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Fynn

Verdammt... Wie hatten wir nur so unvorsichtig sein können? Ich sah zu Lya, die immer noch ungläubig auf die Tür starrte. Ich ging zu ihr. Lyas Vision fiel mir plötzlich wieder ein. Sie war wahr geworden... Dadurch, dass wir sie ignoriert hatten, wollten sie umso mehr wissen, was wir ihnen nicht erzählten. Wir waren so dumm! „Lya, was machen wir jetzt?" Ich fragte sie, da sie in zwischenmenschlichen Beziehungen eindeutig besser war als ich. Sie löste sich aus ihrer Starre. „Ich...ich weiß nicht...am besten wäre es wohl, wenn wir sie in Ruhe lassen..." Sie sah traurig zu Boden. In Ruhe lassen? Was? „Aber was, wenn sie es jemandem erzählen?" Ich merkte, dass ich ziemlich nervös klang. Ich vertraute Kailey zwar, aber ich wusste nicht, was sie tat, wenn sie herausfand, dass ich ein Hexer war. Wahrscheinlich wusste es bereits die ganze Schule... „Ich weiß nicht. Meinst du, das tun sie?" Sie sah mich ängstlich an. Anscheinend hatte sie daran noch gar nicht gedacht. „Wenn ich mich einmischen darf..." Arthur unterbrach unser Gespräch. „Wenn sie wirklich eure Freunde sind, werden sie nichts dergleichen tun und es akzeptieren" Er versuchte, uns aufzumuntern. Ich wusste nur noch nicht, ob es half...

„Da haben Sie wohl Recht, Arthur...", gab Lya lächelnd zu. Schön, dass es ihr zumindest half. „Es gibt noch eine gute Nachricht: Eure Augen haben schwarz geleuchtet!" Arthur klang begeistert, doch was war daran toll? Dass wir für Kailey und Henry noch gruseliger ausgesehen hatten? „Und was heißt das?" Verwirrt sah ich Arthur an. „Ihr habt gemeinsam mehr Energie aufgebracht als allein und dadurch, dass ihr so viel Höllenkraft auf einmal verwendet habt, sind eure Augen schwarz geworden" Was? Das war neu! Plötzlich rief Lya: „Fynn! Sieh dir das an!" Ich hörte an ihrer Stimme, dass sie den Tränen nah war. Ich drehte mich zu ihr und bemerkte, dass sie fassungslos auf das Handy in ihrer Hand sah. Ich sah auf den Bildschirm und bemerkte, dass sie einen Chat geöffnet hatte. Es war unsere Gruppe, die wir gemeinsam mit Henry und Kailey gegründet hatten. Ich sah auf die letzten beiden Nachrichten.

„Henry hat die Gruppe verlassen" „Kailey hat die Gruppe verlassen" Ich starrte nur entgeistert auf den Bildschirm, so wie Lya es tat. „Was ist denn los?", fragte Arthur uns vorsichtig. „Die beiden haben unsere gemeinsame Gruppe verlassen..." Die Erklärung klang zwar dumm, doch für uns war diese Gruppe sehr wichtig gewesen. Wir hatten sie seit zwei Jahren und nun hatten sie sie auf einmal verlassen. Sie waren wohl richtig sauer... „Na, und? Fügt sie wieder ein!" Arthur verstand es nicht... Es war unsere Gruppe gewesen! In die sonst niemand hinein durfte! Und sie hatten sie verlassen... Es fühlte sich an, als hätten sie unsere Freundschaft verlassen... Ich hatte meine beste Freundin verloren. „Sie wollen nicht wieder eingefügt werden...", erklärte ich nur trocken. Wieso hatten wir ihnen nicht früher davon erzählt? Jetzt hatten wir es vermasselt...

Lya

„Lya! Fynn!", rief unsere Mutter von unten. Was war denn los? „Ja, Mama?" Ich rannte zu den Stufen und konnte bereits sehen, dass sie vor der Eingangstür stand und jemanden hereinließ. Oh, mein Gott... Kailey und Henry traten ein! Was machten sie denn hier? „Hi...", rief Henry, als er mich sah. „Hey?" Was ging hier ab? Was wollten sie hier? Wollten sie unseren Eltern erzählen, was wir waren? Nach allem, was ich von Kailey gehört hatte, traute ich ihr das zu. Ich ging die Treppen hinunter und wusste nicht, was ich sagen sollte. Wo war Fynn überhaupt? Meine Mutter schloss die Tür hinter den beiden, wünschte uns viel Spaß und ging dann ins Wohnzimmer. Sie konnte uns nicht allein lassen! Wir starrten uns einfach nur verwirrt an. Was wollten sie hier?

Egal, was es war, wir konnten es nicht hier besprechen... „Wollt ihr...wollt ihr mit rauf kommen?" Sie nickten. Ich wollte ihnen gerade sagen, wo sie ihre Schuhe hinstellen konnten, da bemerkte ich, dass sie sie bereits ausgezogen hatten. Okay... Ich ging die Stufen hinauf und die beiden folgten mir in unser Zimmer, in dem Fynn auf seinem Bett lag und in einem Buch las, das er schnell unter der Decke verschwinden ließ, als er Henry und Kailey sah. „Hey, Leute?" Fynn war anscheinend genauso überfordert mit der Situation wie ich. „Wir würden gerne mit euch reden...", begann Henry zögerlich. Ich setzte mich auf den Boden, um ihnen zu zeigen, dass ich zuhörte. Was wollten sie uns denn sagen? Ich bekam Angst... Ich wusste nicht, wieso... Das war mein bester Freund! Und Kailey kannte ich auch... „Tut uns leid, dass wir so ausgezuckt sind..." Was? War das eine...Entschuldigung? Von Kailey? „Ja, ihr seid doch unsere Freunde, wir hätten einfach mit euch darüber reden können...", gab jetzt auch Henry zu. Was passierte hier? Die beiden entschuldigten sich? Sie setzten sich gegenüber von mir auf den Boden. „Euch tut es leid?", lachte Fynn nervös, „Wir haben euch gegen die Treppe geschleudert!" Er hatte Recht! „Und wir haben euch die ganze Zeit ignoriert...", fügte ich etwas traurig hinzu.

„...und ihr habt uns nicht erzählt, dass ihr Aliens seid..." Henry sah uns gespielt beleidigt an, was mich zum Lachen brachte. „Hexen", verbesserte Fynn lachend. „Das ist so schräg..." Kaileys Augen wurden groß, als sie „schräg" sagte. Die beiden waren eher begeistert als schockiert davon. Wie war das nur möglich? Doch ich war froh, dass sie den ersten Schock überwunden und wieder mit uns reden konnten. Doch eines musste ich noch los werden: „Tut mir wirklich leid, dass wir euch nichts davon erzählt haben... Wir hätten wissen sollen, dass ihr es akzeptiert, wir sind doch beste Freunde..." Die beiden sahen sich grüblerisch an. „Schon okay, aber...könnt ihr uns dann einfach jetzt die ganze Wahrheit sagen?" Leicht lächelnd sah Henry mich an, was mich auch lächeln ließ. Sie verziehen uns? Wow... Dann konnten wir ihnen jetzt alles erzählen?

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