~Kapitel 50~

223 6 6
                                    

Max:

Die Mädchen waren schon lange wieder zurück. Nat zeigte mir die Sachen, die sie gekauft hatte, doch ich achtete kaum drauf und gab nur Kommentare wie:

"Toll!"
"Schöne Farbe!"
"Steht dir!"

Zwischen uns hatte sich nicht besonders viel verändert. Und wenn, dann zeigte Nat es nicht. Wir waren grade einmal bei der 2. von 3 Tüten, aber ich hatte keine Lust mehr.

"Hey, nimms mir nicht übel, aber ich bin wirklich müde..." log ich.

Nat lächelte und legte das Kleid, das sie gerade in der Hand hielt, zurück aufs Bett. "Kein Problem, ich weiß dich interessiert das nicht." lachte sie. "Geh schon!"

Ich lächelte ihr dankbar zurück und nickte, dann ging ich zu den anderen. Amy und Rafael waren gerade mit dem Kochen fertig und wir setzten uns alle zusammen und aßen. Während sich alle unterhielten, hatte ich nur Augen für Amy, doch sie ignorierte mich und sah mich nicht einmal an.

Nach dem Essen erklärte Tami sich dazu bereit abzuspülen und ich beschloss zu helfen.

"Weißt du warum Amy mich ignoriert?" fragte ich Tami, meine Augen auf Amy gerichtet, die auf dem Sofa saß und über einen Witz lachte, den Tobi grade erzählt hatte. Ich musste unwillkürlich lächeln.

"Vermutlich weil du das selbe getan hast und ihr dann aus dem Nichts gesagt hast, dass du sie liebst." sagte sie und legte mir einen Teller zum abtrocknen hin.

"Das tu ich ja auch!"

"Merkt man kaum. Für mich sahs aus, als würdest du auf Natalie stehen." sagte sie und zog die Schultern hoch.

"Ja das denken alle. Ist aber nicht so!"

Daraufhin sagte Tami nichts mehr und wir spülten schweigend das Geschirr weiter. Nach einer Weile konnte ich meine Frage aber nicht mehr zurückhalten.

"Ich hab meine Chance verpasst oder?" Ich wollte die Antwort eigentlich nicht hören, weil ich Angst davor hatte, was Tami jetzt sagen könnte. Angst, dass sobald Tami meine schlimmste Befürchtung bestätigen würde, es echt werden würde. Dass ich der Sache dann ins Gesicht sehen müsste.

Ich hoffte, dass sie es nicht gehört hatte, aber das hatte sie. Ich war gefasst auf das, was sie sagen würde.

"Würdest du jetzt zu ihr gehen und ihr sagen, dass du sie liebst, dass sie die Einzige für dich ist. Wenn du ihr jetzt glaubhaft versichern würdest, dass du es ernst meinst, dann würde sie sofort zu dir zurückkommen. Die Frage ist nur, ob das gut für sie ist. Ob du gut bist für sie. Willst du das riskieren?"

Ich dachte über die Frage nach. Mein Blick wanderte von dem Glas in meiner Hand zu Amy, die dort drüben bei den anderen saß und lachte. Ich dachte drüber nach, wie sie über meine Witze gelacht hatte und ich jedes Mal grinsen musste, wenn sie lachte. Konnte ich sie glücklich machen? War ich wirklich gut genug für sie oder verdiente sie jemand besseren?

"Ich weiß nicht..." antwortete ich. Ich legte das Handtuch hin. "Ich geh ins Bett." sagte ich nur knapp und ging dann in mein Zimmer. Natalie kam später und war schnell eingeschlafen.

Ich versuchte zu schlafen, doch ich wälzte mich die ganze Zeit in meinem Bett umher. Ich dachte die ganze Zeit an Amy und mich. Das erste Mal, wo wir uns getroffen hatten. Unser erster Kuss auf der Games.com. Unser erstes richtiges Date. Wie Amy gelacht hatte, als wir im Regen zurück zum Auto gerannt sind. Wie wir einfach den ganzen Tag im Bett liegen geblieben sind, sie in meinem Arm, und wir einfach geschwiegen haben.

Ich wischte mir eine Träne weg und sah auf die Uhr. 3:17. Ich atmete tief ein und stand auf um was zu trinken. Als ich in der Küche ankam, brannte Licht und Amy saß am Tresen. Als sie mich kommen hörte, sah sie mich an. Ich lächelte, doch sie sah wieder auf ihr Handy.

Ich nahm mir ein Glas, schenkte Wasser ein und trank.

"Warum kannst du nicht schlafen?" fragte ich, um die Stille zu brechen.

Sie zuckte nur mit den Schultern und sah weiter auf ihr Handy. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, da sie offensichtlich keine Lust hatte, mit mir zu reden. Dann fiel mir wieder ein, was Tami vorhin gesagt hatte.

War ich gut genug für sie? Frust bildete sich in mir. Wieso sollte Amy das nicht selber entscheiden? Wenigstens hätte ich dann Klarheit. Wenigstens hätte ich es dann versucht...

"Hör zu Amy, ich verstehe warum du nicht mit mir reden willst." fing ich an und ging langsam auf sie zu. "Ich weiß, dass ich mich verhalten habe wie ein Arsch und dass ich eigentlich kein Recht habe, dich zu fragen, ob du mir verzeihen kannst, nach allem was ich dir angetan habe. Aber wenn ichs jetzt nicht versuche, werde ich das mein Leben lang bereuen."

Amy sah mich nur an. Ich konnte sehen, dass sich Tränen in ihren Augen gebildet hatten, doch sie sagte immer noch nichts.

"Ich hätte dich weder betrügen sollen, noch dich alleine nach Amerika gehen lassen, noch hätte ich dich ignorieren sollen, als wir mit Natalie unterwegs waren. Ich hab dich geliebt seit dem Moment, an dem du mich das erste Mal geküsst hast, und ich liebe dich immernoch. Und das wird sich nicht ändern. Egal, wie du dich jetzt entscheidest. In mir wird es immer einen Teil geben, der dich liebt."

"Woher weiß ich, dass du nicht wieder lügst? Dass du mir nicht wieder wehtusts?" fragte sie leise und wischte sich die Tränen von ihrem Gesicht.

Ich ging weiter auf sie zu, bis ich vor ihr stand und nur noch der Tresen uns trennte. Ich wischte mit meinem Daumen die Tränen weg, die weiter runterfielen, und sah ihr in die Augen.

"Ich werde dich nie wieder verletzen. Das verspreche ich."

Sie nickte und lächelte ein wenig. Ich ging um den Tresen und nahm sie in den Arm. Sie legte ihren Kopf an meine Brust und fing an zu schluchzen. Ich gab ihr einen Kuss auf den Kopf und fuhr mit meiner Hand ihren Rücken auf und ab.

Wir standen eine Weile so da bis sie aufgehört hatte zu weinen.

"Alles okay?" fragte ich vorsichtig. Sie nickte.

"Ich werd jetzt versuchen, etwas Schlaf zu kriegen." sagte sie. Ich nickte. Wir gingen nach oben. Vor ihrem Zimmer blieben wir stehen.

"Gute Nacht" sagte sie.

"Gute Nacht" antwortete ich. Sie wollte grade in ihr Zimmer gehen, doch ich wollte sie nicht einfach so gehen lassen.

Ich zog sie an ihrem Arm zurück und küsste sie. Erst stockte sie, dann erwiederte sie. In mir explodierte alles. So lange wollte ich das schon tun. Irgendwann unterbrach Amy den Kuss und lächelte mich an. Dann ging sie in ihr Zimmer.

************************************

An unserem letzten Tag in London wollten wir alle nochmal etwas zusammen machen. Wir entschieden uns dazu, in so ein richtig edles Restaurant zu gehen. Man saß auf einer Dachterrasse und hatte einen perfekten Blick auf die Themse und London. Die Lichter der Gebäude spiegelten sich auf der Themse wieder. Es war wunderschön.

Amy stand am Rand der Plattform uns sah einfach nur auf das Wasser. Ich ging auf sie zu und legte einen Arm um sie. Sie schmiegte sich an mich und ich legte meinen Kopf auf ihren.

"Ziemlich guter Ort für einen Neuanfang, hmm?" fragte ich und lächelte.

"Wie meinst du das?" fragte sie und sah mich an. Ich holte aus meiner Tasche das Armband, das ich ihr vor Ewigkeiten mal geschenkt, und das sie mir zurückgegeben hatte. Ich hielt es ihr hin uns sie nahm es in ihre Hand. Sie strich mit ihrem Daumen über den Herz-Anhänger und lachte.

"Du hast es aufgehoben!"

"Natürlich." lächelte ich. Amy sah das Armband lange an, bis sie es sich um ihr Handgelenk machte.

"Möchtest du es nochmal mit mir versuchen?" fragte ich sie. Sie lächelte mich an, fing dann an zu lachen und nickte.

"Ja, ich will!"

"Ich liebe dich!" sagte ich und zog sie in einen Kuss.

"Ich liebe dich auch!" erwiederte sie.

*Ende*

Those Three Words - HandofBlood Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt