chapter nine

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»Dann hat sie Panik bekommen und wollte weglaufen. So schlau wie Camy nun mal ist, hat sie nicht vor ihre Füße geschaut und ist eben draufgestiegen.« beendete ich meine Erzählung, worauf Harry lachte und fragte, ob es überhaupt jemanden unfähigeren als Camila gab.

Wir waren schon längst fertig mit dem Frühstück, aber saßen seit fast zwei Stunden an meinem Esstisch, lachten und redeten.

»Wie spät ist es?« kam es plötzlich von ihm und ich drückte auf mein Handy.

»Fuck, ich verpasse gleich meinen nächsten Flug!« sagte er und sprang auf.

»Shit!« gab ich von mir und folgte ihm ins Schlafzimmer.
Plötzlich fing er sich seine Hose auszuziehen und ich sah ihn verwirrt an.

»Ich gehe ungern in Shorts raus.« beantwortete er meine unausgesprochene Frage und ich nickte nur.
Ich ging ins Vorzimmer und sah mich um, ob er etwas vergessen hatte. Ein paar Sekunden später, kam Harry wieder aus dem Zimmer gestürmt. Er trug eine schwarze Jeans und ein buntes Hemd. Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass das Oberteil an jeden anderen Mann fürchterlich ausgesehen hätte. Doch an ihm sah es atemberaubend aus. Er sprang auf einem Bein rum und zog sich seine Schuhe an. Als er fertig zu sein schein, legte er alle Sachen auf den Boden und breitete seine Arme aus. Ich überbrückte den Abstand zwischen uns und fiel in eine feste Umarmung. Er drückte mich so stark an sich, dass ich das Gefühl hatte, ich würde ersticken.

»Wir sehen uns am Donnerstag.« sagte er, bevor er mir einen gefühlvollen Kuss auf die Lippen drückte.

»Einverstanden.« hauchte ich und wir lösten uns voneinander.
Er hob alle Sachen wieder auf und öffnete die Wohnungstür.

»Pass auf dich auf.« sagte er über seine Schulter und ich musste grinsen.

»Du auch.« gab ich zurück und er ging aus der Wohnung.
Gerade als ich daran dachte, die Tür zu schließen, kam er wieder rein und gab mir noch einen Kuss. Und noch einen zweiten und einen dritten.

»Jetzt geh schon, du verpasst den Flug.« lächelte ich.
Er löste sich und verschwand schließlich grinsend die Treppen nach unten. Als ich ihn nicht mehr hören oder sehen konnte, schloss ich die Tür und lehnte mich an dieser an. Waren die letzten vierundzwanzig Stunden wirklich passiert? Vielleicht war alles nur ein Traum. Die letzten Monate hatte ich öfter geträumt, irgendwo mit Harry am Stand zu liegen und wurde dann beim Aufwachen enttäuscht. Hatten wir es überstürzt? Er war nun einfach wieder in meinem Leben. So aus dem Nichts. Aber ich wollte auf keinen Fall, dass er jemals wieder von mir ging. Vielleicht hätten wir uns langsam wieder aneinander gewöhnen sollen, aber wozu warten.
Ich sah mich in meiner Wohnung um, sie roch nach ihm. Andere würden sagen, ich wäre verrückt, aber es roch tatsächlich alles nach ihm. Grinsend und überglücklich hopste ich durch den Flur in meine Küche. Ich räume die Reste des Frühstücks weg. Während ich meinen Esstisch aufräumte, hörte ich Musik. Ich ließ die Playlist der Charts laufen und drehte meinen Lautsprecher lauter, um mittanzen zu können. Plötzlich konnte ich Harry Stimme hören, was denn auch sonst? Vorgestern hätte ich eins seiner Lieder noch übersprungen, aber in dem Moment wollte ich am liebsten nichts anderes hören. Viel zu gut gelaunt rannte ich die Treppen nach oben in mein Wohnzimmer und räumte dieses auch auf. Was war denn los mit mir? Glücklich ließ ich mich in meiner sauberen Wohnung auf die Couch fallen. Ich musste Camy anrufen. Der FaceTime-Tone ertönte zehn Mal, bevor ich auflegte. Ich machte ihr eine Audio, in der ich ihr die Kurzfassung meiner letzten zwanzig Stunden gab. Gerade als ich mein Handy weglegen wollte, ertönte der Nachrichtenton von iMessage. Eine unbekannte Nummer schrieb mir.

