Kapitel 8

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Talias Sicht

Immer noch fassungslos und geschockt sah ich Aayanas Mann ins Gesicht und hoffte jeden Moment endlich aus diesem Albtraum auf zu wachen. 

Das konnte nicht wahr sein, das durfte einfach nicht wahr sein. 

Schwer atmete ich aus und bemerkte nur, wie auch er hörbar schluckte. 

,,Vincent, das ist Talia. Ich hab dir gestern doch von ihr erzählt. Sie würde gerne auf unsere Kinder aufpassen, also hoffe ich doch nach wie vor'' 

Auf Aayanas Frage nickte ich leicht, konnte aber nicht verhindern bei seinem Namen kurz auf zu zucken und an diesen Abend zurück zu denken, wo er wie auch Vitus versucht hatte mich zu beruhigen. 

Und obwohl ich versuchte es zu vermeiden, tauchte sein besorgter Blick vor meinen Augen auf, seine Stimme hallte sich in meinem Kopf ab und ließ mein Herz schwer gegen meine Brust schlagen. 

,,Und das Talia ist mein Mann Vincent'' tief atmete ich ein und aus und ignorierte während ich ihm meine Hand hin hielt die aufkommende Panik. 

Auch wenn ich den Wunsch hatte, dass er es vielleicht vergessen hatte, zeigte ein Blick von ihm mir gleich, dass er sich noch genau an mich erinnerte. 

Er schien diesen Abend wohl genauso wenig wie Vitus und Joel vergessen zu haben. 

Und auch wenn mir in der letzten halbe Stunde Aayana und ihre Söhne sympathisch geworden waren und ich gerne auf sie aufpassen würde, konnte ich mich jetzt wohl von diesem Job verabschieden. 

Mir reichten Vitus und Joel schon aus, ich brauchte nicht auch noch einen Vincent, der mich ausfragt oder mich mit diesem Blick genausten beobachtet. 

Als würde ich jeden Moment wieder zusammenbrechen. 

Egal ob körperlich oder seelisch. 

,,Schön dich kennen zu lernen, Talia'' seine Stimme ließ unvermeidlich einen Schauer meinen Rücken entlang laufen während er meine Hand schüttelte. 

,,Ach und Talia, dass ist noch unser ältester Sohn Emilio'' Aayanas Stimme ließ mich schließlich zu ihr gucken und dann weiter zu ihrem ältesten Sohn, der mich lächelnd ansah. 

Seine obere Zahnlücke stach mir ins Auge und sein glückliches Grinsen ließ mich für einen kurzen Moment vergessen, dass ich gerade ernsthaft in dem Haus von Vitus großem Bruder war und angeboten hatte auf seine Neffen aufzupassen. 

Das Weinen eines Babys riss mich schließlich aus meinen Gedanken und ließ mich kurz tief ein und ausatmen. 

Aayana verschwand sofort aus dem Raum und gleich folgte ihr Emilio, dessen Lächeln noch breiter geworden war. 

Seine kleinen Brüder folgten ihm und leise schnappte ich den Namen Emma auf. Auf die Tatsache, dass ich gleich auch noch das jüngste Mitglied kennen lernen würde, konnte ich mich nicht konzentrieren, denn Vincents Blick brannte sich scharf in meine Haut. 

Schwer schluckend wagte ich schließlich einen Blick zu ihm und bereute es im nächsten Moment auch schon wieder. 

,,Talia'' seine tiefe, raue Stimme ließ mich unwillkürlich auf zucken und wie von alleine die Panik in mir größer werden lassen, obwohl ich genau wusste, dass er mir nichts tun würde und ich keine Angst haben bräuchte. 

Insgeheim wusste ich auch, dass der eigentlich Grund des Aufzucken war, dass ich genau die Besorgnis in seiner Stimme hörte und nicht verhindern konnte an Vitus zu denken oder an die Tatsache, dass sich fremde Menschen mehr um mich sorgten als je meine Eltern taten. 

Begegnung buchstäblich ins HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt