Lya
Ich sah auf die Uhr. 19:26 Uhr. Ich nahm den Teleportationsstein und ein Glas Wasser in die Hand und war gleich darauf verschwunden. Im nächsten Augenblick sah ich Fynn, der in der Schulbibliothek stand. Vier Unbekannte, die schwarze Pullover mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze trugen, standen in einer Reihe vor ihm. Einer der Unbekannten streckte die Hand nach vorne und schleuderte Fynn mithilfe von Magie nach vorne, in ein Pentagramm.
Ich öffnete die Augen. Was war das denn gewesen? Ich merkte, dass ich schwer atmete und versuchte, mich zu beruhigen. Was hatte das denn zu bedeuten? Es gab noch eine Hexe? Wieso hatte sie Fynn angegriffen? Wer war sie? Die anderen mussten davon erfahren! Ich stand auf und bemerkte sofort wieder dieses Schwindelgefühl. Doch das war mir im Moment egal! Ich taumelte die Stufen hinunter und klammerte mich die ganze Zeit am Geländer fest. Henry, Fynn und Kailey, die mich vom Wohnzimmer aus sehen konnten, eilten mir sofort zur Hilfe. "Was machst du denn, Lya? Geh wieder ins Bett!" Fynn klang wie ein besorgter Vater. Ich musste nicht bemitleidet werden! Ich hatte es bis auf die Stufen geschafft, ich bekam das schon hin! Aus der Küche vernahm ich plötzlich Stimmen. Verdammt. "Sind Mama und Papa schon da?", fragte ich und merkte, wie das Schwindelgefühl schlimmer wurde. "Ja, wieso?" Fynn sah mich verwirrt an. Ich konnte doch nicht mitten auf den Stufen erzählen, was ich gesehen hatte! Moment mal! Was war mit Kaileys Codewort? "Es geht um...das Fenster..." Kailey verstand als Erste, was ich meinte und nickte schnell. Sie deutete den anderen, sie sollen mitkommen und half mir, die Stufen wieder hinaufzukommen.
Als ich ihnen erzählt hatte, was ich gesehen hatte, sahen mich alle nur grüblerisch an. Von dem Teleportationsstein erzählte ich erstmal nichts... "Wer könnte das gewesen sein?" Henry dachte angestrengt nach. "Und wieso haben die Fynn angegriffen?", mischte sich Kailey ein. "Die bessere Frage ist: Wieso hast du meine Zukunft gesehen?" Fynn hatte Recht... Anfangs hatte ich mich gesehen, doch dann sah ich nur noch ihn. Ich konnte seine Zukunft nicht sehen, wenn ich nicht seine Hand hielt oder mich irgendwie auf ihn konzentrierte... Das hatte Arthur zumindest einmal gesagt. Wie war das möglich gewesen? "Was ist, wenn es nicht Fynns Zukunft war?", warf Henry ein. Was? Natürlich war es Fynns Zukunft gewesen! Er war doch dort gewesen! Wessen hätte es sonst sein sollen? Ich konnte im Traum nur meine eigene Zukunft sehen! Moment mal...
"Du meinst, es war...meine?" Verwirrt starrte ich Henry an. Er nickte. "Nur, weil du dich nicht gesehen hast, heißt das nicht, dass du nicht dort warst!" Da hatte er Recht... Oh, mein Gott! Das war ein echt schlauer Gedanke! "Aber kommen wir zur Vision zurück: Wir können nicht mehr in die Bibliothek gehen!", rief Fynn uns wieder ins Gedächtnis. Achja... "Du weißt, dass es sich nicht verhindern lässt..." Ich sah zu Boden. Man konnte es nicht aufhalten... "Aber wir können uns darauf vorbereiten" Fynn sah mich eindringlich an. Das konnten wir. Aber konnten wir es noch verändern? "Aber...Leute! Konzentriert euch mal auf das Wichtige! Jemand anderer außer euch ist eine Hexe!" Kailey schrie fast, was nicht sehr schlau war, da unsere Eltern hier waren. Ich zeigte ihr mit einer Handbewegung nach unten, dass sie leiser sprechen sollte. "Stimmt, wir sollten Arthur fragen, ob er vielleicht noch jemanden kannte, dessen Eltern Hexen waren...", schlug Fynn vor. Das war schlau!
Fynn
Als wir (hauptsächlich ich, da es meine Idee war) Arthur alles erzählt hatten, sah er uns grüblerisch an. "Und warum seid ihr dann erst jetzt hergekommen?" Etwas verwirrt sah er uns an. Was hieß hier "erst jetzt"? "Tut mir leid, dass wir auch noch sowas wie Schule haben" Kailey klang richtig empört. Er verdrehte nur die Augen und ging in Gedanken auf und ab. "Kinder, ich habe eine Idee! Ich schreibe euch alle Namen auf, von denen ich jemals irgendwie aufgeschnappt habe, dass sie Hexen sein könnten! Wie klingt das?" Das war eine tolle Idee! "Das wäre super! Danke, Arthur!", freute sich Lya. "Das könnte aber ein bisschen dauern..." Das war doch kein Problem! Wir hatten alle Zeit der Welt! Es war ja nicht so, als hätte Lya eine Vision gehabt, in der ich von dem Hexer angegriffen worden war! Ich versuchte, mich zu beruhigen und nichts zu sagen. Er tat sein Bestes... Jetzt hieß es wohl warten... Was war, wenn Lyas Vision früher als gedacht eintrat? Was taten wir dann? Dieser Hexer in ihrem Traum hatte mich angegriffen! Naja, er hatte es ja noch gar nicht getan, er würde es erst tun. Visionen waren so verwirrend... À propos Visionen... "Arthur, kann ich Sie was fragen?", fragte ich in einer Gesprächspause. Er sah zu mir, um mir zu zeigen, dass er mir zuhörte. "Wie lange dauert es ungefähr, bis eine Vision wahr wird?" Gespannt sah ich ihn an. "Das kommt immer auf den Hexer an und darauf, wie gut seine Verbindung zur Hölle ist. Es kann von 10 Minuten bis zu mehreren Wochen gehen. Das habe ich zumindest bis jetzt miterlebt..." Meine Vision, die jetzt schon ewig her war, war immer noch nicht passiert. Es war zwar nichts besonderes passiert, doch ich machte mir Gedanken, wann sie endlich eintreten würde... War es vielleicht gar keine Vision gewesen? Aber es war doch nie passiert. Wie hätte ich mir das ausdenken können? Lyas Visionen passierten immer kurz darauf! "Wieso?", fragte Arthur mich plötzlich und riss mich aus meinen Gedanken. "Ach, nur so. Lya hat doch so oft Visionen, da wollte ich das nur wissen..." Kam die Lüge an? Ich hoffte doch...
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Hexennacht
ParanormalEine mysteriöse Nachricht. Eine rätselhafte Seitengasse. Ein eigenartiges Geschäft. Fynn und Lya sind adoptiert und entdecken plötzlich durch eine einfache Nachricht, dass sie anders sind, denn ihre leiblichen Eltern waren nicht so normal, wie sie...