Fynn
Ich blinzelte ein paar Mal und fand mich in einem komischen kleinen Zimmer wieder. Es kam mir so bekannt vor... Jetzt wusste ich es! Es war Lyas Zimmer in dem Haus unserer Oma. Was zum...? Wie war ich hier her gekommen? Neben mir sah ich Lya, die anscheinend auch hier war. Wie war das möglich? "Lya, was ist passiert?" Verwirrt sah ich sie an. Sie seufzte. Wieso sah sie so schuldbewusst aus? Wusste sie, was hier vor sich ging? Sie griff in ihre Jackentasche und zog einen weißen Stein hervor. Was war das denn? "Das ist ein Teleportationsstein...", erklärte sie und legte ihn mir in die Hand. Was? Woher wusste sie das? Hatte sie mir das verschwiegen?
"Arthur hat ihn mir gegeben..." Arthur hatte ihn ihr gegeben? Warum nahm sie komische Steine von Arthur an? "Er hat gesagt, ich soll dir nichts davon erzählen und ich... hab auf ihn gehört...", gestand sie. Sie sollte mir nichts davon erzählen? Aber wieso? Wieso hatte sie überhaupt auf Arthur gehört? Okay, das ging mir jetzt echt auf die Nerven! Ich drückte ihr den Stein in die Hand und sah sie eindringlich an. "Lya, das hört jetzt auf! Wir verschweigen uns nichts mehr! Das bringt uns nur Probleme!" Das hatte einmal gesagt werden müssen... Sie nickte. "Du hast Recht. Tut mir leid, dass ich dir nichts erzählt hab... Ab jetzt keine Geheimnisse mehr!" Sie streckte ihre Hand aus, als würde sie einen Vertrag mit mir abschließen. Da hatte sie Recht. Ich nahm an und schüttelte ihre Hand. Keine Geheimnisse mehr! Seufzend setzte sie sich auf ihr Bett. Ich bemerkte eine Decke darauf, die mir in einem komisch glitzerndem Himmelblau entgegenleuchtete. Ich war wohl schon sehr lange nicht mehr hier gewesen, denn daran konnte ich mich nicht erinnern... Erschöpft setzte ich mich neben sie. "Was hat Violet eigentlich zu dir gesagt?", fragte sie mich. Sie hatte anscheinend auch mitbekommen, dass Violet dort war. "Dass einer von ihnen der größte Hexer der Stadt ist. Anscheinend wollten sie mir nur demonstrieren, dass wir das nicht sind" Genervt verdrehte ich die Augen. Ich hatte die "Violet-Gruppe" nie ernst nehmen können. Aber jetzt hatte ich ein paar heftige Kopfschmerzen, die mich daran erinnerten, dass ich sie unterschätzt hatte... "Was wollen die nur von uns? Was haben wir ihnen je getan?" Lya klang, als wäre sie am Verzweifeln. "Die werden uns nichts tun. Dafür sind sie zu feig", erklärte ich ihr in der Hoffnung, sie aufzumuntern. "Hoffen wir's..." Sie fuhr sich durch die Haare. Ohje, das machte sie doch nur, wenn sie extrem gestresst war. Ich musste irgendwie das Thema wechseln... "Übrigens danke...für's Retten" Ich sah sie lächelnd an, was sie auch lächeln ließ. "Kein Problem. Ohne mich wärst du doch aufgeschmissen gewesen" Herausfordernd sah sie zu mir. Ich musste lachen. Gar nicht wahr! "Ich hatte alles unter Kontrolle", erklärte ich ihr seelenruhig. "Genau!" Sarkastisch nickte sie. Wir lachten auf und dann war es still zwischen uns. Wie lang war es her, dass nur wir beide mit einander redeten und lachen mussten? Zu lange... Ich vermisste solche Momente... Denn plötzlich prasselte der Ernst unseres Lebens wieder auf uns ein. Lya sprang auf und ging nervös im Zimmer auf und ab. "Es ist gerade einfach alles nur kompliziert! Arthur ist unser Onkel! Violet & Co haben es auf uns abgesehen! Und ich halte das nicht mehr aus!" Ging es schon wieder nur um sie? Das Gespräch hatten wir doch schon geführt... Doch ich hatte das Gefühl, dass sie es diesmal selbst merkte. Sie sah mich traurig an und fragte dann: "Ich mach es schon wieder, oder?" Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. "Ja! Und ich bin sauer auf dich!", konnte ich wohl schlecht sagen. Doch sie ergriff die Initiative und setzte sich wieder neben mich auf's Bett. "Wie geht's dir?" Mit einem gezwungenen Lächeln sah sie mich an. Ich wollte auch nicht, dass wir nur über mich redeten! Wir mussten über unsere gemeinsame Situation sprechen und es...ausdiskutieren. War es das, was ich wollte? Darüber reden?
