Marcus #20

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Gebannt beobachte ich Jackson wie er den mir unbekannten Jungen in die Arme schliesst. Mir wird schlecht. Schmerzend zieht sich mein Magen zusammen, mein Herz beginnt schneller zu pumpen und mein Körper zu schwitzen. Ich kann sehen wie er Jackson etwas ins Ohr flüstert und aus irgendeinem Grund stehe ich viel zu schnell von meinem Stuhl auf. Laut knallt mein Stuhl zu Boden, reisst alle Blicke auf mich. Alle. „Marcus!" Brian's warnendes Zischen kommt mit zu Ohren doch mein Blick hängt an Jackson's Rücken. Der Unbekannte hebt seinen Blick, löst sich von Jack's Ohr und sieht zu mir. Es ist nicht lange aber er scheint zu verstehen. Etwas in seinem Gesicht verändert sich aber die starre Miene bleibt. Kein Grinsen oder Lächeln. Keine Verachtung oder Hass. Einfach nur Verständnis.
Ich spühre Jackson's Augen jetzt auch auf mir, kann mich aber nicht überwinden in diese zu sehen. Ich weiss nicht was ich machen würde. Brüllen? Weinen? Zusammenkrachen? Ich weiss es nicht. Und genau diese Unwissenheit lässt mich den Kopf schütteln, den Rucksack schultern und unter den Blicken aller Anwesenden aus der Cafeteria gehen.

Meine zitternden Finger umfassen das Feuerzeug, versuchen einen ‚Windschutz' zu produzieren und die Zigarette anzuzünden. Immer wieder flammt ein kleiner Funke auf, erlischt aber sofort wieder. Tränen nehmen mir die klare Sicht, rauben mir den letzten Nerv. „Verdammte Scheisse!" schreiend werfe ich das rote Feuerzeug gegen die Schulwand. Stumpf prallt es daran ab, fällt anschliessend zu Boden aber es bleibt ganz. Kein Kratzer ziert die rote Farbe. „Sogar dieses kleine Teil hält mehr aus als ich, ich fasse es nicht." entgeistert flüstere ich vor mich hin, hebe es auf um in den Müll zu werfen als sich die Stimme meines besten Freundes hinter mir meldet; „dieses kleine Ding hat aber kein Herz, mein lieber." still nimmt er mir mein Feuerzeug aus den Fingern, hält es unter meine Zigarette und zündet diese mit einer Daumenbewegung an. Die Flamme brennt in meinen Augen, frisst sich in den Tabak. „Nur weil du etwas mehr Zeit in etwas investieren musst heisst es nicht dass du alles gegen die Wand werfen kannst. Das ist nur ein Feuerzeug." zur Verdeutlichung hält er es auf Schulterhöhe in die Luft. „Aber das was ich meine zerstört momentan zwei Menschen."

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Stiefbruder (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt