Lya
„Daran haben wir nie gezweifelt" Ich wusste nicht, wieso sie genau jetzt dachten, dass ein Gespräch über unsere Vergangenheit notwendig war, doch ich war froh darüber. Warum unsere leiblichen Eltern uns weggegeben hatten, wusste niemand, nicht einmal Arthur. Doch dank ihm hatten wir einiges mehr über sie erfahren. Das konnten wir unseren Eltern aber natürlich nicht sagen! Also mussten wir wohl einfach mitspielen. Und vielleicht wussten sie ja wirklich mehr.
„Wisst ihr denn, woher wir kommen?", fragte ich nach einer kurzen Stille. Das hatte uns bis jetzt noch niemand beantworten können. Ich wollte alle Fragen, die noch in meinem Kopf herumschwirrten, beantworten. Vielleicht konnten unsere Eltern mir dabei wirklich behilflich sein!
„Nein, nicht wirklich" Unser Vater legte zwei Finger an sein Kinn. „Ihr wurdet eigentlich gleich nach der Geburt zur Adoption freigegeben und in welchem Krankenhaus ihr geboren seid, wusstet ihr ja schon"
„Was ist mit der Adoptionsagentur? Haben die euch irgendwelche Infos gegeben?" Fynn hatte anscheinend auch endlich eine seiner vielen Fragen stellen können.
„Uns haben sie nicht viel gesagt, außer, dass eure leiblichen Eltern nicht kontaktiert werden wollen..." Er seufzte. „Und ihr seid noch nicht volljährig, also könnt ihr auch noch keine Informationen beanspruchen..."
„Okay..." Fynn sah zu Boden. „Was ist mit anderen Verwandten?"
Unsere Eltern tauschten einen Blick aus und schüttelten leicht den Kopf. „Davon wissen wir nichts"
Fynn seufzte und war ab diesem Zeitpunkt still. Ich war auch nicht begeistert zu hören, dass unsere leiblichen Eltern uns auf keinen Fall kontaktieren wollten... Das klang fast so, als wollten sie uns gar nicht kennenlernen! Ich hatte immer gedacht, sie wären gestorben oder gezwungen gewesen, uns wegzugeben. Doch...sie hatten sich dafür entschieden. Sie hatten der Agentur extra gesagt, dass wir sie nicht kontaktieren sollten... So hatte ich mir dieses Wochenende nicht vorgestellt...
„Ich werde uns etwas Obst holen, okay?" Unsere Mutter lächelte etwas nervös und stand auf, um in die Küche zu gehen.
„Alexandra, jetzt nicht" Unser Vater deutete ihr ebenfalls nervös, sich wieder zu setzen. Sie mussten doch nicht so nervös sein! Sie waren immer unsere Eltern! Jetzt hatten wir sie durch dieses Gespräch verunsichert. Na, toll.
„Danke, aber es ist schon okay..." Fynn sah etwas hektisch zwischen mir, unseren Eltern und der Tür hin und her. Eine eigenartige Situation. „Wenn ihr uns nun entschuldigt, werden wir noch ein bisschen spazieren gehen, bevor das Wochenende aus ist" Achja, wir wollten ja noch zu Arthur!
„Jetzt noch?" Unsere Mutter verschränkte die Arme.
„Wir...würden alles, was heute passiert ist, gerne verarbeiten..." Das war alles, was Fynn sagen musste, damit unsere Mutter den Ton wechselte. Sofort lächelte sie und nickte. Musste er sie denn anlügen? Na, gut. Es war nicht gelogen, aber es fühlte sich irgendwie schlecht an...
Fynn
Es war eigenartiger vor dem Antiquitätengeschäft zu stehen, jetzt wo wir wussten, dass er recht gehabt hatte. Sonst hatte ich immer nur Skepsis verspürt und hatte das alles belächelt. Doch jetzt hatte ich gemischte Gefühle.
„Bereit?" Ich sah zu Lya, die ebenso skeptisch neben mir stand.
Sie atmete einmal noch tief durch und nickte dann entschlossen.
Ich ging auf die Tür zu, als sie mich doch noch kurz aufhielt: „Achja, und: Ich hab's dir ja gesagt" Sie lächelte mich an und ging dann weiter. Ich musste lächelnd den Kopf schütteln. Ja, sie hatte recht gehabt. Aber sie musste sich deswegen nicht wie ein Idiot verhalten.
„Na, dann los" Ich griff nach der Türschnalle und merkte dabei, dass meine Hände ein wenig zitterten. Anscheinend hatte ich mehr Angst als gedacht. Als wir eintraten, erklang die allzu bekannte Glocke über uns. Warum hatte Arthur überhaupt samstags geöffnet? Aber ich war froh, dass offen war. Wo war Arthur überhaupt? Normalerweise trafen wir ihn doch gleich nach dem Eintreten. Verwirrt sah ich zu Lya, die ebenfalls nach ihm suchte.
„Hallo?", rief sie. Keine Antwort. Das war eigenartig. Wir sahen uns an und gingen dann die engen Gänge entlang, um nach Arthur zu suchen.
„Vielleicht ist er unten", schlug ich vor. Also machten wir uns auf den Weg zu den Stufen und sahen bald, dass die Tür unten geöffnet war. Normalerweise war sie doch immer geschlossen, wenn wir hinunter gingen. Lya bemerkte das wohl auch, denn sie zeigte verwirrt auf die geöffnet Tür. Was war hier los? War irgendwas passiert? War er einfach allein unten und hatte vergessen, sie zu schließen. Nein, er war nicht allein! Ich hörte Stimmen! Was sagten sie da?
„Glaub mir, du musst jetzt gehen!" Hatte Arthur das gesagt? Er redete offenbar mit jemandem! Aber mit wem? Ich beschleunigte meine Schritte etwas und Lya tat dasselbe. Als wir endlich unten ankamen, sahen wir nur Arthur. Doch er trug diesmal keine Robe, die er die letzten Male getragen hatte. Er hatte ein normales, blaues Hemd an, was ihn fast schon nicht mehr verrückt erscheinen ließ. Doch er hatte gerade mit sich selbst geredet, was dann doch wieder für das Verrücktsein sprach.
„Hallo, Arthur!", begrüßte Lya ihn.
„Mit wem haben Sie da geredet?" Ich wollte wissen, was hier los war. Er drehte sich erschrocken zu uns um und lächelte sofort. Heute benahm er sich wirklich eigenartig...
„Hallo, Kinder!" Kinder? „Ach, nur mit mir selbst!" Er lachte und machte eine wegwerfende Handbewegung. Ich sah doch, dass er log! Warum verschwieg er uns etwas? Arthur bemerkte wohl unsere skeptischen Blicke und wechselte schnell das Thema.
„Ähm...aber was führt euch denn her? Was kann ich heute für euch tun? Wollt ihr mehr über die Welt der Hexen lernen?" Sein nervöses Lächeln war immer noch eigenartig, doch ich wusste, dass er verrückt war, also ließ ich es dabei. Außerdem waren wir aus einem anderen Grund hier.
„Arthur, wir glauben Ihnen jetzt" Lya lachte kurz.
„Was glaubt ihr mir?" Warum stellte er sich so dumm? Oder wollte er nur, dass wir es zugaben?
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Hexennacht
ParanormalEine mysteriöse Nachricht. Eine rätselhafte Seitengasse. Ein eigenartiges Geschäft. Fynn und Lya sind adoptiert und entdecken plötzlich durch eine einfache Nachricht, dass sie anders sind, denn ihre leiblichen Eltern waren nicht so normal, wie sie...