Stiefbruder (boyxboy)

Marcus #2

„Ist dieser Neue echt dein ‚Bruder'?" spottend mustern mich Finn's Augen, jagen mir wie jedes Mal einen Schauer über den Rücken, ein Schauer der Abscheu. „Stiefbruder, ja. Und du lässt ihn mit Sicherheit in Ruhe." finster spreche ich meine Worte aus, möchte mir gar nicht vorstellen was ich mit ihm anstellen würde, wenn er es doch täte. Sich an meinem Stiefbruder vergreiffen und unheimliche Dinge mit ihm anstellen würde. Finn's ekelhaftes Lachen umhüllt mich. „Süss ist er ja." Provokation blitzt in seinen Augen auf, mustert mich erwartend. Mit gezügelter Wut wende ich mich von ihnen ab, schultere meinen Rucksack und gehe ohne ein weiteres Wort zu sagen in meine Klasse.
Ich hasse diesen Kerl.
Mit gesenktem Blick schleiche ich an meinen Fensterplatz in der hintersten Reihe und ziehe die Bücher der ersten Stunde aus meinem Rucksack. Immer mehr füllt sich der Raum, lässt einige verwirrte Blicke auf mir liegen. Ich bin sonst immer zu spät. Immer.
Brian -mein bester Freund- setzt sich entspannt auf den Platz neben mich und mustert mein Profil. Augenverdrehend lege ich meinen Blick auf ihn und deute ihm hin, direkt auf den Punkt zu kommen. Stumm schüttelt er seinen Kopf, wendet seine Augen nach vorne und ignoriert all meine Versuche das Thema zu vertiefen.
Miss Peters schliesst die Tür hinter sich, legt ihren Blick auf die Klasse und mustert uns mit ihren netten Augen. Sie ist die einzige Lehrperson, welche ich wirklich mag. „Guten Tag meine Lieb-„ das Klopfen an der Tür lässt sie verstummen und reisst die Aufmerksamkeit von jedem in diesem Raum auf sich. Als sie die Person auf der anderen Seite der Tür zu erkennen scheint, bilden sich die Lachfältchen um ihre Augen. „Ah, du musst Jackson sein? Ich bin Miss Peters." viel zu freudig erfasst sie seine Hand und bittet ihn anschliessend einzutreten. Verwuschelt liegen seine dunkelblonden Haare auf dem Kopf und lassen sein allgemein entspanntes Outfit noch mehr zur Geltung kommen. "Möchtest du dich kurz vorstellen?" ihre Worte werden als Frage formuliert, sind aber als Aussage gemeint. Jackson -welcher das genau so zu verstehen scheint- schmunzelt kurz auf und legt seinen Blick auf die Klasse. Das erste Mal fällt mir das Grübchen auf seiner rechten Wange auf, welches meinen Blick gefangen hält.
„Hey, mein Name ist Jackson Bowen und ich bin siebzehn Jahre alt. Ursprünglich komme ich aus New York, was bedeutet dass ich mich hier zuerst eingewöhnen muss. Hat jemand noch Fragen?" viele Hände schiessen in die Höhe, was ihm erneut ein Lachen entlockt. „Hast du eine Freundin?" diese Frage scheint viele zu interessieren, denn die Hälfte aller streckenden Hände fallen wieder nach unten. Die direkte Frage unserer lieben Schulkuh scheint ihn nicht zu stören, genau wie ihr intensiver Blick welchen er genau so direkt erwiedert. „Nein, hab ich nicht." amüsiert über ihren nun noch gierigeren Blick und ihre Unwissenheit legt er seinen Blick kurz auf mich, streifft meine grünen Augen. „Wieso hat jemand wie du keine Freundin?" ihre viel zu hohe Stimme hallt im Raum, scheint auch ihn enorm zu nerven. „Weil ich schwul bin." mit einem Lächeln zeigt er seine weissen Zähne, zwinkert Amanda zu und beantwortet die anderen Fragen entspannt weiter.
Der macht mich fertig.

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