Kapitel 38

5.1K 363 72
                                    


,,Als ich wieder wach wurde, war ich schon lange nicht mehr Herrscher meines Körpers, geschweige denn meiner Gedanken. Alles in mir dachte nur an seine Worte, alles in mir spürte nur seine Berührungen und ohne es verhindern zu können versank ich in diesen Erinnerungen an Theo und konnte so auch nicht kontrollieren wie ich auf euch reagiert habe.

Alles was ich wahrnahm war eine Gruppe von Männern und meinen Erfahrungen nach zu urteilen bedeuteten Männer in meinem Leben eben nichts gutes.

So flehte ich nur um Gnade, um weitere Schmerzen direkt zu umgehen.

So hörte ich nicht die Worte, die Vincent zu mir sagte, sondern hörte ein Gemisch aus Tom und Theos Worten, die mir klar machten, dass egal was ich tun würde, es immer falsch sein würde.

Ich weiß nicht, wie du es dann geschafft hast, Vitus, aber ich weiß genau, dass in dem Moment als du vor mir knietest und deine Stimme erklang, ihre leiser wurden und immer mehr in den Hintergrund gedrängt wurden.

Alles in mir konzentrierte sich plötzlich nur noch auf deine Worte, auf dein sanftes, beruhigendes Lächeln, auf diese Ausstrahlung, die mich plötzlich sicher fühlen ließ.

Ich weiß noch genau, dass ich mich am selben Abend noch für verrückt erklärt habe, dass ich in diesem Moment so schwach wurde und einfach nicht nachgedacht habe, aber leugnen kann ich es nach wie vor nicht, dass ich in diesem Moment tatsächlich so etwas wie Hoffnung gespürt habe.

Hoffnung, dass vielleicht doch nicht alle Männer so wie Theo und Tom sind.

Hoffnung, dass ich vielleicht doch nicht jedem egal bin.

Hoffnung, dass mir endlich jemand die Hand reichen und mir helfen wird.

Als ihr dann das Zimmer verlassen habt und ich mitbekommen habe, wie ihr beschlossen habt, Hilfe zu rufen, fiel mein erster Gedanke sofort auf die Polizei und damit ergriff mich dann auch sofort die Angst.

Ich wusste immerhin, dass diese Fragen stellen würde.

Fragen stellen würde über mein plötzliches Auftreten, Fragen stellen würde über meinen körperlichen und seelischen Zustand und da ich schließlich genau wusste, das ich keine dieser Fragen beantworten konnte, ergriff ich die Flucht, nicht, weil ich es wollte, sondern weil ich es zum Wohle meiner Schwester musste.

Ich wusste immerhin genau was geschehen würde, wenn meine Eltern es erfahren würden und hin oder her, dass ich mir in diesem Moment mehr als nur sehnlichst Hilfe gewünscht habe, durfte es einfach nicht sein.

Und so verschwand ich, verließ jenes Haus, in dem ich mich seit langem mal wieder sicher gefühlt hab, verließ dich Vitus, wohl wissend, dass du es schaffen würdest, hinter meine Maske zu blicken und damit meine wahre Geschichte heraus zu finden'' schwer schluckend blickte ich Vitus an, versank ich diesen all zu bekannten und lieben gelernten Augen und schloss dann leicht die Augen, als sich seine Hand sanft an meine Wange legte.

,,Und das ist sie Vitus. Meine Geschichte, die Geschichte, die mich eben gelehrt hat, dass ich Selbst zu sein, wohl einfach nicht zu meiner Bestimmung gehören sollte, das glücklich sein ich wohl einfach nicht verdient habe.

Und glaub mir, Vitus, ich hab es so sehr versucht. Ich hab so sehr versucht um meine Rechte zu kämpfen, um mein Glück zu kämpfen, doch immer wenn ich denke, dass ich es einen Schritt weiter vor geschafft habe, trifft im nächsten Moment wieder mein Schicksal ein und ich mache zwei zurück.

Ich hab wirklich gehofft, dass du derjenige sein könntest, der mir helfen würde, doch du siehst doch selbst, dass es zu nichts geführt hat.

Alles was ich erreicht habe ist, dass ich dich Wochen lang angelogen habe, dir etwas vorgespielt habe, dass nur in meinen Träumen wahr werden kann, denn in der Realität bin ich eben nicht zu einem solchen Glück befugt, in der Realität muss ich dich eben vergessen, dich gehen lassen und mich dem fügen, was mir bevorsteht, nämlich der Heirat mit einem Menschen, der Satans Blut in sich trägt'' stumm die Tränen fließen lassend sah ich wohl meiner offiziellen ersten und wahrscheinlich einzigen Liebe ins Gesicht, versuchte mir alles einzuprägen, was ich lieben gelernt hatte und stand dann schweren Herzens auf, wissend, dass ich jetzt alles gesagt hatte, was Vitus zustand zu hören und was hoffentlich veranlassen würde, dass er und seine Familie mich nicht als Teufelin in Erinnerung behalten würden.

,,Talia?'' seine Stimme ließ mich wie festgefroren stehen bleiben und etwas unsicher drehte ich mich schließlich zu ihm zurück und beobachtete wie er langsam auf mich zu lief, meine Beine dabei weich wie Wackelpudding werden ließ und mein Herz zum rasen brachte,

,,All das was zwischen uns passiert ist, all diese Momente, die dafür gesorgt haben, dass ich mich in dich verliebe, ich muss es einfach wissen''

,,Was musst du wissen, Vitus?''

,,Haben sie dir je etwas bedeutet, Talia?''

Mehr als ich mit meinen Worten beschreiben kann, Vitus.

Nicht fähig etwas zu sagen, nickte ich also und schluckte dann unmittelbar, als er noch einen Schritt näher trat.

,,Gut, denn dann ändert deine Geschichte nämlich gar nichts zwischen dem was zwischen uns passiert ist, höchstens dass ich jetzt weiß, wer du wirklich bist, und das war es schließlich auch, was ich von Anfang an heraus finden wollte'' etwas sprachlos sah ich den Jungen vor mir an, riss dann leicht die Augen auf als er mir zu zwinkerte, an mir vorbei lief und mich einfach stehen ließ.

Komplett verwirrt, nicht nur wegen seinem plötzlichen Abgang, sondern auch wegen seinen Worten starrte ich ihm hinter her und stellte mir dann genau die Frage, die mich den ganzen restlichen Tag nicht mehr in Ruhe ließ.

Was zum Teufel ist gerade passiert?

Oder viel mehr: was genau ist das jetzt zwischen Vitus und mir?

————————————————————
Heey
Ich melde mich dann auch nochmal wieder🤗
Tut mir schrecklich leid, dass wieder so lange nichts kam, aber ich komme im Moment einfach kaum zum schreiben neben Uni, Training und Arbeit. Ich hoffe, dass ich über die Weihnachtsferien endlich wieder mehr schreiben kann, ich vermisse es nämlich echt:)

Freut ihr euch auf Weihnachten?

Habt ihr schon Pläne für Silvester?

Habt ihr ein bestimmtes Musik Genre dass ihr gerne hört?

Könnt ihr gute Serien empfehlen?

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen:)

Begegnung buchstäblich ins HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt