Lya
„Aber wie können wir es dann von unseren Eltern geerbt haben?" Da hatte Fynn Recht! Das ergab alles keinen Sinn für mich! Ich dachte, gestern hatte sich mein gesamtes Leben verändert, doch was war das alles hier? Diese ganzen neuen Informationen waren einfach zu viel für mich! „Bei allen Hexenfamilien hat einer der Vorfahren einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, der dann eben immer weitervererbt wird. Man kann es als Fluch oder als Segen sehen, wie man will" Er zuckte mit den Schultern.
Für ihn war das alles bereits normal, doch für uns war es einfach unglaublich... Plötzlich sah es so aus, als würde ihm ein Licht aufgehen. „Achja, hätte ich fast vergessen: Es gibt einige Sachen, die ihr beachten müsst, da ihr ja mit dem Teufel in Kontakt steht... Also erstens könnt ihr nicht mehr in das Haus Gottes gehen, weil...der Name sagt es ja schon" Wir konnten nicht mehr in die Kirche?! „Alles, was mit Gott in Zusammenhang steht, ist nicht gut für euch!", erklärte er tadelnd, als wären wir Kinder, die nicht wussten, dass die Herdplatte heiß ist. Das war alles so schräg... Sollte ich einen Notizblock holen und anfangen, mitzuschreiben? Vielleicht, denn jetzt begann Arthur aufzuzählen, was wir meiden sollten: „Also: Keine Kirchen, kein Weihwasser, keine Kreuze, ..." Fynn unterbrach ihn: „Wieso keine Kreuze?" Er holte demonstrierend eine Kette aus seinem Hemd, die er anscheinend um den Hals getragen hatte, und nahm sie in die Hand. Was sollte das werden?
Er hielt das kleine, goldene Kreuz am Ende in unsere Richtung. Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz in meinem Kopf und presste sofort meine Hand dagegen. Ich zischte vor Schmerz auf. Was war denn jetzt los? Doch so schnell wie der Schmerz gekommen war, verschwand er auch wieder. Ich sah wieder zu Arthur und bemerkte, dass er das Kreuz gesenkt hatte. War das der Schmerzauslöser gewesen? Ich sah zu Fynn, der ebenfalls immer noch mit einer Hand gegen seinen Kopf drückte. Wir hatten das beide gespürt? „Die verursachen Kopfschmerzen", erklärte Arthur trocken. Dieses kleine Kreuz hatte das getan? Das war so schräg... „Ganz schön heftige Kopfschmerzen...", jammerte Fynn und rieb sich an der Stirn.
Wenn das Kreuz das tat, wollte ich nicht wissen, was das Weihwasser konnte... Ängstlich verdrängte ich den Gedanken schnell. „Oh! Pentagramme: Ganz schlecht!" Wieso redete er jetzt nur noch in Stichwörtern? Pentagramm...Ich hatte das Gefühl, das schon einmal gehört zu haben... Doch Fynn sprach meine Frage aus: „Was ist nochmal genau ein Pentagramm?" „Ein Pentagramm oder auch eine Teufelsfalle oder Pentakel ist ein mit einem gewissen Material, meistens Kreide, gezeichnetes Zeichen auf dem Boden, in der normalerweise nur Dämonen oder der Teufel selbst eingesperrt werden können, aber nachdem ihr die Kräfte der Hölle in euch tragt, seid ihr auch darin eingesperrt" Eingesperrt? Was? „Und ihr habt, wenn ihr darin seid, keine Kräfte" Wieso konnte er uns nicht einmal die neue Information verarbeiten lassen? Es ging immer weiter! Es wurde mir zu viel! „Okay, danke, aber können wir jetzt kurz mal eine Pause machen?" Ich versuchte, ihn freundlich anzulächeln. „Du hast Recht, Lya" Er lächelte. „Wie wäre es mit ein bisschen Tee?" Fynn und ich seufzten gleichzeitig auf. Nicht schon wieder Tee! Doch Arthur lachte nur und ging hinauf, den Tee holen. Juhu... „Wie geht's dir?" Fynn sah etwas besorgt zu mir. Es war ja süß von ihm... „Keine Ahnung, bin überfordert...", war meine knappe Antwort. Machte ihm das alles nichts aus?
