Kapitel 5

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Talias Sicht

,,Hey Prinzessin'' lächelnd nahm ich meine drei Jährige Schwester Lilly auf den Arm und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. 

,,Lia'' strahlend sah sie mich an und ließ auch mein Lächeln breiter werden. Meine kleine Schwester war mit Abstand das einzige was mich noch am Leben hielt, der einzige Grund, wieso ich nicht schon lange abgehauen war. 

Auch wenn alles in mir danach schrie, zu flüchten und nie wieder zurück zu kommen, war mir das Wohl meiner kleinen Schwester wichtiger und nur in ihrer Nähe konnte ich noch einigermaßen kontrollieren, was meine Eltern taten, denn ein ähnliches Schicksal wie meines wünschte ich meiner Schwester nicht. 

Das wünschte ich niemandem. 

,,Was willst du denn schon wieder hier, Talia'' genervt sah mich mein Vater an und ließ mich kurz schwer schlucken und spüren, wie sich Lilly fester an mich krallte. Beruhigend strich ich ihr über den Rücken und sah dann meinen Vater an. 

,,Meine kleine Schwester besuchen'' Mein Vater sah abwechselnd zwischen Lilly und mir hin und her und verließ dann wieder das Zimmer. 

Vorher konnte er es aber nicht lassen noch ein ''Aber bleib nicht zu lange, dein Mann wartet auf dich'' raus zu hauen und ließ mich nur die Augen rollen. 

,,Ich hab dich auch vermisst Vater'' erwiderte ich noch stumpf als er außer Sichtweite war und auch wenn ich von außen unberührt blieb, spürte ich wie sich ein alt bekanntes Ziehen in meiner Brust bemerkbar machte. 

Auch wenn ich schon lange wusste, dass meine Eltern keine Liebe für mich empfanden, tat es jedes mal aufs neue weh, auch wenn ich mich mittlerweile an den Schmerz gewöhnt hatte. 

,,Ich hab dich aber vermisst Lia'' hörte ich meine kleine Schwester leise sagen während sie ihren Kopf auf meine Schulter ablegte und ließ mich wieder etwas lächeln. 

Die nächsten drei Stunden spielte ich mit Lilly in ihrem Zimmer und sah sie endlich mal wieder richtig lachen, ehe meine Eltern mich auch schon wieder raus schmissen. 

Gerade noch so konnte ich mich von Lilly verabschieden und ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn geben, ehe ich von meinem Vater regelrecht aus dem Haus geschubst. 

Fassungslos sah ich ihn an und beobachtete dann wie er Lilly an den Haaren von den Tür weg zog um sie zu zu schlagen. 

Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten und blieb einen Moment lang angespannt vor der Tür stehen ehe ich das Grundstück verließ und mir versprach, Lilly daraus zu holen. 

Und wenn es hieß, Tom heiraten zu müssen. 

Da ertrug ich lieber seine Schläge, seine Berührungen und all den Schmerz, als das meine Schwester noch einen Tag länger bei diesen Irren wohnt. 

Sie mussten nur die Vereinbarung eingehen, dass Lilly mit zu Tom ziehen durfte, wenn ich ihn schon heiraten muss. 

Und dann, wenn ich genug Geld zusammen gespart hatte, würde ich gemeinsam mit Lilly abhauen. 

Einfach fliehen und nie wieder kommen.


Während ich mir selber dieses Versprechen gab und schon waghalsig einen Plan aufstellte, merkte ich wie meine Beine mich in die entgegengesetzte Richtung von Tom's Wohnung trugen. 

Erst als ich in dieser bestimmten Gasse ankam, verdrängte ich diese Gedanken und hielt Ausschau nach Jordan, den ich eingewickelt in einer Decke ausmachte. 

Jordan hatte ich kurz nach meinem Umzug kennen gelernt gehabt, nachdem ich es bei Tom einfach nicht mehr ausgehalten hatte und abgehauen war. 

Auch wenn Jordan schon älter war und im Grunde mein Vater sein konnte, vertraute ich mich ihm damals verzweifelt an. 

Begegnung buchstäblich ins HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt