz ----- Dies ist der fünfte Teil der '...ins Herz' Reihe. Ich würde euch raten, die Bücher davor gelesen zu haben:) ----------------------------- Vitus, der jüngste und letzte Bruder der Collister Talia, ein unbekann...