Talias Sicht
Es kam mir schon fast grotesk und surreal vor, als ich fünf Minuten später mit einem Stück Kuchen neben Vitus auf dem Sofa und mit seiner wahrscheinlich nicht mal halben Familie im Wohnzimmer saß.
Ich hatte mir nach letzter Woche das Ziel gesetzt gehabt, Vitus auf Abstand zu halten, ihn so kühl wie möglich zu behandeln um es so unpersönlich wie möglich und somit auch so schmerzfrei wie möglich zu machen.
Und statt all dies um zu setzten, verfiel ich ihm stattdessen jeden Tag mehr und mein Herz konnte sich nach kurzer Zeit keine Zukunft mehr ohne seine Nähe, seine Wärme vorstellen und das machte mich verrückt.
Das bereitete mir Angst, weil ich wusste, in welche Richtung das führte.
In eine Richtung, die für mich unerreichbar war, denn wartete 'Zuhause' mein angeblicher Verlobter auf mich, der mich statt zu lieben hasste, der mich schlug statt mich zu umarmen, dem ich egal war statt wichtig.
Auch wenn Tom ein Arschloch war, sein Bruder noch ein viel größerer, tat er mir im Grunde auch irgendwie leid, auch wenn ich es nicht wollte.
Tom wurde von seinen Eltern nicht besser behandelt. Er hatte wie ich wahrscheinlich selber nie gelernt wie es sein kann geliebt zu werden und musste deswegen auch vielleicht nicht mit mir um zu gehen.
Vielleicht setzte er einfach das um, was man ihm beigebracht hatte.
Wir litten beide unter unseren Familienverhältnissen, nur statt gemeinsam dagegen an zu kämpfen, kämpften wir gegeneinander und machten diese ganze Sache um so schwerer.
,,Alles okay Talia?'' Vitus Stimme riss mich aus meinen Gedanken und schnell nickte ich und wagte einen Blick in seine Richtung, nur um dann in seinem Gesichtsausdruck zu erkennen, dass er mir keines Wegs glaubte.
Und irgendwie wunderte mich das nicht mal.
,,Es ist wirklich alles gut, ich äh ich musste nur an meine Eltern denken''
Das Vitus jetzt von meinen schrägen Eltern wusste, hatte mich gestern noch wahnsinnig gemacht, doch mittlerweile wusste ich, dass er es nie gegen mich verwenden würde.
Nein, auch dass er vorhin sofort kommen wollte, um mir zu helfen, bewies mir im Grunde, das Vitus Herz reiner als alles andere war.
Vitus verzog kurz bei der Erwähnung meiner Eltern das Gesicht und musterte mich dann kurz besorgt, doch ein Lächeln von mir ließ ihn schließlich kurz aufseufzen und mich dann an lächeln.
,,Du weißt hoffentlich, dass meine Tür dir immer offen steht oder? Du und auch Lilly seid bei mir immer Willkommen, ich würde euch nie wegschicken''
Ich weiß Vitus und dafür bin ich dir mehr als dankbar.
,,Wartet mal, hab ich das etwa richtig verstanden? Vitus, du hast ihre Eltern schon kennen gelernt?''
Marias fassungslose Stimme ließ uns gleich zu ihr sehen, nur um dann zu sehen, wie sie die Arme beleidigt in die Hüfte gestemmt hatte.
,,Von wegen eine Woche wäre nicht lang genug um sie mir vorzustellen. Mein Sohn, du enttäuschst mich maßvoll. Wie kannst du das nur deiner Mutter antun? Und du warst mal mein Lieblingssohn''
Maria schluchzte gespielt auf und sah dann stur zur Seite.
Vincent und Vito hatten sich nach ihren letzten Worten sofort aufgesetzt und fingen an zu protestieren.
,,Wie dein Lieblingssohn? Letztens meintest du noch, ich wäre dein Lieblingssohn''
Vito sah seine Mutter gespielt fassungslos an und ließ auch Vincent gleich los reden.
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Begegnung buchstäblich ins Herz
Teen Fiction5. Begegnung buchstäblich ins Herz ----- Dies ist der fünfte Teil der '...ins Herz' Reihe. Ich würde euch raten, die Bücher davor gelesen zu haben:) ----------------------------- Vitus, der jüngste und letzte Bruder der Collister Talia, ein unbekann...