Kapitel 4

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Talias Sicht

Und ich hatte wirklich Recht behalten. 

Es wurde ein ganz langer Schultag oder zumindest wurden es ganz lange Pause, während die Unterrichtsstunden zu schnell vergingen. 

Also eigentlich lief mein Schultag so ab, wie jeder Schüler davon träumte, doch in meinem Fall hieß es einfach nur, ein ewig langes Verhör von Vitus und Joel ertragen zu müssen, die mich nämlich ausquetschten wie sonst was. 

Entweder sie bekamen einfach nicht mit, wie genervt ich irgendwann war oder sie ignorierten es schlichtweg. 

Im Grunde genommen war ich nicht genervt von ihnen, nein ich war eher genervt von mir selbst, dass ich es überhaupt zu ließ. 

Ich wollte doch hier niemanden kennen lernen und ich wollte vor allem Vitus nicht nah an mich heran lassen, nicht nach Samstag. 

Joel und er, und auch seine Brüder hatten mich in einem Moment der Schwäche erlebt und genau das war es, was ich eigentlich vermeiden wollte. 

Oder jetzt zumindest vergesslich für die Beiden machen wollte, doch so wie es aussah, wollten die Beiden mich einfach nicht in Ruhe lassen. 

Nein sie setzten alles darauf an mich kennen zu lernen, doch bis jetzt hatte ich es nur bei offensichtlichen Sachen gelassen. 

Ich war 17 Jahre alt, ging in die 11. Klasse, behauptete einfach nur schüchtern zu sein und deswegen nicht viel zu reden und ich hatte eine kleine Schwester. 

Mehr hatte und würde ich nicht verraten.

Gerade als ich erleichtert nach meiner letzten Schulstunde aus dem Klassenzimmer trat und froh darüber war, jetzt endlich hier weg zu kommen, wurde mir mit einem Schlag bewusst, dass die Beiden hartnäckiger waren als ich gedacht hatte, denn standen sie beide breit grinsend an der Wand gelehnt und kamen direkt auf mich zu nachdem sie mich entdeckt hatten. 

,,Da ist ja sein Engel'' kam mir Joel entgegen und ließ mich zum ich weiß nicht wievielten mal die Augen verdrehen. 

Ich war und würde ganz sicher nie Vitus Engel sein, alleine weil meine Eltern das nie zulassen würden. 

Selbst wenn ich es wollen würde, ich durfte mich nicht verlieben, denn zählte das sowieso nicht. 

Nicht in den Augen meiner Eltern. Und dementsprechend würde es auch bei mir nur zu Herzschmerz und Liebeskummer führen. 

Ohne Vitus und Joel zu beachten lief ich den Gang runter, doch anders als erhofft schlossen sie schnell auf und liefen jetzt links und rechts neben mir. 

,,Wir begleiten dich übrigens nach Hause Talia'' erhob Vitus irgendwann das Wort nachdem wir schon lange vom Schulgelände runter waren und gerade so konnte ich mich noch davon abhalten irgendeine sarkastische Antwort zu erwidern. 

,,Aber du kannst natürlich auch deinen Prinzen in silberner Rüstung zu sich nach Hause begleiten'' warf Joel noch ein und während ich nur still blieb und mich fragte, was in seinem Kopf abging, bekam er von Vitus einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. 

Joel schlug darauf zurück und so fing es an, dass die beiden sich zankten während ich zwischen den beiden lief und aufpassen musste, selber nichts ab zu bekommen. 

Nebenbei überlegte ich, wie ich unauffällig verschwinden konnte, denn wenn die beiden mich wirklich nach Hause begleiten würden, dann würde eine Katastrophe passieren. 

Egal, ob ich sie jetzt zu Tom's Wohnung oder zu der meiner Eltern führen würde, es wäre mein Untergang. 

Tom würde ausrasten, wenn er die Beiden in meiner Nähe sehen würde und meine Eltern würden keine Ahnung was unternehmen, um keine Freundschaft zu zu lassen. 

Begegnung buchstäblich ins HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt