Kapitel 39

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Talias Sicht:

Ich wusste nicht genau, was ich von Vitus Abgang halten sollte geschweige denn was er mir damit sagen wollte, dass meine Geschichte nichts zwischen dem ändert was zwischen uns war.

Meinte er damit all die Momente, die mich ihn lieben lassen ließen?

Oder meinte er damit die Tatsache, dass ich ihn angelogen hatte, ihn sich in mich verlieben lassen hatte, obwohl ich wusste, dass das zwischen uns keine Zukunft hatte?

Ich rechnete dementsprechend mit allem, als ich am nächsten Tag mehr als angeschlagen von der schlaflosen Nacht und Toms gestrigen Schlägen den Schulhof betrat und mich instinktiv nach den beiden Jungs umsah, die die letzten Schulwochen eindeutig erträglicher gemacht hatten.

Nicht anders als erwartet entdeckte ich sie bei ihren Freunden aus der Fußballmannschaft und etwas überfordert damit, was ich jetzt genau machen sollte, starrte ich nur in ihre Richtung.

Wie als hätte Joel meinen starren Blick bemerkt, sah er in meine Richtung und machte keine 2 Sekunden später Vitus auf mich aufmerksam.

Als dieser schließlich in meine Richtung sah und mich mit seinen strahlenden Augen in Gefangenschaft nahm, drohte mein Herz vor Aufregung stehen zu bleiben.

Geleitet von all den Glückshormonen, die alleine sein Blick in mir auslösten, schien mein Verstand zu vergessen, was zwischen uns passiert war und so bewegten sich meine Beine im nächsten Moment auf ihn zu.

Mit jedem Schritt, den ich tat, merkte ich wie die Nervosität größer wurde und so verlangsamte sich mein Tempo automatisch, vor allem als ich merkte, dass Vitus nicht den Anschein machte mir entgegen zu kommen.

Hatte ich seine Aussage also wohl doch falsch interpretiert? Wollte er jetzt trotz gestern nichts mehr mit mir zu tun haben?

Genau in dem Moment als ich ihn und seine Gruppe erreichte, wurde Vitus von einem seiner Freunde angesprochen und nahm damit seine wachsam blickende Augen von mir.

,,Vitus, kommst du? Wir müssen doch noch zum Coach'' Vitus schien einen Moment zu brauchen, um die Worte seines Mitspielers zu verstehen, doch schneller als ich gucken konnte, nickte er und verschwand ohne noch einmal zu mir zu sehen.

Fassungslos blickte ich ihm und seinem Freund hinterher, bemerkte nebenbei, dass auch die anderen ihnen folgten und ich am Ende alleine dastand, komplett überfordert und verwirrt.

,,Talia?'' Joels Stimme riss mich schließlich wieder ins Hier und Jetzt und nach einem Moment des Fangen sah ich Vitus besten Freund an und sprach ohne es kontrollieren zu können.

,,Bitte sag mir Joel, dass ich seinen schweigsamen Abgang gerade falsch interpretiere?'' im ersten Moment, wo ich meine Worte aussprach, hielt ich mich noch selbst für verrückt und einfach zu dramatisch, doch spätestens als Joel leise blieb und meinem Blick auswich, wusste ich es besser.

,,Ich hab ihn verloren oder?'' meine Stimme war nicht mehr als ein zarter Hauch, ein Hauch des Schmerzes, der sich in mir breit machte und mich schwer atmen ließ.

,,Gib ihm Zeit okay Talia?''

Würde ich gerne, Joel, nur leider hab ich keine Zeit mehr. Mein 18. Geburtstag steht schließlich vor der Tür und damit auch die Hochzeit.

,,Bau keine scheiße, ok Talia?'' tonlos nahm ich seine Aussage in Kenntnis und beobachtete dann wie er sich von mir entfernte und mich nun komplett alleine ließ, alleine mit diesem Schmerz, alleine mit diesen quälenden Gedanken, alleine mit dieser Wut.

Die Wut, die daher kam, dass ich einfach nicht aus meiner Vergangenheit lernte.

Wie oft soll es mir noch passieren, dass ich mich jemanden anvertraue und mich dieser einfach alleine lässt bis ich endlich kapiere, dass ich mich nur auf mich selbst verlassen kann?