Lya
Ich sah ihn immer noch lächelnd an. Er hatte mir noch nie seine Gefühle offenbart, weil ich mich immer viel wichtiger nahm... Es wurde Zeit, das zu ändern! Wir waren beide in diese Sache verwickelt und mussten endlich darüber reden! "Ich weiß nicht, es ist..." Er stockte. Was war denn jetzt? Waren seine Gefühle etwa noch verwirrender als meine? "Wir können nicht so tun, als wäre nichts passiert. Wir müssen darüber reden... Gespannt auf meine Reaktion sah er mich an. Ich nickte nur. Er hatte ja Recht... Ich konnte nichts hiervon verdrängen. Es war passiert. "Zum Beispiel: Wie hat Arthur seine Kräfte verloren? Ich meine: Pakt mit dem Teufel? Das klingt nicht so, als könnte man das los werden!" Da hatte er Recht... "Oder...was ich immer noch schräg finde, ist, dass Arthur Arthur heißt" Verwirrt sah ich ihn an. "Naja, wir haben komische Namen, unsere Mutter hatte einen komischen Namen. Er ist ihr Bruder und hat einen normalen Namen? Ist mir persönlich ein bisschen zu schräg..."
Er hatte irgendwie Recht... Arthur hieß sicher nicht Arthur... "Oder...wer waren unsere Eltern?" Ich sah ihn an. Erstaunt sah er zu mir. "Gute Frage... Arthur hat uns ja nicht wirklich viel darüber erzählt..." Wohl wahr... "Naja, wir wissen, dass unser Vater ein Mensch war und unsere Mutter eine Hexe", gab ich zu bedenken. Sonst hatte Arthur uns nicht viel erzählt. "Ja, wir sind ja nur Halbhexen" "Mhm...", machte ich nur einstimmend. Es war eigenartig, darüber nachzudenken... "Moment mal..." Er sah mich erschrocken an. Was war los? "Was ist, wenn wir genau deswegen nicht alle Kräfte perfekt beherrschen? Weil wir nur zur Hälfte Hexen sind?" Ich erschrak. Fynn hatte da vielleicht Recht! "Du meinst, dass ich nicht heilen kann und du fast nie Visionen hast?" Hastig nickte er. "Da könnte was dran sein!", rief ich euphorisch. "Darauf wären wir nie gekommen, wenn wir nicht darüber geredet hätten" Ich musste lachen.
Den stillen Vorwurf in seiner Stimme konnte man sofort heraushören. "Ja, schon klar!" Auf einmal ließ er sich nach hinten auf mein Bett fallen und starrte einfach die Decke an. "Hättest du jemals gedacht, dass das einmal unser Leben ist? Mit dem Hexen-Zeug, der Bibliothek, Henry, Kailey,..." Er musste lächeln. Keine Ahnung... Vor dem Tag, an dem wir zum ersten Mal in die Bibliothek gingen, hatte ich nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet...
| Wie ihr vielleicht schon im Titel gesehen habt, habe ich mich beim Golden Award 2018 angemeldet. Wenn ihr wollt, könnt ihr dort ja auch mal vorbeischauen! (@buecherheld )
Gefällt euch, wie die Geschichte verläuft? Ich bin gespannt, euer Meinungen zu hören!:D
Eure Jellie
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Hexennacht
Siêu nhiênEine mysteriöse Nachricht. Eine rätselhafte Seitengasse. Ein eigenartiges Geschäft. Fynn und Lya sind adoptiert und entdecken plötzlich durch eine einfache Nachricht, dass sie anders sind, denn ihre leiblichen Eltern waren nicht so normal, wie sie...