Kapitel 40

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Talias Sicht:

Die Woche verging, zwar langsam und qualvoll, aber sie verging und so war nun tatsächlich die Woche meines Geburtstags gekommen.

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir den Umständen entsprechend gut ging.

Ich meine, nicht nur, dass der einzige Junge, bei dem ich mich je so richtig wohl und sicher gefühlt hatte, mich gekonnt ignorierte, nein, auch meine 'Eltern' sowieso Tom und Theo trugen eindeutig dazu dabei, dass ich nicht mehr schlief, nicht mehr aß, nicht einen Tag nicht daran dachte, dem hier einfach ein Ende zu setzen.

So lief ich auch jetzt wieder durch die stille Nacht, lief ohne darauf zu achten, wo ich hinlief, lief einfach, um den Kopf frei zu kriegen und wenigstens für einen Moment diese bittere Realität zu vergessen.

Keine Ahnung, wo mich meine Beine im Endeffekt hintrugen, doch das nächste Mal als ich wieder auf meine Umgebung achtete, befand ich mich an einem entscheidenden Ort wieder, an einem Ort, der sogleich ein Lächeln auf meinen Lippen erscheinen ließ und das trotz den Tränen, die in meinen Augen standen.

Wehmütig sah ich über den Strand, lauschte dem Wasser und sah dabei bildlich vor Augen den Tag, als Lilly und ich gemeinsam mit Vitus Familie hier am See gewesen waren.

So tauchte auch schnell das Bild auf, als Vitus und ich uns fast geküsst hätten, so musste ich auch gleich an seine Fürsorge denken als ich ihm gebeichtet habe, dass ich nicht richtig schwimmen kann.

Während ich langsam meine Schuhe auszog, tropfte die erste Träne auf den hellen Sand und ließ mich kurz verbittert auf meine Unterlippe beißen.

Wann war mein Leben so außer Kontrolle geraten?

Wie konnte ich es überhaupt so weit kommen lassen, dass zwischen Vitus und mir mehr passiert?

Wie konnte ich so dumm sein und denken können, dass er nicht wie alle anderen war?

Es würde doch immer wieder so kommen, es würde immer wieder so enden.

Während ich meinen ersten Schritt ins Wasser tat und spürte wie meine Hose sich an den Waden mit Wasser vollzog, dachte ich wie von alleine daran, wie einfach es jetzt wäre.

Wie einfach es jetzt wäre einfach weiter gerade aus zu laufen bis ich nicht mehr stehen könnte.

Wie einfach es wäre sich dann einfach treiben zu lassen, so lange treiben zu lassen bis die Muskeln erschlaffen würden und ich sinken würde, einfach sinken und nicht mehr auftauchen würde.

Man würde mich vielleicht nie finden, es würde vielleicht nie jemand die Wahrheit herausfinden.

Alle würden vielleicht einfach denken, ich sei abgehauen, hätte die Stadt verlassen, um der Hochzeit zu entfliehen.

Und ja vielleicht wäre das die bessere Entscheidung als dem Leben ein Ende zu setzen, doch ehrlich gesagt hatte ich viel mehr Angst davor als einfach Lebe wohl zu sagen.

Ich meine, was hielt mich bitte schön noch hier?

Meinen Eltern war ich gleichgültig, von meinem Verlobten und meinem Schwager wurde ich regelmäßig verprügelt und auch Vitus schien ich dann doch nicht so viel zu bedeuten, dass er irgendwie den Anschein machte, mir zu helfen.

Und ja, vielleicht war es meiner kleinen Schwester nicht fair gegenüber, sie jetzt einfach alleine zu lassen, doch hey, wenn Wissenschaftler recht hatten, dann würde Lilly mich vielleicht sowieso schnell vergessen, ich meine es hieß doch nicht umsonst, dass Kinder sich erst an Sachen ab ihrem 4. Lebensjahr erinnern.

Begegnung buchstäblich ins HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt