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Fynn

„Ist alles okay?" Lya sah etwas nervös aus, als ich die Stufen hinaufgekommen war. Ich war ihr eigentlich nachgekommen, um sie zu fragen, warum sie sich so aufgeregt hatte. Sie sah wirklich etwas aufgebracht so aus. War sie auch sauer auf mich?

Hastig nickte sie. „Alles gut" Doch sie sah nicht danach aus.

Mein Blick wanderte zu Arthur, der mich immer noch etwas wütend ansah. Warum war er nicht auch sauer auf Lya? Er bevorzugte sie wirklich offensichtlich! Ich wusste ja, dass er mich nicht mochte, aber das fand ich nun wirklich unfair!

„Okay..." Ich war mir nicht ganz sicher, wie ich das angehen sollte. „Willst du...dann wieder mit runter kommen?" Das war doch dämlich! Warum war ich so dämlich?

„Ähm..." Lya sah kurz unschlüssig zu Arthur, dann wieder zu mir. Was hatte Arthur denn damit zu tun? „Ja... Klar" Das klang nicht sehr sicher. Was war nur mit ihr los?

Doch bevor ich sie fragen konnte, hatte sie sich bereits an mir vorbeigeschoben und war auf dem Weg in den Keller. Ich gab Arthur noch einen verwirrten Blick, den er jedoch nicht erwiderte. Natürlich. Wieso auch? Meine Wut auf ihn wuchs und vertraut hatte ich ihm noch nie. Dann ging ich Lya nach.

„Aber ihr habt uns noch gar nichts gezeigt!", hörte ich Kailey bereits rufen, als ich fast unten angekommen war. Was meinte sie denn damit? Wir hatten ihnen die Bibliothek gezeigt.

„Wir können uns noch nicht wirklich kontrollieren...", widersprach Lya leise und etwas beschämt.

Ich war endlich in dem Raum getreten und sah nun, was passierte. Kailey hatte ein Notizbuch in der Hand, das sie vermutlich aus ihrem Rucksack genommen hatte, und hielt es in die Luft. Gegenüber von ihr stand Lya, die auch gerade erst zur Tür hineingekommen war, und Henry sah etwas verwirrt zwischen den beiden hin und her.

„Was macht ihr denn?" Ich verstand die ganze Situation noch nicht ganz.

„Zeigt uns mal ein bisschen Hexenmagie!", forderte Kailey. Was?

„Lya hat recht, wir können uns noch nicht wirklich kontrollieren...", gab ich zu. Das auszutesten war wohl keine so gute Idee. Das letzte Mal, das ich gezaubert hatte, war Lya verletzt worden. Also wollte ich das wirklich nicht erneut probieren.

„Aber ihr müsst doch trainieren, um euch irgendwann kontrollieren zu können" Da hatte sie natürlich recht... Und wir hatten schon lange nicht mehr wirklich trainiert.

„Das ist wohl wahr" Ein Blick zu Lya verriet mir, dass sie von der Idee nicht begeistert war.

„Cool!" Kailey war wohl begeistert davon, unsere Kräfte zu sehen. Ich hingegen war nur froh, dass sie keine Angst mehr vor uns hatte und musste lächeln.

Sie hob den Notizblock etwas in die Luft und rief: „Auf 3, okay?"

Ich nickte ambitioniert. Ich konnte das schaffen! Außerdem wollte ich auch wissen, wie viel meine Kräfte wirklich schaffen konnten.

„3!" Sie ließ das Notizbuch fallen und ich streckte meine Hand nach vorne, wie ein Cowboy, der seine Waffe zog. Sofort fühlte ich die komische Energie wieder in meine Hand laufen. Doch alles ging zu schnell und ich konnte das Buch nicht ordentlich anvisieren, wodurch es zu Boden fiel.

Kailey klatschte sarkastisch und musste lachen.

„Das waren nur Startschwierigkeiten!" Ich hatte wirklich gedacht, dass ich das besser konnte... „Nochmal!" Ich streckte meine Hand nach vorne.

„Na, gut" Kailey hob das Notizbuch wieder auf und hielt es wieder in die Höhe. Doch anstatt es einfach fallen zu lassen, warf sie es diesmal in meine Richtung.

Woah! Damit hatte ich nicht gerechnet! Ich konnte es nicht wirklich anvisieren, zog schnell meine Hand zurück und presste nur die Augen zusammen, als es weiter auf mich zukam.

Lya

Ich erschrak. Was machte Kailey denn da? Dachte sie etwa, dass das witzig war?

„Fynn!" Ich streckte schnell, die Hand nach vorne, um ihn zu warnen, doch er bemerkte es natürlich nicht, weil er vor Schock die Augen geschlossen hatte. Oh, nein!

Aber es gab keinen Aufprall. Das Buch schwebte kurz vor Fynns Gesicht. Erstaunt öffnete er die Augen und sah auf das fliegende Notizbuch vor sich. Er hatte die Hand schon längst gesenkt, doch das Buch schwebte immer noch. Was zum...?

Wieso sah er denn jetzt zu mir? Moment. War ich das etwa? Jetzt bemerkte ich erst, dass meine Hand noch immer nach vorne zeigte. Tat ich das? Erschrocken zog ich meine Hand zurück. In diesem Moment fiel das Buch vor Fynn zu Boden.

„Oh, mein Gott..." Mehr brachte ich nicht raus.

„Mann, war das cool..." Henry sah mit geöffnetem Mund auf das Buch, das nun auf dem Boden lag, und dann zu mir. Er hatte gar keine Angst mehr. Fand er das etwa wirklich cool?

„Woah!" Kailey sah mich ebenfalls begeistert an.

„Oh, mein Gott!", wiederholte ich nur, „Ich hab das bewegt! Telekinetisch! Ich war das!" Ich musste lachen vor Freude.

„Du hättest es nicht auf mich werfen müssen!", beschwerte sich Fynn nun lachend bei Kailey. Da hatte er recht! Was hatte das werden sollen?

„Sorry, ich dachte, dadurch würden deine Überlebensinstinkte geweckt oder sowas..." Sie zuckte mit den Schultern. „Bei Lya hat's funktioniert"

Da hatte sie allerdings auch recht. Es hatte funktioniert. Ich... Ich konnte zaubern! Das war unglaublich! Kontrollieren konnte ich mich zwar immer noch nicht, aber ich wusste nun, dass es ging. Ich war noch nie gut in irgendwas gewesen. Vielleicht konnte ich gut im Zaubern werden!

Ich lächelte die ganze Zeit in mich hinein, während Fynn und Kailey noch ein paar Stunden übten. Ich jedoch hatte genug gehabt und war auch etwas erschöpft. Demnach war ich nur froh, als wir später am Nachmittag endlich nach Hause gingen und ich etwas schlafen konnte. 


Ich sah auf die Uhr. 19:26 Uhr. Ich nahm den Teleportationsstein und ein Glas Wasser in die Hand und war gleich darauf verschwunden. Im nächsten Augenblick sah ich Fynn, der in der Schulbibliothek stand. Vier Unbekannte, die schwarze Pullover mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze trugen, standen in einer Reihe vor ihm. Einer der Unbekannten streckte die Hand nach vorne und schleuderte Fynn mithilfe von Magie nach vorne, in ein Pentagramm.


Ich öffnete die Augen. Fynn! Er wurde angegriffen! Erst als sich meine Atmung etwas beruhigt hatte, bemerkte ich, dass das nur ein Traum gewesen war. Was hatte das denn zu bedeuten? Es gab noch eine Hexe? Wieso hatte sie Fynn angegriffen? Wer war sie? Ich wollte aufstehen, um Fynn davon zu erzählen, doch bemerkte plötzlich ein eigenartiges Schwindelgefühl. Sofort legte ich mich wieder hin, um meine Balance wiederzufinden. Was war denn mit mir los?

Niedergeschlagen legte ich mir eine Hand auf meine Stirn. Oh, na toll... Krank zu werden konnte ich mir gerade so gar nicht leisten! War ich deswegen so erschöpft gewesen? Ich tastete nach meinem Handy, das auf dem kleinen Kasten neben meinem Bett lag und sah auf die Uhr. 03:12 Uhr. Na, toll. Fynn würde lange nicht munter werden und ich konnte nicht aufstehen. Also schrieb ich ihm eine Nachricht über meinen Traum, während das Schwindelgefühl nun auch noch von Kopfschmerzen begleitet wurde, und legte mich dann wieder schlafen. Ich konnte mich morgen damit auseinandersetzen! 

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