»Ich will jetzt schon wieder zurück zu dir und ich bin noch in Wien!« schrieb die Person.
Also allein vom Kontext her hätte ich gesagt, dass die Nachricht von Harry war, aber ich tat auf unwissend.

»Wer sind Sie?« antwortete ich und musste lachen.
Hach ja, ich war schon ein witziger Mensch.

»Lustig, Melanie.« antwortet er.

»Woher kennen Sie meinen Namen?« tippe ich ein und grinste dabei wie ein Vollidiot.

»Keine Ahnung, stand im Telefonbuch.« ging er schließlich auf meinen plumpen Humor ein.

»Also soweit ich mich erinnere, hast du mir gesagt, du fliegst weg um zu arbeiten. Menschen stalken, ist keine Arbeit!«

»Ach, plötzlich weißt du, wer ich bin? haha« schrieb er und ich konnte mir genau vorstellen, wie er sein Handy angrinste, während wir schrieben.
Solange bis sein Flugzeug startete, führten wir noch sinnlose Konversationen. Am Ende versprach er mir sich zu melden, wenn er sicher gelandet war. Ich speicherte seine aktuelle Nummer ein und setzte ein Herz hinter seinen Namen. Danach googelte ich nach seinem Flug und sah nach, wann er ankommen würde. Irgendwie machte ich mir Sorgen um ihn. Warum wusste ich nicht, aber es war plötzlich so. Ich schüttelte meinen Kopf und nahm meinen Laptop, um auf andere Gedanken zu kommen. Auf YouTube sah ich mir ein paar Videos an. Als ich das nächste Mal auf die Uhr sah, war er abends. Zu Mittag war Harry gegangen, wie lange saß ich also schon auf dieser Couch? Mein Magen knurrte und ich ging die Treppen nach unten um mir Essen zu holen. Während ich aß, rief Camila mich zurück. Ich sprach mit ihr fast zwei Stunden lang, über die Geschehnisse der letzten Nacht. Weil ich ziemlich früh müde wurde, legte ich mich in mein Bett und schlief grinsend ein. Ein Nachrichten Ton weckte mich und ich sah, dass Harry mir geschrieben hatte, dass er sicher in seinem Haus war. Ich fragte ihn, ob er sein Haus in Hollywood nicht verkauft hatte, worauf er antwortete, dass er ein neues hatte. Ich erinnerte an damals, als ich mit ihm im Auto in Italien saß und ich ihn damit aufzog, dass er als Sänger mehrere Häuser hatte. Nachdem ich etwas mit ihm geschrieben hatte, schlief ich wieder ein.
Am nächsten Morgen wachte ich kurz vor zehn Uhr auf und holte sofort meinen Laptop von oben. Gleich würde nach LA-Zeit die LateLate-Show beginnen und ich wollte Harry sehen. Ich suchte online nach einem Livestream des Senders, auf dem die Show ausgestrahlt wurde und wartete begeistert auf den Auftritt von Harry. Ich schleppte mein Macbook mit ins Bad und stellte es neben mich, während ich Zähne putzte. Als dann endlich die Person auf dem Bildschirm auftauchte, auf die ich gewartete hatte, seufzte ich glücklich. Ich musste lächeln, weil er so süß und gut aussah. Mit meinem Handy machte ich ein Foto von ihm auf dem Laptop und schickte es ihm.

»Habe schon durchaus bessere Auftritte gesehen...« schrieb ich dazu und musste schon wieder über mich selbst lachen.
Ich war so ein witziger Mensch, unglaublich. Während ich mir Frühstück machte, sah ich mir die Sendung zu Ende an. Nachdem sie vorbei war klappte ich meinen Laptop zu und ging ins Schlafzimmer. Ich hatte mich spontan dazu entschieden, mit einer Freundin shoppen zu gehen. Bevor ich losging, wollte ich aber duschen. Mit frischen Klamotten, meinem Lautsprecher und meinem Handy ging ich ins Bad. Die Sachen die ich trug, zog ich aus und warf sie in den Wäschekorb. Gerade als ich in die Dusche steigen wollte, hörte meine Musik auf zu spielen und mein Klingelton ertönte. Ich sah auf mein Handy und musste grinsen.

FaceTime incoming call... - Harry

love destroyed through truth 2 | [H.S.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt