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Lya

Ich stand vor dem kleinen Antiquitätengeschäft in der versteckten Seitengasse und musterte es erstaunt. Wenn man das kleine Schild in der Ecke nicht sah, konnte man nicht einmal erkennen, dass es sich um ein Geschäft handelte. Ich kramte mein Handy aus meiner Tasche und öffnete erneut die Nachricht, die ich vorhin in der Schule erhalten hatte. „66 Russel Road" war alles, was darin stand. Die Adresse dieses kleinen Geschäfts. Ich war hier also richtig. Aber wer hatte mir diese Nachricht geschrieben? Wer wollte, dass ich hierherkam? Ich sah mich etwas ängstlich um und begann auf meiner Unterlippe zu kauen. Warum war ich allein hergekommen? Was war, wenn da drin ein Mörder auf mich wartete? Aber warum lud mich ein Mörder in sein Versteck ein? War das nicht zu auffällig? Aber warum sollte mich überhaupt jemand in sein Versteck einladen? Das alles machte keinen Sinn!

Vielleicht war es auch nur irgendeine Spam-Nachricht gewesen und ich interpretierte zu viel hinein. Sie war sicher nicht einmal für mich gedacht gewesen! Da hatte sicher nur irgendwer an die falsche Nummer geschrieben. Das musste es wohl sein. Ich verdrehte kurz die Augen über meine eigene Dummheit und lachte kurz. Es bedeutete nichts! Ich drehte mich wieder um und ging aus der kleinen Seitengasse. Aber sofort überschlugen sich meine Gedanken wieder. Woher hatte der Absender meine Nummer gekannt? Sie war nirgendwo bekannt gegeben. Hatte er sie einfach zufällig gewählt? Nein! Das konnte kein Zufall sein. Ich sah noch einmal zurück in die Gasse und ging erneut auf das kleine Geschäft zu. Diese verdammte Neugier!

„Na, dann los", flüsterte ich mir selbst zu.

Ich atmete tief durch und schritt auf die Tür zu. Es gab keine Glocke oder ähnliches und man musste die Tür anscheinend nur kurz drücken, damit sie aufschwang. Das klang ziemlich einladend! Ich sah noch einmal hinter mich. Niemand zu sehen. Dann öffnete ich die Tür und trat ein. Eine kleine Glocke, die oben an der Tür angebracht war, bimmelte, um mein Eintreten bekanntzugeben. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Riesige Regale versperrten mir die Sicht. Sie waren vollgeräumt mit den verschiedensten Sachen. Uhren, Puppen, Schüsseln... Hier gab es alles Mögliche!

„Hallo! Willkommen i...!", rief plötzlich ein etwas älterer Mann, der am Ende eines Regals stand, doch dann brach er ab und meinte: „Oh, hallo, Lya!"

Ich wich ein Stück zurück. Woher kannte er meinen Namen?

„Mein Name ist Arthur Mills", stellte er sich freundlich vor und streckte mir die Hand hin. Wer war er? Was war hier los? Ich schüttelte seine Hand höflich und begann dann gleich mit meinen Fragen.

„Lya Summers, aber das wissen sie ja anscheinend schon" Verwirrt sah ich ihn an und wartete auf eine Erklärung. Da kam mir ein Gedanke: Hatte er mir die Nachricht geschrieben? Nein! Das war nicht möglich! Aber wer hatte es sonst sein können? Wer wollte, dass ich hierher kam?

„Oh! Ja, deinen Namen kenne ich schon. Aber das erkläre ich dir dann, wenn Fynn da ist" Ich erschrak. Er drehte sich um und ging einen Gang mit Regalen entlang. Er konnte mich nicht mit dieser Information zurücklassen! Woher kannte er Fynn?

„Fynn? So wie mein Zwillingsbruder Fynn?" Ich verstand nicht, woher er ihn kannte.

„Ja, kennst du noch einen anderen Fynn?" Lachend drehte er sich zu mir um. „Ich hab ihm auch eine Einladung geschrieben"

„War diese Einladung zufällig eine komische SMS?" Mein Gesicht erhellte.

„Genau" Er hatte uns also doch die Nachrichten geschrieben! Ich hatte recht gehabt! Aber warum hatte er uns beiden eine geschrieben? Ich folgte ihm durch die engen Regale hindurch. Ich wollte Antworten!

„Du solltest rangehen", rief er plötzlich lachend. Rangehen? Oh, ich hatte gar nicht bemerkt, dass mein Handy läutete. Erschrocken blieb ich mitten im Gang stehen und holte es aus meiner Tasche. Fynn rief mich an. Ohje! Ich hatte schon erwartet, dass er sich Sorgen machen würde! Aber ich hatte meine erste Spur in diesem komischen Fall! Dennoch hob ich ab. Er sollte sich keine Sorgen machen.

HexennachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt