Kapitel 49

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Talias Sicht

Die nächsten Stunden, die ich mit Vitus und den anderen verbrachte, waren mit Abstand die besten meines Lebens und ließen mich befreit leben, befreit von all dem Kummer und all dem Schmerz.

Das mein Schicksal mich aber immer wieder einholen würde und mich schneller in die bittere Realität katapultieren würde als mir lieb war spürte ich schon als ich quietschende Autoreifen hörte und kurz darauf seine Stimme ertönte.

„Talia White" böse hallte seine Stimme durch die friedliche Atmosphäre und ließ mit einem Mal alle still werden.

Das durfte nicht wahr sein, was machte er hier?

Meine Beine bewegten sich wie von alleine in Richtung des kleinen Gartentores, welches zur Straße führte, wo er sich wahrscheinlich befand.

„Wo willst du hin, Talia?" hielt mich Vitus Stimme auf und ließ mich direkt zu ihm sehen.

Bevor ich jedoch etwas sagen konnte, ertönte die nächste Stimme.

„Talia White, komm jetzt sofort raus. Du weißt genau, dass du dich nicht verstecken kannst" die Stimme meiner Mutter ließ mich schwer atmend mir auf die Unterlippe beißen.

Also war Tom nicht alleine gekommen.

„Lia?" die Stimme meiner kleinen Schwester ließ mich aus meiner Starre auftauen und dann zu ihr blicken.

Ängstlich klammerte sie sich an Elias, der von all dem nichts wirklich zu verstehen schien.

Auch die anderen, außer die Collister Brüder – Vitus hatte ihnen wahrscheinlich alles erzählt - sahen überfordert aus und wussten nicht so ganz, was hier passierte.

„Lilly, du bleibst hier ok? Bitte verlass diesen Garten nicht" flehend, aber auch ernst blickte ich meine kleine Schwester an, der jetzt schon die Tränen flossen.

„Aber Mama und Papa-" 

„Um die musst du dir keine Sorgen machen, Lilly. Dir wird nichts passieren, das hab ich dir doch schon versprochen" eindringlich sah ich meine Schwester ein letztes mal an, ehe ich mich an Vitus wendete.

„Bleib bei ihr, ok? Ich komme gleich wieder"

Oder auch nicht, denn ich wusste nicht so genau, was mich erwarten würde.

„Vergiss es, Talia. Ich komme mit. Ich lass nicht zu, dass sie dir was tun"

„Vitus, bitte. Ich muss das mit ihnen alleine klären. Nur fünf Minuten, gib mir fünf Minuten mit ihnen"

Vitus schien nicht wirklich einverstanden zu sein, doch ohne noch etwas zu sagen verließ ich den Garten.

Als ich die Einfahrt runter lief entdeckte ich auch gleich schon meine Eltern sowie Tom und seine Eltern.

„Hast du wirklich gedacht, du kannst dich verstecken, Talia. Hast du wirklich gedacht, du kannst dich deinen Pflichten entziehen" fing meine Mutter auch direkt an zu reden und ließ mich verbittert auflachen.

„Wie wärs erst mal mit einem 'Alles gute zum Geburtstag, liebe Talia', Mutter?" erwiderte ich dann nur und ließ sie aufschnauben.

„Als wäre dieser Tag ein Tag, den dein Vater und ich feiern wollen würden"

Oh wow, spürt ihr auch diese Liebe?

„Wieso wundert es mich gar nicht, dass ich kein Wunschkind war? Ach ja, wartet, ihr habt es mich ja seit meiner Geburt jeden Tag aufs Neue spüren lassen" unbeeindruckt sah ich meine Eltern an und bemerkte dann nur wie sich mein Vater wütend auf mich zu bewegte.

Begegnung buchstäblich ins HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt