Fynn
Wieso war Arthur in der Hölle? Er war doch ein guter Mensch gewesen! Naja, er war gar kein Mensch gewesen, aber... Als der Mann unseren schockierten Blick sah, beruhigte er uns sofort: „Keine Sorge, es ist nicht so, wie ihr euch die Hölle vorstellt. Also, natürlich gibt es einen Teufel und so, aber...es ist mehr wie das Jenseits, falls euch das etwas sagt..." Das half mir nicht wirklich... Um die Stimmung aufzulockern, rief er dann auf einmal: „Ich bin übrigens Balduran Freyr, ihr könnt mich gerne Baldur nennen" Er lächelte uns an. Ich hatte das Gefühl, er war der einzig Nette hier... Aber ich war skeptisch... Alle waren so schräg, nur er war normal geblieben? Ein bisschen verdächtig... „Okay, Baldur, ich hätte eine Frage. Wenn Arthur oder Arkin für das hier..." Er unterbrach mich: „Du meinst den Rat der Hexen?" Ach, das war das hier also... Der Name klang echt ausgedacht...
„Genau. Wenn er für das zuständig war, wieso hat er in diesem Antiquitätenladen gelebt?" Baldur musste lachen. Was war daran so witzig? Entschuldigung, dass ich versuchte, das Ganze hier zu verstehen! „Er hat dort nicht gelebt, er hat hier gelebt, dort hat er nur gearbeitet. Er war für die Außenstelle dort zuständig" Erstaunt sahen Lya und ich uns an. Wieviele Außenstellen gab es wohl noch? „Und wieso hat er uns dann kontaktiert, wenn er dort gearbeitet hat?", fragte sie etwas verwirrt. „Naja, das war so nie geplant. Er hatte eigentlich andere Aufträge erhalten, aber es war ihm wichtiger, euch zu erklären, wer oder was ihr seid, weil eure Mutter das nie tun konnte" Das war nett von ihm gewesen... „Unsere Mutter?" Lya wurde hellhörig.
„Ja..sie ist leider schon gestorben, wie wir herausgefunden haben. Wir haben es nicht über's Herz gebacht, Arkin zu sagen, dass seine Schwester tot ist..." Alles in mir zog sich zusammen. Es gab also keine Chance, sie zu treffen... Es fühlte sich so an, als hätten wir beide an einem Tag verloren... Unseren Onkel und unsere Mutter... „Und unser Vater?", musste ich jedoch noch wissen. „Über ihn wissen wir nichts..." Wow, das hatte sich in ein deprimierendes Gespräch verwandelt... Ich wollte nicht mehr über irgendwas reden, was damit zu tun hatte... „Tut mir leid, ihr wollt sicher über euren Onkel reden... Wollt ihr wissen, wie er seine Kräfte verloren hat?" Baldur sah uns gespannt an. Oh, mein Gott! Ja! Auf jeden Fall! „Gleich haben wir Gewissheit!" In diesem Moment betrat Mrs. Lund den Raum. Sie hatte ein paar schräge Sachen dabei, eine bronzene Schüssel, einen komisch aussehenden Stein und ein...war das ein Messer?
Lya
„Sie brauchen was von uns?", rief Fynn ungläubig, nachdem Mrs. Lund uns den Plan erklärt hatte. „Ein Haarbüschel. Es wäre schlauer, es von Lya abzuschneiden, sie hat mehr Haare, dann wird es wohl besser funktionieren" Von mir? Was? Bevor ich noch irgendwas dagegen sagen konnte, drückte sie mir mit den Worten „Beeil dich" das Messer in die Hand. Warum konnten sie keine Schere holen? Mussten sie es immer so dramatisch machen? „Wieso?", fragte ich nochmal nach. „Auch wenn das Magie ist, müssen wir uns doch manchmal an solche Dinge wie DNA wenden. Er war euer Onkel, das muss genug Verwandtschaft sein" Ungeduldig sah sie mich an. Dafür sollte ich meine Haare „spenden"? Ich war mir nicht ganz sicher... „Es geht nur um die Verwandtschaft?", fragte Fynn plötzlich. Mrs. Lund nickte verwirrt. „Dann kann ich es auch machen" Fynn? Was hatte er vor? Er nahm mir das Messer weg und meinte entschlossen: „Dann mach ich es wohl" Er hatte zum Glück etwas längere Haarstellen, doch die wollte er einfach so abschneiden?
„Willst du das wirklich machen? Bei mir sieht man es weniger...", gab ich zu bedenken. „Kein Problem" Er lächelte mich an und hatte sich schon eine ziemlich große Locke abgeschnitten. Ich zuckte etwas zurück, weil der Schnitt mich überrascht hatte, doch Fynn war nicht beeindruckt davon und gab sie Mrs. Lund. „Danke...", flüsterte ich und im Augenwinkel sah ich, wie er lächelte. Sofort führte sie ihren komischen Zauber durch, indem sie Fynns Haare, den komischen Stein und etwas, das ich als Sand identifizierte, in die Schüssel, die sie vorhin hergebracht hatte, gab und einen Schritt zurücktrat. So einfach ging das? Sofort erschien Arthur über der Schüssel. Oh, mein Gott... „Ich wusste, ihr würdet mich bald zurückhol..." Er stockte, als er Fynn und mich sah. „Kinder, was macht ihr hier?" Er sah eher besorgt aus... Sein kleines geheimes Doppelleben war aufgeflogen und er sorgte sich um uns? Ich vermisste ihn... „Arkin, schön, dich zu sehen, aber wir haben nur ein paar Fragen" Hörte ich da so etwas wie Trauer in Mrs. Lunds Stimme?
„Klar, wir haben nicht viel Zeit, geht los" Arthur stellte sich aufrecht hin und verschränkte die Arme vor der Brust. „Waren die beiden..." Sie zeigte auf uns. „...kurz, bevor du...kurz vor 9 bei dir?" Mrs. Lund wagte es gar nicht, es auszusprechen. Was war mit ihr los? „Ja?" Etwas verwirrt sah er zwischen ihr und uns hin und her. Es war eine eigenartige Situation, vor allem mit den ganzen anderen Menschen, die uns alle nur anstarrten. „Okay... Wer hat...dich im Laden überrascht?" Ja! Wer hatte ihn umgebracht? Wer hatte Arthur auf dem Gewissen? Ich wurde von seinem Geist abgelenkt, als ich plötzlich einen eigenartigen Geruch vernahm. Verwirrt sah ich mich um. Da hinten! Feuer! Alle bekamen Panik und begannen, wie wild herumzurennen. Was passierte hier? Arthur löste sich von seinem Platz und rannte auf das Feuer zu. Was hatte er vor? Als ich mich so zwischen den herumlaufenden Leuten mit Umhängen umsah, wurde es mir klar: Meine Vision war wahr geworden...

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Hexennacht
ParanormalEine mysteriöse Nachricht. Eine rätselhafte Seitengasse. Ein eigenartiges Geschäft. Fynn und Lya sind adoptiert und entdecken plötzlich durch eine einfache Nachricht, dass sie anders sind, denn ihre leiblichen Eltern waren nicht so normal, wie sie...