Lya
Ich öffnete die Augen. Wie spät war es? Ich sah auf die Uhr. 10:56 Uhr. Oh, mein Gott! Ich hatte mal wieder komplett verschlafen. Zum Glück war Samstag. Schnell richtete ich mich auf und sah hinüber zu Fynns Bett. Er war schon längst auf. Dieser Frühaufsteher! Sogar an einem Samstag! Ich stand auf, zog mir eine Jogginghose an und öffnete unsere Zimmertür. Es war eindeutig zu hell auf dem Gang. Ich schlenderte die Stiegen hinunter und hörte Stimmen aus der Küche. Das waren bestimmt meine Eltern... Müde stapfte ich zur Küche und lugte durch die angelehnte Tür. Tatsächlich unterhielten sich meine Mutter und mein Vater gerade bei etwas Kaffee. Ich würde die beiden später begrüßen. Jetzt wollte ich einmal Fynn suchen und über gestern reden. Doch sie wussten vielleicht, wo er war. Einen Versuch war es wert.
Ich öffnete die Tür ganz und rief: „Morgen!"
„Auch schon munter?" Mein Vater zwinkerte mir zu.
„Ja, Papa, ich bin schon munter" Ich seufzte. Es war doch noch früh! Warum waren alle in meiner Familie Frühaufsteher? „Wisst ihr, wo Fynn ist?"
„Er wollte etwas am Dachboden suchen..." Meine Mutter zeigte nach oben. Am Dachboden? Was hatte er vor?
„Wieso das denn?" Ich war verwirrt.
„Er..." Meine Mutter sah so aus, als würde sie einen Kloß in ihrem Hals hinunterschlucken. Was war denn los? „Er... sucht etwas über eure leiblichen Eltern..." Ich sah überrascht zwischen den beiden hin und her. Warum versuchte er das denn?
„Wir haben ihm gesagt, dass wir nicht viel über sie wissen, also wollte er auf eigene Faust nachsehen", erzählte mein Vater weiter. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich sah die beiden nur verdutzt an und dachte an meine leiblichen Eltern. Arthur hatte uns noch nie etwas über sie sagen können und unsere Eltern wussten ebenfalls nichts. Das Thema war mir aber zu unangenehm, um es mit meinen Eltern zu besprechen. Wie hatte Fynn es einfach so ansprechen können?
„Okay...danke", murmelte ich nur nachdenklich und verließ die Küche schon wieder. Immer noch in Gedanken stapfte ich die Treppe hinauf und tatsächlich war am Ende des Ganges die Dachbodenleiter hinuntergeklappt. Das war mir gar nicht aufgefallen... Ich war wohl zu müde gewesen. Ich wollte das eigenartige Gesprächsthema schnell aus meinen Gedanken drängen und kletterte die Leiter hinauf.
„Morgen!" Unser Dachboden war recht klein, da fast alles mit Kisten vollgeräumt war. Wir hatten auch kein Licht, deshalb musste ich nur nach dem Schein einer Taschenlampe Ausschau halten, den ich auch gleich vor mir fand. „Was machst du da?" Ertappt drehte er sich zu mir.
„Oh, hey! Ich such' nur was!" Sofort drehte er sich wieder um. Erstaunt stellte ich mich neben ihn und bemerkte, dass er in einer Kiste mit Fotoalben kramte.
„Über...unsere leiblichen Eltern?" Verwirrt kniete ich mich neben ihn und sah ebenfalls in die Kiste. Ich wollte das Thema nicht noch einmal wieder aufbringen, doch ich wollte wissen, wieso er das tat. Er drehte sich zu mir um.
„Ja, und?", erklärte er etwas genervt. Ich erschrak.
„Wieso?" Meine Stimme war so leise, dass ich sie selbst kaum hörte. Ich wollte jetzt nicht über so ein deprimierendes Thema reden. Aber ich wollte auch wissen, was er vorhatte.
„Weil ich wissen will, wer sie waren... Ich hab Mama und Papa vorher gefragt, hab aber keine hilfreichen Antworten bekommen. Und Arthur kann uns anscheinend nicht viel über sie sagen, also hoffe ich eben, in unseren Adoptionsdokumenten oder hier irgendwo etwas zu finden..." Klang seine Stimme etwa zittrig? Er tat mir so leid... Wir mussten das doch zusammen verarbeiten! Er musste da nicht allein durch.
![](https://img.wattpad.com/cover/121564355-288-k213413.jpg)
DU LIEST GERADE
Hexennacht
ParanormalEine mysteriöse Nachricht. Eine rätselhafte Seitengasse. Ein eigenartiges Geschäft. Fynn und Lya sind adoptiert und entdecken plötzlich durch eine einfache Nachricht, dass sie anders sind, denn ihre leiblichen Eltern waren nicht so normal, wie sie...