„Und wie geht's dir?", fragte ich nach. „Ganz okay, würde ich sagen" Er nickte leicht. Gut zu wissen... Gott, es war so ein schräger Tag! Ich fuhr mir gestresst durch die Haare und atmete tief ein und aus. „Ist wirklich alles okay?" Er sah mich wieder an. Es war alles gut! „Ja..." Ich musste das Thema wechseln, damit er aufhörte, mich so mitleidig anzusehen... „Wir lernen ja ziemlich viel Neues..." Sofort hellte sich seine Mine auf. „Ja! Es ist alles so unglaublich! Wenn es Hexen und anscheinend die Hölle gibt, denkst du, es gibt dann auch Einhörner? Feen? Kobolde?" Ich musste lachen, weil er sich so hineinsteigerte. In diesem Moment kam Arthur zurück und trug ein Tablett auf seinen Händen. Ich konnte 3 Häferl und eine Kanne darauf entdecken. Juhu, er hatte uns auch Tee mitgebracht... „Kobolde gibt es nicht", lachte er. Er stellte uns den Tee hin, setzte sich und verrührte etwas Zucker in seinem. „Also gibt es Einhörner und Feen?" Grinsend sah Fynn ihn an. Das war absurd... „Nein, die auch nicht" Er überlegte kurz. „Oder wir wissen es nur nicht und sie verstecken sich in den Wäldern..." Fynn musste lachen, doch ich verdrehte nur die Augen. Komischerweise war ich doch manchmal noch die Vernünftigere von uns beiden.
Fynn
Ich öffnete die Haustür. Alle Lichter waren ausgeschaltet und ich konnte kein einziges Geräusch hören. „Ha! Geschafft!", rief ich und freute mich, dass wir vor unseren Eltern zuhause waren. Zum Glück hatte uns Arthur diesmal daran erinnert, früher zu gehen, sonst hätten unsere Eltern sich sicher aufgeregt, dass wir zu spät waren. „Glück gehabt..." Lya schlängelte sich an mir vorbei, um ebenfalls hineinzukommen. Sie schloss die Haustür hinter uns und zog sich ihre Schuhe aus. Ich tat es ihr gleich. Da unsere Eltern noch nicht da waren, warfen wir uns auf die Couch im Wohnzimmer. Wir hatten so viel Neues in der Bibliothek gelernt! Das war so schräg! Wenn Lya nicht mitgekommen wäre, hätte ich nie all diese neuen Dinge erfahren! Ich war ihr unendlich dankbar! Doch...ging es ihr gut? Sie wollte wahrscheinlich sowieso nicht darüber reden...
„Hey! Weißt du, wie viele Stunden wir morgen haben?", fragte ich sie, um ja nicht das Hexen-Thema anzusprechen. „Wieso? Willst du wissen, wann du wieder zu Arthur gehen kannst?" Sie stand wütend auf und ging in die Küche, die gleich neben dem Wohnzimmer lag. Was hatte sie denn auf einmal? Verwirrt ging ich ihr nach. Die Küchentür war geöffnet und ich konnte sie sehen, wie sie sich gerade ein Glas Wasser einschenkte. „Alles gut?" Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Sie war augenscheinlich auf einem Level der Wut, auf dem man nicht mit ihr reden sollte. Doch ich konnte sie nicht so wütend davonmarschieren lassen! „Nein, Fynn, es ist nicht alles gut..." Sie sprach ganz ruhig, was noch mehr den Anschein machte, dass sie wütend war. Was sollte ich jetzt sagen? Ja, ihr ging es nicht gut! Doch egal, was ich jetzt sagen würde...Es würde sie aufregen! „Okay, ich lass dich mal in Ruhe..." Ich entfernte mich langsam. „Danke...", stammelte sie noch, bevor ich die Küche verließ. Hatte ich also doch das Richtige gesagt? Anscheinend...
Ich ging die Stiegen hinauf, in unser Zimmer und warf mich auf mein Bett. Endlich Ruhe. Ich sah auf die Uhr. 19:06 Uhr. Konnte ich schon schlafen gehen? Doch plötzlich bekam ich eine Nachricht. Ich krabbelte zu meinem Nachttisch, auf dem mein Handy lag und entsperrte es. Die Nachricht war von Kailey. „Hey:3", schrieb sie. Wie? Sie wollte keine Unterlagen, keine Kopien, kein...gar nichts? Verwirrt antwortete ich mit: „Hi" „Wie war das Shoppen mit Lya ;)" Achja, ich hatte ihr ja erzählt, ich wäre Shoppen gewesen... „Ich war gar nicht shoppen, eigentlich bin ich ein HEXER!!", hätte ich am liebsten geschrieben, doch ich wusste, dass das nicht ging... Ich musste meine Lüge mit vielen, aber nicht zu vielen Details erzählen. „Oh es war ganz cool hab paar Sachen gefunden" Klang glaubwürdig... „Oh cool, ich war mit violet shoppen, aber ich hab euch gar nicht gesehen, wo ward ihr denn :0" Oh, verdammt... „Achso kein wunder dass ihr uns nicht gesehen habt, wir waren heute mal woanders" Das klang so unrealistisch! Verdammt, was hatte ich mir dabei gedacht? Sie durchschaute das doch sofort! „Oh. Fynn muss jetzt los aber wir reden morgen. Gn8 :)" Das war knapp gewesen...
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Hexennacht
ParanormalEine mysteriöse Nachricht. Eine rätselhafte Seitengasse. Ein eigenartiges Geschäft. Fynn und Lya sind adoptiert und entdecken plötzlich durch eine einfache Nachricht, dass sie anders sind, denn ihre leiblichen Eltern waren nicht so normal, wie sie...