Wie oft soll ich das ganze noch durch machen, bis endlich auch der letzte Schimmer an naiver Hoffnung in mir verschwunden ist und ich aufgebe, nicht mehr aufstehe, wenn mich Tom und Theo zu Boden prügeln, wohl möglich noch selbst den Schritt wage, dem hier endlich ein Ende zu setzen.

Tief ein und ausatmend, mich selbst beruhigend, dass ich diesen Rückschlag von dem wohl einzigen Jungen, den ich je lieben würde, auch noch verkraften würde, drehte ich letztendlich wieder um und verschwand vom Schulgelände, keine Kraft mehr inne habend, Vitus heute nochmal zu begegnen.

Keine 10 Minuten später befand ich mich vor dem Haus meiner Eltern wieder und schloss vorsichtig die Tür auf, flehend, dass meine Eltern nicht Zuhause waren.

Leise schlich ich kurz darauf durchs Haus, der Stimme meiner kleinen Schwester folgend, die ich dann im Garten mit unserer Haushälterin entdeckte.

Ihr fröhliches Lachen während sie schaukelte und dabei stolz der 50 jährigen erzählte, dass Elias ihr das beigebracht hatte, speicherte sich wie von alleine ganz tief in meinem Herzen ein genauso wie die Tatsache, dass es ihr gut ging, ihr es wohl möglich sogar besser ergehen würde, wenn ich gar nicht mehr hier wäre.

So müsste sie immerhin keine zukünftigen Fehler mehr von mir ausbaden, und wer weiß, vielleicht würden meine Eltern aus meinem Schritt ja auch was lernen.

Und selbst wenn nicht, Lilly würde es egal was kommen würde, besser ergehen als mir. Sie hatte immerhin Elias als neuen Freund gefunden und würde sich egal was kommen würde, nie einfach das Lachen nehmen lassen.


Den Tränen nahe verschwand ich schließlich wieder ohne auch nur irgendetwas zu sagen und verließ das Haus, nicht wirklich wissend wohin mit mir.

Ich wollte nicht nach 'Hause', wo Tom nur sauer werden würde, weil ich nicht in der Schule war. Ich wollte genauso wenig wieder zurück in die Schule oder in mein Elternhaus.

In mir tief drinnen wollte alles eigentlich nur zu Vitus, in seinen Armen liegen und zugesprochen bekommen, dass ich nicht alleine war, doch war das auch nur ein Wunschdenken, dass in der aktuellen Realität niemals wahr werden würde.

Und so bewegten mich meine Beine letztendlich zu der Gasse, in der ich wusste, dass ich nicht ganz so unwillkommen war.

Jordan saß wie erwartet an seinem typischen Platz und empfing mich mit einem sanften Lächeln, dass gleich verschwand als er verstand, dass mir so gar nicht nach lächeln zu mute war.

,,Was ist passiert, Liebes?'' besorgt musterte mich der Mann Mitte 50 und ließ unkontrolliert eine Träne fließen.

Und das diese Träne im Endeffekt nur all meine Emotionen ausbrechen ließ konnte weder ich noch Jordan kontrollieren und so saß ich am Ende weinend an seiner Schulter angelehnt und ließ mich von ihm trösten.

Nach meiner Erklärung, was alles die letzten Tage falsch gelaufen war, schien Jordan ziemlich sprachlos zu sein und brauchte einen Moment, um sich wieder zu fassen.

,,Ich kann das gerade nicht ganz glauben, Talia''

Glaub mir Jordan, wenn es nach mir gehen würde, würde ich jedem Moment aus diesem Albtraum aufwachen.

Wieder blieb es einen Moment lang still zwischen und geleitet von all den letzten Ereignissen flossen die nächsten Worte, die insgeheim schon seit Jahren Wurzeln in mir gefressen hatten, aus mir heraus.

,,Denkst du sterben tut weh, Jordan?''

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Heey:)

Und hier das nächste Kapitel. Tut mir leid, dass die letzten Kapitel nicht ganz so lange sind, aber mehr krieg ich im Moment einfach nicht hin

Wie waren eure Feiertage?

Wie feiert ihr Silvester?

Denkt ihr Talia wird echt den Schritt wagen?

Und was denkt ihr, wieso verhält Vitus sich so?

Könnt ihr sein Verhalten verstehen?

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen:)

Begegnung buchstäblich ins HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt