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Lya

Zuhause angekommen konnten wir uns sofort ein „Wo ward ihr denn?" von unserer Mutter anhören. Da wir allerdings nur 10 Minuten zu spät waren, konnten wir uns gut damit rausreden, dass wir hinten im Garten waren. Wir hatten einen riesigen Garten und darin konnte man nicht so schnell gefunden werden. Unser einziges Problem war, dass wir bei der Vordertür hineingekommen waren, wir aber eine Hintertür hatten. Leider fiel unserer Mutter das schnell auf. „Wieso seid ihr nicht hinten reingegangen?" Ihr skeptischer Blick verwirrte mich. Mir fiel keine Ausrede ein...

Doch Fynn reagierte schneller und fragte ganz überrascht: „Hinten war auch offen?" Gute Idee! Damit sie es nicht weiter hinterfragten, rief Fynn „Gute Nacht!" und ging die Treppe zu unserem Zimmer hinauf. Ich folgte ihm in unser gemeinsames Zimmer und warf mich auf mein Bett. Er schloss die Tür hinter uns, legte sich auf sein Bett und rief: „Was für ein Tag!" Da hatte er wohl Recht... Wir waren angeblich Hexen und unsere Eltern anscheinend auch und Mr. Mills wusste, wo unsere Schule war und ich hatte einen komischen Traum gehabt und... Die Liste ging ewig weiter... Wollten wir uns wirklich darauf einlassen? „Fynn?" Ich setzte mich auf und sah rüber zu seinem Bett, das gegenüber von meinem stand. „Hm?", machte er nur. „Wollen wir da morgen wirklich nochmal hingehen?" Ich hörte selbst, wie ängstlich ich klang. Ich wusste wirklich nicht, ob ich dem Ganzen vertrauen sollte. „Wieso denn nicht?" Jetzt setzte er sich auch auf. Ja, wieso nicht? Ich wusste es selbst nicht... „Ich weiß nicht... Bist du nicht misstrauisch?" Das war er doch sonst immer! Bei allem!

„Naja, war ich... Aber alles kommt mir dort recht in Ordnung vor..." Er zuckte mit den Schultern. Wie konnte er so etwas sagen? Er war der Misstrauische, der nie jemandem vertraute und auf einmal war für ihn dort alles in Ordnung? „Wer bist du und was hast du mit Fynn gemacht?" Ich hob lächelnd eine Augenbraue. Er musste lachen. „Ich weiß nicht, ich finde es einfach ganz okay dort" Ich sah ihn noch verwirrter als zuvor an. „Achja?" „Okay, vielleicht mag ich es auch nur, mehr über Hexen und so herauszufinden!", gab er zu. Mein Lächeln verschwand. Wirklich? Wieso mochte er das? Mir machte das Angst! Ich wollte keine verdammte Hexe sein! Fynn sah anscheinend meine Verzweiflung und meinte aufmunternd: „Wir haben morgen noch den ganzen Tag Schule, wir können noch sehr lange nachdenken, ob wir hingehen, okay?" Lächelnd sah er zu mir rüber. Ich seufzte. Er wollte dort wohl unbedingt nochmal hin... Ich wollte keine schlechte Schwester sein... Er war nur wegen mir dorthin gegangen... Ich atmete tief durch. „Na, gut, ich überleg's mir morgen in der Schule..." Er musste lächeln. Ich wusste, dass er nicht Danke sagen konnte. Das war einfach nicht Fynns Ding. Doch im Inneren wusste ich, dass er mir dafür dankbar war.

Fynn

„Hi!", begrüßte mich meine beste Freundin Kailey, die auf einmal neben meinem Spind stand. „Morgen!" Ich nahm meine Bücher heraus und räumte sie in meinen Rucksack. Wieso konnte die Schule nicht schon aus sein? „Wir haben heute die Leicester in Mathe..." Genervt verdrehte sie die Augen. Das hieß, es würde ein ziemlich schlechter Tag werden... „Juhu..." Sarkastisch jubelte ich. Konnte ich einfach schwänzen? Dann konnte ich sofort zu dem Antiquitätengeschäft gehen... Nein, das war eine dumme Idee! „Hey, du weißt schon, dass du mir gestern nicht zurückgeschrieben hast?", wechselte Kailey das Thema. Zurückgeschrieben? Ohh... Das hatte ich vergessen... Ich hatte zwar ihre Nachricht, ob ich ihr meine Unterlagen schicken konnte, gelesen, hatte jedoch nicht geantwortet. Ich hatte nur an das Hexen-Zeug denken können!

„Tut mir leid! Das hab' ich voll vergessen...", gab ich schuldig zu. „Schon okay, ich brauch die Zettel erst in der 6. Stunde, bis dahin kann ich sie kopieren" Sie zwinkerte mir zu. Sie immer mit ihrem Kopieren! Lachend hob ich eine Augenbraue. Sie schnappte sich meine Zettel, die ich gerade aus meinem Rucksack nahm, um sie in meinen Spind zu legen, und ging damit zum Kopierer. Nicht schon wieder! Ich brauchte die noch! Lachend rief sie „Danke!" und rannte zum Kopierer. Jetzt hatte sie, was sie wollte. Manchmal fragte ich mich wirklich, ob wir nur deswegen befreundet waren... Ich war immer ziemlich ordentlich und pünktlich, auch wenn meine Noten nicht danach aussahen. Kailey hatte sich schon oft Sachen von mir ausgeborgt oder eben kopiert. Öfters hatten wir auch schon Probleme bekommen, da wir dieselben Fehler bei einer Hausübung hatten, weil sie bei mir abgeschrieben hatte. Doch Kailey war immer für mich da! Abgesehen von ihrem nervigen Kopieren, war sie die beste Freundin, die ich hatte, außer Lya natürlich. Ich fragte mich, ob ich ihr unser Geheimnis erzählen sollte... Doch dann rief sofort eine Stimme in meinem Kopf, dass das eine ziemlich dumme Idee war. Sie hatte ja Recht... Vielleicht eines Tages, doch wir wussten doch nicht mal selbst, was mit uns los war. Wie hätte ich ihr erklären können, was wir waren?

Ich schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu vergessen und schloss endlich meinen Spind. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bald zur ersten Stunde läuten würde. Ich nahm meinen Rucksack und wollte mich gerade auf den Weg in die Klasse machen, als Lya plötzlich neben mir auftauchte. „Hey!" Sie stellte sich neben mich. Gut, dann konnte ich ja endlich losgehen! Nebeneinander marschierten wir zum Klassenraum. „Hast du schon darüber nachgedacht?" Lächelnd sah ich sie an, doch ich bekam nur einen genervten „Frag mich das nicht dauernd"-Blick zurück. Sie hatte Recht. Wir hatten noch den ganzen Schultag. Ich war nur so gespannt! Das war alles so schräg und ich wollte mehr darüber erfahren! Doch jetzt musste ich mich erst einmal auf die Schule konzentrieren. Und Lya auch... „Okay, keine Sorge, lass dir Zeit damit!"

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