Kapitel 53

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Talias Sicht


Mit weit aufgerissen Augen blickte ich zu Vitus, der gemeinsam mit seiner Familie in die Kirche geplatzt war und mit seinen Worten den Pfarrer unterbrochen hatte. 

Er war wirklich gekommen, sie waren gekommen. 

„Sag mal, was erlauben sie sich eigentlich hier so rein zu stürmen. Ich kann mich nicht daran erinnern, sie eingeladen zu haben" außer sich stand meine Mutter auf und fuchtelte wild mit ihren Armen rum. 

„Verlassen sie jetzt sofort die Kirche, bevor ich die Polizei rufe. Herr Pfarrer, machen sie bitte weiter" 

„Hier wird jetzt mit gar nichts weiter gemacht, haben wir uns verstanden? Und von mir aus, rufen sie gerne die Polizei, ich glaube nämlich nicht, dass sie auf ihrer Seite sein wird" 

Vitus eiserne Stimme ließ mich sofort von meiner wütenden Mutter wieder zu ihm blicken. 

Wie von alleine wollten mich meine Beine auf ihn zu bewegen, doch bevor ich ihn auch nur ansatzweise erreichen konnte, umfasste mein Vater meinen Arm und zog mich mit Schwung zurück. 

„Schön hier geblieben, Fräulein. Wo willst du bitte hin?" schmerzhaft verzog ich das Gesicht als er noch fester zu drückte und diabolisch anfing zu grinsen. 

„Du kommst nicht davon, Talia" 

Er war doch krank, vollkommen krank. 

„Ich würde lieber sofort die Finger von ihrer Tochter nehmen, Herr White oder soll ich lieber Herr Young sagen" 

Und Vincents Worte ließen in mir nicht nur die Hoffnung größer werden, sondern auch einen panischen Ausdruck auf dem Gesicht meines Vaters erscheinen. 

„Was reden sie da bitte? Mein Name ist Steven White, sie müssen mich verwechseln" 

Klar Vater, red dir das ruhig ein. Nur das nächste mal solltest du die Akte, die deine Vergangenheit zusammen fasst, vielleicht nicht so offen liegen lassen, so dass sie deine 15 Jährige Tochter zu Gesicht bekommt. 

„Ich glaube, sie wissen genau was ich meine. Aber wir können auch gerne die Polizei rufen, die freut sich bestimmt, wenn in ihrer Akte neben Drogenkonsum- und Handel, Vergewaltigung einer Minderjährigen und versuchten Totschlages jetzt auch noch Misshandlung der eigenen Tochter auftaucht. Dachten sie wirklich, sie könnten einfach so ihrer Vergangenheit entfliehen, wenn sie ihren Namen ändern?" fast schon amüsiert blickte Vincent meinen Vater an, der schwer schluckte. 

„Das...woher wissen sie das? Sie können davon gar nicht wissen. Davon weiß niemand" 

Und das war nun mein Einsatz. 

„Wenn du willst, dass niemand von deiner Vergangenheit erfährt, dann solltest du das nächste mal deine Akte nicht so offen liegen lassen. Es war nicht wirklich schwer heraus zu finden, was mein Vater seit Jahren versucht vor der Öffentlichkeit zu verstecken. Aber was meinst du, Papa? Sollten deine Geschäftspartner nicht erfahren, dass du im Gefängnis warst und versucht hast deinen besten Freund umzubringen, nur weil der dich dabei erwischt hast, wie du im Rausch des Drogenkonsums ein unschuldiges Mädchen vergewaltigt hast? Ich denke, es würde alle interessieren, mit welchem Monster sie Verträge abschließen oder meinst du nicht, Vater?" herausfordernd blickte ich meinen Vater an, der sich wütend zu mir herum drehte.

„Du hast es ihnen erzählt. Du miese Schlampe" schneller als ich gucken konnte spürte ich schon wie seine Hand auf meiner Wange landete. 

Mich kaum auf den Beinen haltend durch den Schwung stolperte ich nach hinten und wurde gerade so aufgefangen als ich drohte hinzufallen. 

Begegnung buchstäblich ins HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt