Kapitel 37

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Talias Sicht



Paralysiert von dem Schmerz, den ich mit diesem Ring verband, starrte ich auf Vitus Handfläche, nahm kaum das Schluchzen war, dass hilflos meinen Mund verließ, nahm kaum Vitus Arme war, die mich auffingen als ich einfach zusammen klappte und drohte in diesen schrecklichen Erinnerungen zu ertrinken.

Gelähmt von all meiner Verzweiflung, meiner Angst und der Wut auf dieses Leben verlor mein Verstand die Kontrolle an mein Herz, dass letztendlich gelenkt von all diesen erdrückenden Gefühlen dafür sorgte, dass ich nach Minuten des Schweigens, in Vitus Armen liegend, anfing zu sprechen, vergessend, was das für Auswirken haben würde.

,,Mir wurde schon früh klar, dass mein Leben so gut wie gelaufen war und ich keinerlei Anspruch darauf hatte, etwas selbst zu entscheiden, spätestens als meine Eltern mir Tom vor die Nase setzten und offenbarten, dass ich einen wildfremden Mann heiraten würde, einen Mann, der es nicht kannte geliebt zu werden und der dementsprechend auch mehr seine Fäuste sprechen ließ als sein Herz.

Das mein naives Ich lernen musste, dass es neben meinen Eltern auch noch genug andere verlogene Menschen gab, wurde mir spätestens klar, als ich Hilfe suchte und von meinen angeblichen Freunden im Stich gelassen wurde.
Dementsprechend trauerte ich auch nicht, als meine Eltern beschlossen umzuziehen, mich hielt nichts mehr an diesem Ort und davon Mal abgesehen interessierte meine Meinung sowieso niemanden.

So ließ ich also den Umzug über mich ergehen, nahm es so hin, dass ich mit Tom in eine Wohnung ziehen musste und das alles nur um meiner kleinen Schwester die Zukunft zu sicher, die sie verdiente, denn mittlerweile hatte ich verstanden, dass je mehr ich mich stur stellen würde, desto mehr müsste Lilly später ausbaden.
Ihre Zukunft hing wie meine Eltern mir immer wieder eintrichterten von meinem Verhalten ab und auch, wenn in mir alles danach schrie, einfach abzuhauen, mich aus diesen von einer Marionette ähnelnden Seilen zu befreien, blieb ich an Ort und Stelle, setzte mein bestes Poker Face auf, wenn meine Eltern wieder klagten, was für eine Enttäuschung ich sei, verkniff mir die Tränen, wenn Tom wieder seine Fäuste sprechen ließ.

Ich lernte immerhin schon lange vor diesem Umzug die Rolle kennen, die ich offensichtlich in diesem schrecklichen Spiel spielte und so lernte ich sie auch zu perfektionieren und zu beherrschen, zumindest dachte ich das, bis ich an jenem Abend lernen sollte, dass ich lange nicht so stark war wie ich glaubte zu sein''


Wochen zu vor, an jenem Tag, an dem Talia den Jungen kennen lernte, bei dem sie nicht nur lernte sie selbst zu sein, sondern auch erfuhr, wie schön es sich anfühlte in Liebe und in Sicherheit zu leben


Erschöpft von all den Schmerzen, die Tom mir bereitet hatte, ließ ich mich auf mein Bett sinken, sackte hilflos und wimmernd zusammen, rollte mich auf meiner Matratze ganz klein zusammen und versuchte dann so gut es ging die Schmerzen auszublenden und mich wach zu halten.

Das ich aber nicht lange gegen die Müdigkeit ankämpfen konnte, wurde mir mit jener Minute immer bewusster und so gab ich schließlich auch einfach auf, schloss meine Augen und versank in dieser Dunkelheit, die mir ironischerweise etwas Hoffnung gab, Hoffnung gab in dem Sinne, dass vielleicht sie mich vor dieser bitteren Realität bewahren und beschützen würde.

Das sich das Einschlafen schon bald als den größten Fehler heraus stellen sollte, wurde mir spätestens klar, als ich blinzelnd meine Augen öffnete und dabei direkt in Theos gehässig grinsendes Gesicht blickte, sein Gewicht auf meinem Körper wahrnahm und seine Hände, die mir versuchten das T-Shirt auszuziehen.

Panisch, jetzt schon so etwas wie Todesangst spürend blickte ich den Bruder meines Verlobten an und versuchte ihn von mir runter zu kriegen, vergeblich.

Begegnung buchstäblich ins HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt